Interview: Die Canna Cup Veranstalter im Gespräch

Valentina Lentz
23 Jun 2024

Anlässlich des Canna Cups am 20. und 21. Juli im Niehler Hafen, Köln, hat Soft Secrets sich mit den beiden Hauptverantwortlichen - Philip Minettos und Chris - des Organisationsteams unterhalten. Erfahrt hier mehr zur Veranstaltung und den Hintergründen. [ Die Veranstaltung musste leider aufgrund von Starkregen verschoben werden. Neuer Termin und Location werden noch mitgeteilt. ]


Hallo an euch beide. Schön, dass es sich hat einrichten lassen. Beginnen wir doch mit einer kleinen Vorstellrunde: Wer seid ihr und wie kam es zur Canna Cup Idee?

Philip: Ich möchte den Impuls geben, friedlich zusammen zu kommen und kulturübergreifend und divers zu genießen und Mensch zu sein. Ich bin jetzt 37 Jahre alt, veranstalte hier in Köln seit etwa zehn Jahren - gerade im elektronischen Bereich - viel, habe mit Raves im Wald angefangen vor elf, zwölf Jahren mittlerweile. Mit Anfang 20 habe ich eine kaufmännische Ausbildung absolviert und die letzten sechs Jahre als Betreuer im Betreuten Wohnen mit psychisch und Suchterkankten Menschen gearbeitet. Dann haben wir vor knapp drei Jahren einen Verein gegründet, mit dem wir Kunst und Kulturnachwuchs hier in Köln fördern, wodurch dann auch im Jahr 2022 das erste dreitägige Festival entstanden ist. Im gleichen Jahr haben wir dann auch den ersten veganen Weihnachtsmarkt hier in Köln veranstaltet, den wir jetzt regelmäßig durchführen, und auch im Frühling weitere vegane Märkte veranstalten.

Und jetzt kam noch die Sache mit der Legalisierung dazu. Den Chris kenne ich schon fast 15 Jahre und wir haben damals schon - ohne auf die Details einzugehen - in dem Bereich zusammengearbeitet. Ich bin damals schon immer viel nach Amsterdam gefahren und habe da viele Leute kennengelernt, die jetzt zum Beispiel auch Samenbanken leiten oder Coffeeshops betreiben, und fand das Konzept der Cannabis Cups eh schon immer total genial. Als dann die Legalisierung kam, ist mir aufgefallen, das ist doch eigentlich ein schönes Event, um Leute zusammenzubringen und eine friedliche Veranstaltung zu machen, um auch direkt ein bisschen aufzuzeigen: Ja, es gibt diese Klischekiffer, die irgendwie nichts auf die Reihe kriegen und den ganzen Tag auf dem Sofa rumhängen und Chips essen - also das mache ich ja auch manchmal - die aber auch im Leben nichts auf die Reihe kriegen. Der Großteil der Leute sind ja aber einfach ganz durchschnittliche Menschen, die im Leben stehen und viele verschiedene Sachen machen. Deswegen wollten wir eben ein Event schaffen, wo diese Leute zusammenkommen können, um die ganze Legalisierung auch mal so ein bisschen zelebrieren zu können.

Chris: Ich bin jetzt mittlerweile 34 Jahre alt, gelernter Heilerziehungspfleger, seitdem ich 16 bin im Sozialbereich tätig, mit zwei Jahren Pausen im Einzelhandel. In meiner Freizeit habe ich bis vor kurzem knapp 7 Jahre ehrenamtlich ein Charity Projekt geleitet, indem wir mithilfe von Events soziale Projekte unterstützt & finanziert haben. In meinem Heimatdorf Witzhelden veranstalten wir darüber hinaus einen kleinen Weihnachtsmarkt. So konnte ich in der Zeit an knapp 30.000€ Spenden für Soziale Projekte aktiv mitwirken und aus meiner Sicht schöne Momente kreieren, mich in vielen Dingen erproben, wichtige Erfahrungen sammeln und mich darüber hinaus auch persönlich entwickeln. In Zukunft möchte ich meine Erfahrungswerte mitnehmen und mich nun primär der Thematik und meiner großen Passion Cannabis widmen. Da kam die Idee von Phil mit dem Cup grade recht - Ich musste keinen Moment zögern, ob ich Bock habe mitzuwirken. Definitiv trage ich reichlich Herzblut für die Pflanze in mir, was es brauchen wird, für unser Vorhaben, eine Gemeinschaft zu schaffen, die sich für Verantwortung und Genuss einsetzt.

Wie verlief die Planung der Veranstaltung für euch? Das ursprüngliche Datum musste ja dann doch leider nochmals verschoben werden.

Philip: Ja, das ist ja leider immer etwas schwierig in der Stadt Köln. Also gerade was so Locations angeht, wo jetzt nicht regelmäßig Veranstaltungen stattfinden, da braucht man immer eine relativ lange Vorlaufzeit, weil man den Beamt*innen in den zuständigen Ämtern sehr viel erklären muss, weil die Vorstellungskraft fehlt. Und dann kann sich das auch schon mal um Wochen oder Monate alles verschieben. Also da haben die gar keinen Vertrag mit, dann auch Sachen kurz vorher noch abzusagen. Das haben wir jetzt bei einem anderen Thema auch, beim “Mund zu Mund”-Festival, wo das Amt für Umwelt mit absurden Vorstellungen um die Ecke kam.

Interview: Die Canna Cup Veranstalter im Gespräch

Könnt ihr schon etwas zum Line Up oder der Jury verraten? Auf eurer Webseite erwähnt ihr neben den Jury-Tickets auch eine geladene Jury.

Philip: Also es wird eine VIP-Jury geben, die aus z.B. einer Ärztin Dr Shabnam Sarshar, dem Gründer des Europäischen Hanfverbandes Michael Carus, aber auch aus Musiker:innen, Growshopbetreiber:innen und anderen Fachleuten besteht. Zusätzlich dazu können die Gäste sich einen Jury-Pass kaufen, ganz wie in den Niederlanden. Damit erhalten sie Zutritt zu unserem exklusiven und abgetrennten Growers-Bereich auf der Veranstaltung. Dort gibt es dann Einblicke in die Züchtungen und mit einem Punktesystem von 0-10 sollen diese dann auch bewertet werden. Wir werden auf jeden Fall richtig ordentliche Mikroskope zur Bewertung da haben, da wir auch möchten, dass die Leute sich die Blüten von ganz nah anschauen können.

Ihr scheint bei der Organisation unterschiedliche Schwerpunkte zu setzen, darunter Prävention und Aufklärung. Was ist euer Gedanke dahinter?

Chris: Ein wichtiges Thema und auch hinsichtlich des Cups. Es heißt nämlich nicht nur zu sagen “Jo, Legalisierung, wir kiffen alle”, sondern sich wirklich auch damit auseinandersetzen, welche Probleme durch starken Missbrauch entstehen können und wie man bewussten Umgang umgesetzt bekommt. Hier kann auch gerne in Gemeinsamkeit etwas entstehen. "Gesünder" als sich am Wochenende die Hucke voll zu saufen ist es allemal. Ich glaube auch, dass diese Pflanze Menschen auf eine ganz andere Weise verbindet, wie zum Beispiel die Droge Alkohol und das ist was schönes. Nochmal - Ich sehe einfach sehr viel Potenzial, dass Menschen zusammenrücken, gemeinsam kreieren.

Philip: Was wir auf dem Cup dazu anbieten, ist auf jeden Fall das Thema Ärzte vor Ort zu haben. Wir haben z.B. eine Ärztin namens Shabnam Sarshar dabei, die viel über Regelblutungen, Regelschmerzen und das Thema Cannabis als Linderungsmöglichkeit erzählen wird. Und dann gibt es Leute, die zum Beispiel seit Jahren schon Firmen haben, die mit nachhaltigen Materialien arbeiten - unter anderem auch Hanf - sodass man so ein bisschen Aufklärungsarbeit in diese Richtung leistet, indem man Fachleute vor Ort hat, Ärzte und Leute aus der Industrie, die dann Vorträge oder Podiumsdiskussionen abhalten. Ein Anwalt wird ebenfalls einen Vortrag halten und Fragen aus dem Publikum beantworten.

Interview: Die Canna Cup Veranstalter im Gespräch

Nachhaltigkeit scheint für euch ein weiterer Schwerpunkt bei der Organisation des Cups zu sein. Wie kam es dazu?

Philip: Das hat bereits bei unseren Veranstaltungen, wie dem “Mund zu Mund”-Festival und dem veganen Weihnachtsmarkt, angefangen. Wir wollten lokale KünstlerInnen fördern, weil wir es ab einem gewissen Punkt so absurd fanden, dass DJs durch die Gegend gekarrt wurden, mit Flugzeugen von Tausenden Kilometer Entfernung, um dann ein DJ-Set zu spielen. Das hat für uns alles schon nicht mehr so viel Sinn gemacht. Und dann kamen irgendwann so Sachen dazu, dass wir die großen Getränkehersteller wie Coca-Cola nicht mehr unterstützen wollten, und haben dann ganz viele kleine Hersteller aus der Umgebung gefunden. Manchmal ist es so ein bisschen komplizierter von der Handhabung oder auch ein bisschen teurer, wobei es in der Regel meistens gar nicht mal so ist. Wir sind mittlerweile echt froh, dass wir an dem Punkt stehen, wo wir die komplette Getränkekarte von regionalen Herstellern anbieten können, sowohl alkoholisch als auch nicht alkoholisch.

Dann kam natürlich irgendwann der Punkt, wo wir die ganze Veranstaltung möglichst nachhaltig gestalten wollten. Das heißt, dass man guckt, dass man keine Wegwerfmaterialien mehr benutzt. Es war mir dann natürlich als langjährigem Veganer auch ein Anliegen, dass die angebotenen Produkte auch vegan sind. Egal ob jetzt Essen, Getränke oder auch andere Sachen wie Merchandising. Wir haben auf den veganen und nachhaltigen Märkten ganz viele tolle Essensstände und ganz viele kleine Manufakturen. Das sind in der Regel selbstständige Einzelpersonen - oder maximal zu zweit oder zu dritt - aus Köln und Umgebung, die handgemachten Schmuck und Accessoires, aber auch Hygiene-Artikel, Kerzen und vieles mehr herstellen. Es wird Tattoo- / Graffiti- und andere Künstler:innen aus Köln und dem Umland geben. Wir versuchen, an jedem Schritt in der Lieferkette oder an jedem Schritt der Veranstaltung zu schauen, wie wir es möglichst nachhaltig gestalten können. Das gelingt natürlich nicht immer und auch nicht überall und auch nicht in dem Maße, in dem wir es mittlerweile eigentlich bräuchten, aber ich würde sagen, wir sind auf einem guten Weg.

Interview: Die Canna Cup Veranstalter im Gespräch

Was wollt ihr unseren Lesern abschließend noch mit auf den Weg geben?

Chris: Ich bin total gespannt, was aus der Legalisierung entsteht. Und generell auf diese ganze Bewegung darf man gespannt sein. Ich hoffe einfach, dass wir diese Chance - die uns auch irgendwo vom Staat gegeben wird - nutzen und Deutschland zeigen, dass diese “Szene” einfach keine toxische oder keine gefährliche Szene ist. Da sind ganz viele tolle Charaktere bei: Künstler, kreative Köpfe, schaffende Menschen. Ich freue mich einfach auf die Möglichkeit diese Chance zu nutzen und appelliere auch da nochmal an jeden, einfach auch in diesem Raum zu bleiben, der uns da gegeben wird, und dann zu schauen, wohin sich das Ganze entwickelt.

Philip: Also, wir fänden es super, wenn sich die Leute zahlreich anmelden, um ihre Grow-Ergebnisse vorzustellen. Das ist ja so ein bisschen der Gag an der ganzen Sache eigentlich. Also es ist natürlich auch schön, dass wir da das ganze andere Programm haben, aber es wäre natürlich geil, wenn sich möglichst viele Grower*innen finden, die dort ihre Materialien vorstellen. Wir laden die Leute auf jeden Fall herzlich dazu ein, vorbeizukommen: Seid sehr divers, seid sehr vielfältig. Kommt, wie ihr seid und habt eine schöne Zeit. Das ist eigentlich so die Message des Ganzen. 

Interview: Die Canna Cup Veranstalter im Gespräch
Interview: Die Canna Cup Veranstalter im Gespräch

Ihr würdet gerne mehr zur Veranstaltung erfahren? Dann schaut euch gerne unseren Artikel zum Canna Cup:

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