Cannabis & Ängste - Ein komplexes Verhältnis

Valentina Lentz
31 Jul 2024

Vermutlich kennen viele Konsumenten jemanden, der Gras gerade deshalb genießt, um entspannter und etwas losgelöster zu sein. Eben so viele werden aber wohl auch schon mal jemanden getroffen haben, der angab, sich unwohl nach dem Konsum zu fühlen - besonders in Anwesenheit vieler Menschen. Doch wie genau stehen Konsum und Ängste in Verhältnis zueinander?


Es wird sowohl davor gewarnt, dass ein erhöhter Konsum womöglich das Risiko für eine Schizophrenie erhöht, als auch berichtet, dass Cannabis - insbesondere CBD - gerade durch die angstlösende Wirkung Potenzial zur Behandlung von Angststörungen zeigt. Das klingt erst mal widersprüchlich, zeigt aber die Komplexität der Thematik und wie weit am Anfang die Forschung noch steht.

Bei Angststörungen handelt es sich um Erkrankungen, bei denen die Menschen ständig oder unangemessen, ängstlich auf Situationen reagieren. Davon betroffen sind in Deutschland 20% der Frauen, hingegen nur 9% der Männer. Konkret unter sozialer Ängstlichkeit leiden 2,7% bzw. 1,3%. Letztere zeichnet sich dadurch aus, dass die Betroffenen Angst vor kritischen Reaktionen haben, Hemmungen empfinden, vor anderen Menschen zu sprechen, oder befürchten sich aufgrund von Ungeschicktheit oder Ähnlichem zu blamieren.

  • Coping: Ängstliche Personen benutzen die entspannende Wirkung von Cannabis (oder Alkohol), um ihre Angst vor sozialen Situationen zu mildern. Dies kann jedoch wiederum zur Folge haben, dass sie soziale Situationen meiden, aus Angst, sie könnten sich im berauschten Zustand nicht angemessen verhalten. (drugcom.de)

Was war zuerst da - die Angst oder der Konsum?

Ein Zustand, der die Betroffenen zur Meidung solcher Situationen führt, schlimmstenfalls in einer Panikattacke ausarten kann, und die ersten Symptome meist schon in der Jugend zeigt. Doch was ist zuerst da - die Angst oder der Konsum? 

Ein Forschungsteam der Florida State University beschäftigte sich schon vor etlichen Jahren mit dem Zusammenhang von sozialer Phobie und problematischem Cannabiskonsum. In den USA weisen knapp 30% der Menschen mit sozialer Phobie auch einen problematischen Drogenkonsum auf, während es beim Rest der Bevölkerung nur 4,2% sind. Nach insgesamt 14 Jahren - die Teilnehmer waren zu Beginn 16, am Ende 30 Jahre alt - ergab die Studie dann jedoch eindeutig, dass der Konsum erst nach den ersten Anzeichen der Phobie begann.

Sie bestätigte die soziale Ängstlichkeit somit als einen äußerst relevanten Faktor bei der Entwicklung von problematischem Konsumverhalten. Einen Zusammenhang zwischen Ausprägungsstärke der Phobie und Konsumhäufigkeit gebe es laut einer weiteren Studie des Teams hingegen nicht, so Drugcom:

"Angstsymptome sind also bei Personen, die viel kiffen, nicht stärker verbreitet als bei denen, die nur hin und wieder zum Joint greifen." 

Dennoch kann offensichtlich nicht jeder Cannabis genießen, entwickeln manche doch psychotische Symptome wie Paranoia. Diese ist darauf zurückzuführen, dass das Gehirn versucht Erklärungen für die negativen Gedanken zu finden, die plötzlich bei den Betroffenen aufkommen. Paranoide Gedanken können aber sowohl vorübergehende Nebenwirkung, als auch Anzeichen für eine generelle Anfälligkeit sein.

Obwohl oftmal darauf hingewiesen wird, dass mit steigendem Cannabiskonsum auch das Risiko für Psychosen steigt, spielt auch das Vorhandensein bestimmter Gene eine Rolle. Wie beispielsweise bei der Schizophrenie, bei deren Behandlung inzwischen sogar CBD seine Wirksamkeit zeigen konnte.

Glücklicherweise zeigen immer mehr CBD-Studien ähnliche Ergebnisse in Sachen Linderung von Ängsten, so zum Beispiel zur Beruhigung vor öffentlichen Reden. Dies liegt an der Wirkweise von CBD im Gehirn und den Rezeptoren, an die es sich dort bindet:

"Diese Rezeptoren befinden sich in Hirnregionen, die mit sozialer Angst in Verbindung gebracht werden, was darauf hindeutet, dass CBD das Potenzial hat, die Funktion dieser Regionen zu beeinflussen und die Symptome zu lindern.(conquersocialanxiety.com) 

Quellen:

  • angstselbsthilfe.de
  • conquersocialanxiety.com
  • drugcom.de
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Valentina Lentz