Schweizer Studie: Legales Cannabis reduziert „problematischen Konsum“

Vor etwa zwei Jahren startete die Schweiz einen damals neuen Ansatz zur wissenschaftlichen Erforschung des Cannabishandels. Das Land startete den ersten einer Reihe von regionalen Pilotversuchen zum Cannabishandel für Erwachsene, bei denen die lokale Produktion und der Verkauf von Cannabisprodukten für den Freizeitgebrauch erlaubt wurden.
Pilotversuche gibt es inzwischen auch in den Niederlanden und sind Teil des deutschen Legalisierungsmodells, obwohl die Pilotversuche in Deutschland aus verschiedenen Gründen noch nicht angelaufen sind. Bei den Programmen geht es auch darum, Daten und Erkenntnisse auf lokaler Ebene zu sammeln, um den Verantwortlichen bei der Ausarbeitung von Gesetzen und Verordnungen zu helfen.
Ein interdisziplinäres Forschungsteam der Abteilung Sucht des Gesundheitsdepartements des Kantons Basel-Stadt, der Universität Basel, der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel (UPK) und der Psychiatrischen Dienste Aargau hat kürzlich die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, die sich auf die Daten des Pilotprojekts Weed Care in der Schweiz stützt. Die Ergebnisse der Studie, die der erste wissenschaftliche Bericht dieser Art sind, wurden auf der Website der Universität Basel und in der Fachzeitschrift Addiction veröffentlicht.
„Wir haben die Auswirkungen eines auf die öffentliche Gesundheit ausgerichteten Cannabiszugangs im Vergleich zum illegalen Markt auf den Cannabiskonsum und damit verbundene psychische Gesundheitsergebnisse bei erwachsenen Cannabiskonsumenten gemessen“, so die Forscher über ihre Studie. Es war eine zweiarmige, parallele, offene, randomisierte undkontrollierte Studie.
Das primäre Ergebnis war der selbst berichtete Schweregrad des Cannabismissbrauchs nach sechs Monaten, gemessen mit dem Cannabis Use Disorders Identification Test - Revised (Bereich 0-32). Zu den sekundären Ergebnissen gehörten depressive, ängstliche und psychotische Symptome, die Menge des Cannabiskonsums sowie Alkohol- und Drogenkonsum, schrieben die Forscher zu den Ergebnissen der Untersuchung.
Ein auf die öffentliche Gesundheit ausgerichteter Zugang zu Cannabis für den Freizeitgebrauch kann den Cannabiskonsum und die mit Cannabis verbundenen Schäden verringern, insbesondere bei denjenigen, die andere Drogen konsumieren, so die Forscher.
Ein gängiges Argument der Cannabisgegner ist, dass der legale Zugang zu Cannabisprodukten für Erwachsene den problematischen Cannabiskonsum in der Gesellschaft erhöhen wird. Die Ergebnisse dieser Studie widersprechen dieser Behauptung. Ein weiteres gängiges Argument der Gegner ist die Behauptung, dass der legale Cannabiskonsum zu einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit der Konsumenten führen wird. Die Schweizer Studie widerlegt diese Behauptung.
„Zudem konnte die Studie die Befürchtung zerstreuen, dass die Legalisierung neben dem Konsum auch die mit dem Cannabiskonsum verbundenen psychopathologischen Symptome verschlimmern könnte: Nach den ersten sechs Monaten gab es keinen Unterschied zwischen den beiden Studiengruppen in Bezug auf Depressionen, Angstzustände oder andere Symptome“, schreibt die Universität Basel auf ihrer Website. „Die Zwischenbilanz nach zwei Jahren Studie zeigt eine signifikante Verbesserung des psychischen Zustands der rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die noch dabei sind“, heisst es dort.
„Eine kontrollierte, randomisierte Studie wie diese hat es bisher noch nie gegeben“, betont Dr. Lavinia Baltes-Flückiger, stellvertretende Studienleiterin der Psychiatrischen Dienste Aargau und Hauptautorin der Studie, laut der Mitteilung der Universität Basel.
Anfang dieses Jahres berichtete Marijuana Moment, dass ein von der Regierung in Auftrag gegebener Bericht feststellte, dass das Pilotprogramm zur Legalisierung von Cannabis für Erwachsene in der Schweiz „reibungslos läuft“ und „keine Anzeichen für Störungen der öffentlichen Ordnung“ vorliegen. Etwa zwei Jahre nach dem Start des Pilotprogramms in sieben Gemeinden im ganzen Land kam die vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) in Auftrag gegebene Studie, die von der Universität Lausanne und der Fachhochschule Nordwestschweiz durchgeführt wurde, zu dem Schluss, dass die Initiative ein Erfolg war.
Zuvor veröffentlichte Regierungsdaten aus den Vereinigten Staaten ergaben, dass in Ländern, in denen der Cannabiskonsum für Erwachsene legalisiert wurde, die Konsumraten unter Minderjährigen nach der Legalisierung im Vergleich zur Zeit vor der Legalisierung zurückgegangen sind. Die Ergebnisse einer kanadischen Studie, die letzten Monat veröffentlicht wurde, ergaben, dass der gemeldete Gesamtkonsum von Cannabis in der kanadischen Gesellschaft nach der Legalisierung zwar zugenommen hat, der Missbrauch jedoch abgenommen hat.
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