Tragischer Tod von "Parasite"-Star Lee Sun-kyun

Valentina Lentz
11 Jan 2024

Der südkoreanische Schauspieler wurde am 27. Dezember leblos in seinem Auto in der Hauptstadt Seoul gefunden. Die Ermittler gehen von einem Selbstmord aus.


Der 48-jährige Schauspieler, der einigen wohl durch seine Rolle in dem Oscar-prämierten satirischen Thriller Parasite bekannt sein dürfte, war Ende des vergangenen Jahres zunächst von seiner Familie vermisst gemeldet worden. Auch sein Manager gab an, ihn nicht erreichen zu können. Wie die Nachrichtenagentur Yonhap meldete, hatten die Angehörigen zwar nicht Lee Sun-kyun, wohl aber eine Notiz - einem Testament sehr ähnlich - finden können. Die Polizei fand daraufhin den Wagen des Stars in der Nähe eines Parks des Jongno Distrikts in Seoul, konnte aber leider nur noch den Tod des Schauspielers feststellen. Lee Sun-kyun hatte schon seit Wochen unter enormen Druck gestanden, nachdem die Polizei Ermittlungen wegen vermutlichem Drogenkonsums gegen ihn aufgenommen hatte. 

Bereits Ende Oktober beherrschte die südkoreanischen Medien ein neuer Skandal, denn am 23. Oktober war der zunächst nur als 'L' benannte Verdächtige, um den es im Rahmen polizeilicher Ermittlungen zum Konsum von Cannabis ging, offiziell als Lee Sun-kyun identifiziert. Angeblich soll der Schauspieler in Anwesenheit einer Hostess Drogen konsumiert haben. Ein Vorwurf, den er direkt zurückwies, der Polizei aber volle Kooperation zusagte und im Gegenzug Anzeige wegen Erpressung erstellte. Er sei ausgetrickst und danach Opfer einer Erpressung von mehr als 100.000 Dollar geworden, so seine Behauptung. 

Es folgten mehrere Drogentests, die allesamt negativ ausfielen, sowie insgesamt 3 Verhöre im Verlauf der Ermittlungen. Das letzte fand einen Tag vor seinem Verschwinden statt und soll 19 Stunden gedauert haben. Sein Anwalt Seongcheol Park kritisiert das ganze Vorgehen der Behörden scharf und wirft ihnen vor, die negativen Testergebnisse sowie den Ansatz der Erpressung nicht ernst genommen zu haben. Laut New York Times ​​​​​​berichtete er in einem Telefoninterview:

"Das Verfahren war beleidigend und demütigend für ihn, obwohl es keine Beweise dafür gab, dass er Drogen genommen hatte. Es stimmt zwar, dass Ermittlungen notwendig sind, aber es ist ein Problem, wenn sie zu weit gehen und nicht den Verfahren und Protokollen folgen."

Ein Schicksal, das auch andere Prominente aber natürlich vor allem auch zahlreiche südkoreanische Bürger teilen, seitdem Präsident Yoon Suk Yeol den Krieg gegen die Drogen - samt Promi-Kampagnen und Anti-Drogen-Sendungen im TV - seit April 2023 erneut entflammt hat. So kam es 2023 zu rund 17.000 Verhaftungen aufgrund von Drogendelikten, 2019 waren es im Vergleich nur 10.400. Dies betrifft auch Konsumenten, denn für den Konsum von Cannabis drohen je nach Fall bereits empfindliche Geldstrafen oder sogar 6 Monate bis 4 Jahre Haft. Ein Vorgehen, das durchaus auch vorort kritisiert wird, da es viel zu sehr auf Bestrafung statt Rehabilitation basiert. Gloria Lai, Regionaldirektorin des International Drug Policy Consortium, erklärte:

"Wenn man sich die Daten anschaut und die harten Strafen betrachtet, die es seit Jahrzehnten gibt, haben sie nicht funktioniert. Und die Kosten für das Leben der Menschen sind enorm."

Und auch für Lee Sun-kyun scheinen die Kosten zu groß gewesen zu sein, um sie noch tragen zu können. Gleich nach den ersten Schlagzeilen verlor der Schauspieler bereits erste Werbeverträge, seine Hauptrolle im Drama No Way Out wurde neu besetzt, weitere Projekte abgesagt. Die Sorge um seine Karriere und Zukunft sowie der Druck auf seine Familie - er ist nicht nur verheiratet sondern auch Vater zweier Kinder - müssen enorm gewesen sein, entschuldigte er sich sogar öffentlich für diese "Enttäuschung".

Während manche Prominente deutlich erschüttert zur Gedenkfeier erschienen, gehen die Meinungen der zum Thema Befragten sogar unter den Jugendlichen Südkoreas auseinander. Manche scheinen sich wohl der Tatsache bewusst zu sein, dass es sich bei Cannabis um ein harmloses Rauschmittel handelt, verurteilen den Schauspieler aber aufgrund der Tatsache, dass der Konsum eben - im Gegensatz zu Tabak und Alkohol - gesetzeswidrig ist. Dabei war seine Schuld in Anbetracht der negativen Testresultate bei weitem nicht geklärt.

Es bleibt zu hoffen, dass der tragische Tod des Stars und die hitzige Debatte, die aufgrund dessen in Südkorea bereits angefacht wurde, zumindest zu einem Umdenken in Sachen Cancel Culture und hoffentlich auch einer Neubewertung des Cannabiskonsums führen könnten.

 

Sollten euch Depressionen oder auch Suizidgedanken plagen, sucht euch bitte schnellstmöglich Hilfe. Die anonyme Telefonseelsorge ist rund um die Uhr erreichbar, sowohl telefonisch als auch online:

 

Quellen:

  • forbes.com
  • m-en.yna.co.kr
  • nytimes.com
  • tagesschau.de
  • timesofindia.indiatimes.com
  • youtube.com/@KOREANOW

(Aktualisiert)

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Valentina Lentz