Zwischenstand der CanG-Evaluation

Seit dem 1. April 2024 ist der Cannabis-Konsum in Deutschland legal, geregelt durch das Cannabis-Gesetz (CanG). Es gibt natürlich Einschränkungen und Auflagen. Um die Auswirkungen des Gesetzes auf die Gesellschaft abschätzen zu können, soll es begleitend evaluiert werden.
Diese erste Evaluation soll zum 1. Oktober 2025 erfolgen. Es geht bei dieser Auswertung primär um den Kinder- und Jugendschutz, den allgemeinen Gesundheitsschutz und die Entwicklung der cannabisbezogenen Kriminalität. Die Daten dafür stammen aus laufenden Untersuchungen, der öffentlichen Verwaltung und Befragungen.
Auf einer Fachtagung hat Jakob Manthey, projektübergreifender Koordinator der CanG-Evaluation, Einblicke in den aktuellen Stand der Evaluation gegeben. Der Wissenschaftler vom Zentrum der Interdisziplinären Suchtforschung (ZIS) der Universität Hamburg verdeutlichte, dass es um den Nachweis einer Kausalität gehe, also inwiefern sich das Gesetz auf den Jugend-Schutz, den Konsum, die Kriminalität und die Verkehrssicherheit auswirkt.
Ein bisheriges Ergebnis ist, dass sich Gesetz nicht auf den Konsum ausgewirkt hat. Der Cannabis-Konsum sei auch schon vor Inkrafttreten des Gesetzes angestiegen, was vor allen Dingen am Konsum älterer Erwachsener liege. Die Konsumenten sind heutzutage älter als die Konsumenten im Jahre 2010 oder 2015. Zudem ist medizinisches Cannabis seit 2017 legal.
Beim Konsum der Jugendlichen habe sich keine Änderung ergeben. Seit dem 01.04.2024 ist der Konsum Jugendlicher nicht anders als in anderen Ländern. Auch im Strassenverkehr sind die Zahlen der Toten und Verletzten nicht angestiegen. Manthey erkennt „keine kurzfristige Veränderung“ durch das Canannabis-Gesetz. Einen deutlichen Rückgang der Delikte gibt es in der Kriminalstatistik. Das liegt natürlich daran, dass der Besitz geringer Mengen keine Straftat mehr ist. Ein Anstieg der psychischen Erkrankungen ist nicht zu beobachten. Dies würde, laut Manthey, aufgrund der eher langfristigen Auswirkungen auch kausaltechnisch nicht passen.
Die Zahl der Jugendlichen in Suchtberatungen sei jedenfalls rückläufig. Allerdings lässt sich nicht sagen, ob das am geringeren Konsum liege oder schlicht daran, dass sie weniger dazu gedrängt werden.
Verbesserungen seien laut Manthey bei den Anbauvereinigungen, Den Cannabis Social Clubs, vonnöten. Denn es gibt derzeit noch viel zu wenig. In Berlin leben schätzungsweise 400.000 Cannabis-Konsumenten. Es gibt aber nur sechs lizenzierte Anbauvereinigungen, die zusammen maximal 3.000 Mitglieder aufnehmen dürfen. Und die restlichen 397.000? Wenn sie nicht selbst anbauen, wozu eher eine Minderheit überhaupt die Möglichkeit hat, beziehen sie ihr Cannabis weiterhin auf dem Schwarzmarkt. Es sei nur logisch, dass sich „ohne legalen Zugang zu Cannabis weniger Cannabis legal beziehen“ ließe.
Es lässt sich erkennen, dass das Cannabis-Gesetz keine bisher erkennbaren negativen Auswirkungen auf Konsum, Sicherheit und Erkrankungen habe, so wie das die Cannabis-Hardliner immer an die Wand malen. Aber Manthey sagt auch, dass es noch viele Fragen gebe. Man wisse noch wenig darüber, wie Jugendliche Zugang zu Cannabis erhalten oder wie sich die immer potenteren THC-Sorten auswirken.
Wie die aktuelle Regierung auf die Evaluation reagieren wird, bleibt abzuwarten. Sie hat ja schon mehrfach betont, kein Freund dieses Gesetzes zu sein.
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