Slowenien legalisiert Cannabis mit Bedacht

Mercedes.Frank
23 Jul 2025

Das kleine Land Slowenien am Rande der Alpen ist in Sachen Cannabis-Politik liberaler als die meisten anderen Länder. Pragmatische Lösungen sind wichtiger als ideologische Standpunkte. Erst vor wenigen Tagen wurde Cannabis für medizinische Und wissenschaftliche Zwecke legalisiert.


Das Gesetz legalisiert den Anbau, die Produktion, den Vertrieb und die Verwendung von Cannabis für medizinische und wissenschaftliche Zwecke im Rahmen eines regulierten und kontrollierten Systems. Sowohl öffentliche als auch private Anbieter sind zulässig. Und Cannabis kann von jedem Arzt verschrieben werden, wenn er oder sie es für angemessen hält. 

Das Cannabis muss nach den Standards der GACP (Good Agricultural and Collection Practice), der GMP (Good Manufacturing Practice) und des Europäischen Arzneibuchs angebaut und verarbeitet werden, um gute und sichere Produkte für die Patienten zu gewährleisten.

Das neue Gesetz sieht vor, dass die Lizenzvergabe von der slowenischen Agentur für Arzneimittel und Medizinprodukte verwaltet wird, die auch die Ausfuhr- und Einfuhrgenehmigungen kontrolliert. Nur Unternehmen, die bereits über eine Lizenz für die Herstellung von Arzneimitteln oder pharmazeutischen Wirkstoffen verfügen, können eine Genehmigung für die Cannabisproduktion erhalten. Und die Produktionsmengen sind begrenzt. Das ist der Stand der Dinge seit dem 15.Juli dieses Jahres. 

Nur wenige Stunden vor der Abstimmung im Parlament legten die Koalitionsparteien auch einen Gesetzentwurf zur Legalisierung von Cannabis für den Freizeitgebrauch vor. Dieser sieht vor, dass Privatpersonen vier Pflanzen zu Hause anbauen dürfen, pro Haushalt maximal sechs Pflanzen. In der Öffentlichkeit könnte eine Person bis zu sieben Gramm Cannabis mit sich führen und bis zu 150 Gramm zu Hause haben. Die Gesamtmenge pro Haushalt oder Wohneinheit wäre auf 300 Gramm begrenzt.

Auch in Sachen Strassenverkehr scheint man in Slowenien weniger dogmatisch zu sein als bei uns. Der Gesetzesentwurf sieht eine an der tatsächlichen Beeinträchtigung orientierte Regelung vor. 

Die Werte beziehen sich auf Messungen im Vollblut. Das ist eine Methode, die als deutlich aussagekräftiger gilt als die in Deutschland übliche Messung im Serum. Vorgesehen ist eine Skala für die THC-Toleranz, die derjenigen für Alkohol ähnelt. Zudem sollen THC-Tests am Arbeitsplatz künftig verboten werden. Das ist hierzulande noch nicht der Fall. Eine einheitliche Regelung gibt es bei uns für diesen Fall gar nicht, daher sind arbeitsrechtliche Konsequenzen nach wie vor möglich. 

Das bedeutet, dass es schon im ein paar Monaten so weit sein könnte und Slowenien ein weitaus durchdachteres und liberaleres Cannabis-Gesetz hätte als andere europäische Länder. Die Mehrheit der Bevölkerung wäre jedenfalls dafür.

Siehe auch

Cannabis-Referendum in Slowenien 

M
Mercedes.Frank