Kann Cannabis bei Krebs helfen?
Seit März 2017 darf Cannabis in Deutschland in verschiedenen Formen und Anwendungsbereichen als Medizin verschrieben werden und konnte sich seither sowohl als Therapieergänzung etablieren als auch zahlreiche vielversprechende Felder zur weiteren Erforschung öffnen.
Mit dem Gesetz "Cannabis als Medizin" wurde der Weg zur Verschreibung von cannabisbasierten Arzneimitteln und medizinischem Cannabis, sowie der Kostenübernahme nach Antragsgenehmigung seitens der Krankenkassen geebnet. Der Einsatz soll demnach auf schwerkranke Patienten begrenzt sein, für die "eine allgemein anerkannte Leistung nicht zur Verfügung steht oder nach begründeter Einschätzung nicht geeignet ist". Es muss die "Annahme auf eine spürbar positive Einwirkung auf Verlauf oder Symptome einer Krankheit bestehen", so gibt es die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) wieder. Dass das konkrete Einsatzgebiet dabei keine Rolle spielt und eine studienbasierte Bewertung seitens des Gesetzes als nicht notwendig gilt, erschwere allerdings die Entwicklung eines Zulassungsprozesses für bestimmte Gebiete.
Aktuell finden die Fertigarzneimittel Dronabinol, Nabiximols und Nabilon - unabhängig vom ursprünglichen Zulassungsbereich - sowie Cannabisblüten und standardisierte Extrakte in der Medizin Anwendung. Während Dronabinol ein teilsynthetisches THC-Derivat und Nabilon ein komplett synthetisches Cannabinoid ist, handelt es sich bei Nabiximols um ein Spray aus pflanzlichen Extrakten, das aktuell zwar in Teilen Europas und Kanada erhältlich ist, in den USA aber noch auf Zulassung wartet. Vom medizinischen Gebrauch der Blüten wird oftmals noch abgeraten wegen der Ungleichmäßigkeit der Wirkstoffkonzentration sowie den Unterschieden je nach Konsumart. Zu den Nebenwirkungen zählen Müdigkeit, Übelkeit und Schwindel, der mitunter auch zu einer erhöhten Sturzgefahr führen kann, sowie Herzrasen und in manchen Fällen auch Depressionen. Zudem wird die Möglichkeit zur Abhängigkeit, die allerdings auch bei anderen Medikamenten besteht, als Risikofaktor genannt, ebenso wie die nicht genügend erforschten Wechselwirkungen innerhalb der Cannabinoide sowie in Kombination mit anderen Arzneimitteln.
Als Kritik wird auch immer wieder der unzureichende Wissensstand genannt, der wohl auch durch die Begleiterhebung zum Gesetz, und der bekannten, mit ihr einhergehenden, Mängel, nicht wirklich verbessert werden dürfte. So gelten die bisher durchgeführten Studien oftmals entweder als qualitativ unzureichend, oder aber als veraltet und die Datenlage als zu schwach. So kann beispielsweise bemängelt werden, dass in manchen Studien Cannabis nur zusätzlich zur bestehenden Schmerztherapie vergeben wird, in anderen kontrollierten Vergleichen hingegen aber nur mit einem Placebo und nicht etwa mit einem Schmerzmittel verglichen wird. Neben der Kritik bieten die Studien aber auch Anlass zur Hoffnung, denn so konnten beispielsweise die positiven Effekte auf Übelkeit, Appetitverlust und Erbrechen im Rahmen der Chemotherapie, ebenso wie das mit der Cannabis-Verschreibung einhergehende Sinken der Opiat-Einnahme belegt werden.
Auch wenn Krebs noch nicht durch Cannabis geheilt werden kann, hat es sich doch inzwischen in der Krebstherapie etabliert, in dem es als Add-On-Medikament nicht nur die Nebenwirkungen der Chemotherapie mildert, sondern auch einen wichtigen Beitrag bei der Linderung von Tumorschmerzen und Bekämpfung von Schlaflosigkeit sowie Depressionen leistet. Außerdem wächst auch das Interesse an künftigen Möglichkeiten zur Primärbehandlung, da es mehrere Studien gibt, die darauf hindeuten, dass Cannabinoide die Vermehrung und Ausbreitung von Krebszellen behindern, wenn nicht sogar ihre Zerstörung begünstigen können. So entdeckte beispielsweise ein deutsches Team, u.a. bestehend aus Forschern der LMU und TU München, dass CBD den für die Krebsentwicklung relevanten sogenannten Transkriptionsfaktor NF-kB so umwandeln können, dass verschiedene Krebsarten, wie im Gehirn auftretende Glioblastome, unterdrückt werden können. So unterschiedlich die Studien auch in thematischer Ausrichtung und Fazit ausfallen, haben sie doch meist den Wunsch nach einer weiterführenden Forschung und qualitativ hochwertigen klinischen Studien gemein, denn das Potenzial der Pflanze scheint gemeinhin unbestreitbar.
Mehr zum Thema Cannabis in der Medizin gibt es HIER. Die Kritik zur Begleiterhebung ist HIER nachzulesen.