Cannabis-Terroir: Wie die Umwelt Qualität formt
Bereits aus dem Weinanbau bekannt, kann das Terroir durchaus auch bei Cannabis eine Rolle spielen. Welche Faktoren berücksichtigt werden müssen und was das in der Praxis bedeutet, erfahrt ihr hier.
Der französische Begriff geht auf das 14. Jahrhundert zurück und ist meist mit dem Weinanbau verknüpft, bezeichnet er doch häufig die äußeren Einflüsse, die dem Wein seinen Charakter verleihen. Prominentes Beispiel ist beispielsweise auch der Champagner, der aus der namensgebenden französischen Region Champagne stammt. Es geht dabei also um das Zusammenspiel sämtlicher natürlichen Bedingungen.
Konkret bedeutet dies, dass Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Sonnenstunden, Nebel und Niederschlag, Ausrichtung sowie Exposition, aber auch Wassereinzugsgebiete und Bewässerungsquellen eine Rolle spielen. Auch die mineralische und mikrobielle Zusammensetzung des Bodens ist relevant. Sogar der kulturelle Einfluss durch Menschen wird - je nach Interpretation - mitunter in Form der Anwendung verschiedener Methoden wie Traditionen als Faktor inkludiert.
“Der Farmer ist nur so gut wie sein Terroir.” - Frenchy Cannoli
Zu den wohl bekanntesten Cannabis-Anbaugebieten zählen unter anderem Afghanistan, Pakistan, das Hindukusch-Gebirge und Marokko, aber auch Thailand und Kalifornien. Die Wechselwirkung von Umwelt und Genetik ist wissenschaftlich belegt, denn das Terroir wirkt auf Wachstum und Gestalt sowie auf die Synthese, und beeinflusst dadurch auch die Konzentration von Cannabinoiden sowie Terpenen. Schlussendlich spiegelt sich dies dann auch in Aroma, Geschmack und Potenz wider. Für optimale Ergebnisse sollte man daher auch eine Sorte wählen, die für die jeweiligen Anbau-Verhältnisse draußen passend ist. Veränderte Bedingungen können nämlich auch eine veränderte Qualität bedeuten.
“Mendocino könnte das Bordeaux des Cannabis werden.” - Frenchy Cannoli
Einer der bekanntesten Bewunderer der Thematik Cannabis-Terroir war der im Juli 2021 verstorbene französische Cannabis-Aktivist und Hashishin Frenchy Cannoli. Dieser prophezeite gerade Kalifornien - und dem sogenannten Emerald Triangle im Speziellen - eine goldene Zukunft im Cannabisanbau. Zu diesem zählen die Counties Humboldt, Mendocino und Trinity, wo bereits seit den 60ern Cannabis angebaut wird. In den 80ern stammte dann bereits die Hälfte des US-amerikanischen Bedarfs allein aus Humboldt.
“Ich war fasziniert davon, wie das Terroir den Charakter der Pflanze beeinflusst” - Frenchy Cannoli
Daher gibt es dort auch längst eine Initiative der Farmer zur Entwicklung eines offiziellen Appellationsprogramms, wie man es auch bei Wein, Sekt, Käse oder Kaffee kennt. Ein Vorhaben, das seit 2018 offiziell per Gesetz eingefordert wird und vermutlich unter der neuen Aufsichtsbehörde der Cannabisindustrie, dem Departement of Cannabis Control, umgesetzt wird. Die offizielle Bezeichnung soll die geschichtliche Verknüpfung von Region und Cannabisanbau hervorheben und somit den Farmern unter anderem auch eine bessere Positionierung auf dem hart umkämpften Markt ermöglichen.
Zu einem ähnlichen Schluss kam auch der Forscher Pierre-Arnaud Chouvy - u.a. Doktor der Geographie an der Sorbonne Universität in Paris - anhand eines anderen Beispiels. Folgendes erklärte er in seinem Artikel 'Marokkanisches Haschisch als Beispiel für ein Cannabis-Terroirprodukt':
“Dieser Artikel kommt zu dem Schluss, dass die Existenz und Erhaltung eines Haschisch-Terroirs der Rif-Region in vielerlei Hinsicht zugute kommen kann: durch Verbesserung des Images und des Rufs von marokkanischem Haschisch, durch Steigerung seines Marktwerts und durch Vorteile für die lokale, regionale, nationale Wirtschaft.”
Und weiter:
“Die Identifizierung eines Cannabis-Terroirs bedeutet jedoch auch, seine historischen, geografischen, kulturellen und ökologischen Komponenten anzuerkennen, um sie zu schützen. Daher kann sich die Identifizierung und Förderung eines Terroirs als wirtschaftlich, ökologisch und kulturell vorteilhaft erweisen, da sie Erhaltungsrichtlinien und -maßnahmen impliziert, die dem Gleichgewicht und der Stabilität einer bestimmten Region, in diesem Fall der Rif-Region Marokkos, zugute kommen kann.”