Japan - Zwischen Cannabis-Verbot und Nachfrage

In Japan vollzieht sich ein stiller Wandel: Immer mehr junge Menschen greifen zu Cannabis – trotz drakonischer Strafen und gesellschaftlicher Tabus. Was steckt hinter diesem Trend, und wie reagiert die Politik?
Cannabis und Gesetz: Ein harter Kontrast
Japan gilt als eines der Länder mit den strengsten Drogengesetzen weltweit. Der Besitz von Cannabis kann mit bis zu sieben Jahren Haft bestraft werden. Selbst geringe Mengen führen zu strafrechtlicher Verfolgung, und seit 2024 ist sogar der Konsum selbst kriminalisiert. Dennoch steigt die Zahl der Konsumenten, insbesondere unter 30-Jährigen.
Einfluss westlicher Kultur und soziale Realität
Filme, Musik und soziale Medien aus dem Westen haben das Bild von Cannabis in Japan verändert. Für viele junge Menschen ist es kein gefährliches Rauschmittel mehr, sondern eine weniger schädliche Alternative zu Alkohol. Diese Normalisierung führt zu einer wachsenden Diskrepanz zwischen Gesetz und Lebensrealität.
Das Smoker’s Story Project: Stimmen aus dem Untergrund
Dr. Yuji Masataka, Mitglied der Japanese Clinical Cannabinoid Association, sammelte im Rahmen des „Smoker’s Story Project“ persönliche Erfahrungsberichte von Konsumenten. Die Gründe für den Konsum reichen von Neugier über Stressbewältigung bis hin zu Selbstmedikation bei Depressionen und Schmerzen. Viele Teilnehmer berichten, dass Cannabis ihnen besser helfe als Alkohol oder verschreibungspflichtige Medikamente.
Mythen und medizinische Perspektiven
Die Studie widerlegt den „Gateway-Drug“-Mythos: Cannabis führt laut japanischer Forschung nicht zwangsläufig zu härteren Drogen. Gleichzeitig wird diskutiert, ob Cannabis eine Rolle in der Bekämpfung der mentalen Gesundheitskrise Japans spielen könnte – einem Land mit einer der höchsten Suizidraten weltweit.
Politische Debatte und mögliche Reformen
Obwohl Japan historisch eine Cannabis-Tradition pflegte, wurde diese nach dem Zweiten Weltkrieg durch US-Einfluss stark eingeschränkt. Heute diskutieren Politiker über Gesetzeslücken und mögliche Reformen – etwa zur medizinischen Nutzung oder zur Regulierung von CBD-Produkten.
Der Cannabis-Trend in Japan ist mehr als ein jugendlicher Rebellionsakt – er ist Ausdruck eines gesellschaftlichen Umbruchs. Zwischen strengen Gesetzen und wachsender Akzeptanz entsteht ein Spannungsfeld, das politische und medizinische Antworten verlangt.