Deutsche Städte planen Pilot-Programme für legalen Cannabisverkauf
Die erste Säule des deutschen Cannabis-Gesetzes sieht vor, dass Erwachsene Cannabis für Freizeitzwecke anbauen, besitzen und konsumieren dürfen und Mitglied in einem Anbauverband, einem Cannabis Social Club werden können.
Die zweite Säule des deutschen Legalisierungsmodells ist die Durchführung regionaler Pilot-Programme für den Handel mit Cannabis für Erwachsene. Pilotversuche, die bereits in den Niederlanden und der Schweiz durchgeführt werden, sind forschungsbasiert und ermöglichen es den Gesetzgebern und Behörden, lokale Daten zu sammeln, um bei der Ausarbeitung von Gesetzen und Vorschriften gut vorbereitet zu sein. Die Behörden von Frankfurt am Main und Hannover kündigten kürzlich Pläne an, Pilotversuche Anfang 2025 starten zu wollen.
Das Pilot-Programm im niedersächsischen Hannover wird von einer wissenschaftlichen Studie der Medizinischen Hochschule Hannover begleitet, an der rund 4.000 Menschen teilnehmen sollen. Auch die Stadt Frankfurt will ein Pilotprojekt zum Verkauf von Cannabis auf den Weg bringen. Die Teilnehmer können fünf Jahre lang legal Cannabisblüten und andere Produkte, die THC enthalten, in eigens dafür eingerichteten Fachgeschäften erwerben.
Das Modellprojekt soll volljährigen Studienteilnehmenden, die einen regelmäßigen Wohnsitz in Hannover oder Frankfurt haben sowie entsprechende gesundheitliche Voraussetzungen erfüllen, einen legalen Zugang zu Cannabisprodukten an mehreren Verkaufsstellen in den jeweiligen Städten ermöglichen. Verpflichtend ist hierfür eine regelmäßige Teilnahme an wissenschaftlichen Befragungen und an einer aktiven Mitwirkung an der Studie. Die Weitergabe gekaufter Produkte an Dritte führt zu sofortigem Ausschluss.
Die Gesetzgeber in Deutschland drängten ursprünglich auf ein umfassenderes Handelssystem, wie es in Kanada existiert. Die Vereinbarungen der Europäischen Union verbieten jedoch solche Handelsmodelle. Der deutsche Gesetzgeber entschied sich für einen mehrgleisigen Ansatz, der den Heimanbau, Anbauverbände und Pilotversuche zulässt.
Der mehrgleisige Ansatz in Deutschland wurde gewählt, um die öffentliche Gesundheit zu verbessern. Ein mit der Sanity Group verbundenes Forscherteam untersuchte kürzlich über 300 unregulierte Cannabisproben aus 30 verschiedenen deutschen Städten. Den Ergebnissen der Studie zufolge waren etwa 80 % der Proben von unreguliertem Cannabis mit verschiedenen schädlichen Substanzen kontaminiert, von Haarspray bis hin zu verbotenen Pestiziden.
„Die Untersuchung ergab, dass 74 Prozent der Proben Bakterien und Viren enthielten, 71 Prozent enthielten gefährliche Pestizide und 65 Prozent waren mit Fäkalien kontaminiert. Darüber hinaus wurden in 47 Prozent der Fälle Spuren von Kokain und in 32 Prozent Rückstände von Haarspray gefunden. Besonders stark belastet waren die Proben aus den Großstädten Berlin, Hamburg und München", so der Bundesverband der Deutschen Cannabiswirtschaft (BvCW ) in einem aktuellen Newsletter zu den Ergebnissen der Studie.
Inwieweit lizenzierte Fachgeschäfte für Cannabisprodukte in diesem Fall eine Verbesserung des Zustands sein können, soll die Studie nun untersuchen. Bei diesen Pilot-Programmen sollen primär Möglichkeiten zur Schadensminderung durch fachliche Beratung innerhalb eines legalen Verkaufs untersucht werden. Auch das Konsumverhalten der Studienteilnehmenden einschließlich des Einflusses auf ihre Gesundheit soll beobachtet werden.
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