Psychedelika auf den Spuren von Cannabis?

Mercedes.Frank
26 Dec 2024

In den letzten Jahren gab es eine wachsende Zahl von Initiativen, die sich für Psychedelika einsetzen, vor allem um sie für therapeutische Zwecke zu nutzen. Die Psychedelika-Bewegung ähnelt sehr den Anfängen der Cannabis-Bewegung.


Anfang Juni 2024 wurden sogar die Ergebnisse einer Studie zur Wirkung von Psilocybin bei psychischen Erkrankungen veröffentlicht, die das Bundesforschungsministerium mitfinanziert hat. Aber genau das war Lange Zeit nicht der Fall. Zwischen den späten 1960er und den frühen 2000er Jahren wurden Psychedelika-Forschungen vollständig eingestellt. 

Die ersten, die eine behördliche Genehmigung für die Wiederaufnahme der wissenschaftlichen Erforschung von Psychedelika erhielten, waren Forscher der John Hopkins University in Baltimore, die 2006 eine bahnbrechende Studie veröffentlichten, in der zum ersten Mal von den langfristigen Vorteilen der Einnahme einer Einzeldosis Psilocybin die Rede war.

Aber Piylocybin, MDMA oder Ketamin (ist in Deutschland als Schmerz- und Narkosemittel zugelassen) können bei Depressionen oder Posttraumatischen Belastungsstörung durchaus helfen. 

Depressionen werden im Normalfall medikamntös mit Antidepressiva behandelt. Diese müssen regelmäßig eingenommen werden, damit sie ihre Wirkung entfalten. Manche depressive Patienten nehmen diese Mittel teilweise über Jahrzehnte ein. Psychedelika gelten im Gegensatz als disruptiv. Sie sorgen nicht dauerhaft und gleichbleibend für eine Veränderung der Hirnchemie wie Antidepressiva, sondern wirbeln quasi einmal alles durcheinander. Hirnareale, die sonst nicht miteinander in Kontakt stehen, kommunizieren jetzt. Das kann nach nur wenigen Sitzungen zu neuen Erkenntnissen und Sichtweisen führen.

Eine Gemeinsamkeit zwischen Cannabis und Psychedelika besteht darin, dass sie so ziemlich die gleichen Befürwortergruppen haben. Die Befürworter führen den medizinischen Nutzen von Psychedelika als Hauptargument für die Entkriminalisierung an, und es sieht so aus, als ob sie die gleiche politische Agenda einer schleichenden Legalisierung von Staat zu Staat verfolgen. Aber die Dinge könnten sich ganz anders entwickeln als bei Marihuana. Ein Haupthindernis für Halluzinogene war und ist die Tatsache, dass die Herstellung und der Vertrieb dieser Drogen sehr viel teurer sind als bei Cannabis. Und es gibt natürlich, siehe Cannabis, heftigen Gegenwind, was die Verfügbarkeit angeht. 

In einigen Ländern sind Psychedelika sogar legal. Das ist in einigen Bundesstaaten der USA beispielsweise der Fall. Aber man kann Psilocybin nicht so bekommen, wie man eine Packung Gras in einem legalen Cannabisladen kaufen würde. Hinzu kommt der hohe Preis. So kann ein einziger Kauf von Psychedelika in Oregon mehr als 1000 Dollar kosten, während ein Gramm Gras in legalen Läden schon für 5 Dollar zu haben ist. Auch in Bezug auf die Infrastruktur gibt es Unterschiede. Während die Bürger von Oregon beispielsweise in über 800 legalen Cannabisläden Blüten und Cannabisextrakte kaufen können, sind legale Psychedelika nur in einer bescheidenen Anzahl von etwa 30 Psilocybin-Zentren erhältlich.

Als bislang einziges Land der Welt hat Australien MDMA ebenso wie den Pilzwirkstoff Psilocybin als Medikamente in der Psychotherapie zugelassen. In den USA dagegen wurde kürzlich ein Antrag um Zulassung für eine MDMA-gestützte Psychotherapie von der FDA abgelehnt.

Dort und überall sonst auf der Welt wird der Kampf für eine (teilweise) Legalisierung also wohl noch eine ganze Weile dauern. Und wenn man bedenkt, wie lange dieser Kampf schon in Sachen Cannabis dauert…

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Mercedes.Frank