Decarboxylieren – Warum es den Unterschied macht

Valentina Lentz
13 Jul 2025

Ob für medizinische Zwecke oder den Freizeitgenuss: Die Wirkung von Cannabis hängt maßgeblich von seiner chemischen Zusammensetzung ab. Ein entscheidender Faktor dabei ist die Decarboxylierung – ein Prozess, der während des Trocknens und Erhitzens stattfindet und die Cannabinoide in ihre aktive Form überführt. Doch was passiert dabei genau? Und warum macht dieser Schritt den Unterschied?


Was ist Decarboxylierung?

Cannabinoide liegen in der frischen Pflanze überwiegend in ihrer säurehaltigen Form vor – etwa als THCA (Tetrahydrocannabinolsäure) oder CBDA (Cannabidiolsäure). Diese Verbindungen sind nicht psychoaktiv. Erst durch die Decarboxylierung – also die Abspaltung einer Carboxylgruppe (COOH) – entstehen die bekannten Wirkstoffe THC und CBD, die für die typischen Effekte von Cannabis verantwortlich sind.

Dieser chemische Prozess wird durch Hitze, Licht oder Zeit ausgelöst. Selbst beim einfachen Lufttrocknen beginnt die Umwandlung – ganz ohne direkte Wärmeeinwirkung.

Was verändert sich beim Trocknen?

Eine aktuelle Studie zeigt: Der Gehalt an decarboxylierten Cannabinoiden ist in getrockneten Blüten deutlich höher als in frischem Pflanzenmaterial. Besonders auffällig ist die Umwandlung von CBDA zu CBD – ein Hinweis darauf, wie stark das Trocknen die chemische Struktur beeinflusst.

Auch andere Prozesse wie Oxidation und Isomerisierung tragen zur Veränderung des Cannabinoidprofils bei. So entstehen während der Lagerung neue Verbindungen wie CBN oder THCV, die in frischen Blüten kaum nachweisbar sind.

Temperatur und Zeit: Die Schlüssel zur Potenz

Die Decarboxylierung ist temperaturabhängig. Bereits ab 90 °C beginnt die Umwandlung, doch der optimale Punkt für die Aktivierung von THCA zu THC liegt bei etwa 150 °C, wobei bis zu 70 % des Wirkstoffs freigesetzt werden können.

Wer Cannabis raucht oder vaporisiert, sorgt automatisch für eine vollständige Decarboxylierung. Doch auch beim Backen oder Kochen ist die richtige Temperatur entscheidend, um die volle Wirkung zu entfalten.

Lagerung beeinflusst die Wirkung

Neben dem Trocknen spielt auch das Curing und die Lagerung eine wichtige Rolle. Licht, Wärme und Feuchtigkeit können die Stabilität der Cannabinoide beeinträchtigen. Besonders THC ist anfällig für Abbauprozesse – mit der Zeit sinkt die Potenz, und die Wirkung verändert sich.

Ein gut getrocknetes und richtig gelagertes Produkt enthält daher nicht nur mehr aktive Cannabinoide, sondern bietet auch ein konstanteres Wirkprofil.

Decarboxylieren ist kein Detail – es ist entscheidend

Die Decarboxylierung ist der Schlüssel zur Aktivierung der Wirkstoffe im Cannabis. Sie entscheidet darüber, ob ein Produkt therapeutisch wirksam oder einfach nur aromatisch ist. Wer die Prozesse rund ums Trocknen, Erhitzen und Lagern versteht, kann die Qualität und Wirkung seines Cannabis gezielt beeinflussen – und das Beste aus jeder Blüte herausholen.

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Valentina Lentz