Kommen die Cannabis-Projekte für Erwachsene in der Schweiz zu spät?
In einigen Schweizer Städten soll es Cannabis-Pilotprogramme geben. In Basel gibt es ein solches seit Anfang Februar. Jetzt hat das Bundesamt für Gesundheit grünes Licht für das Pilotprogramm in Zürich gegeben, es soll noch dieses Jahr starten.
Das Cannabis-Pilotprogramm ist dazu gedacht, einen begrenzten lokalen Cannabishandel zuzulassen, um Erkenntnisse zu gewinnen und bei der Ausarbeitung möglicher nationaler Gesetze, Regeln und Vorschriften für die Cannabisindustrie zu helfen. Es soll den Gesetzgebern und Regulierungsbehörden die Möglichkeit geben zu sehen, was auf lokaler Ebene funktioniert und was nicht. Und es ist soll helfen, nationale Richtlinien zu erstellen und umzusetzen.
Nicht nur in Zürich wird im Rahmen eines Pilotprojekts einen begrenzter Verkauf für Erwachsene erlaubt. Bereits Anfang Februar startete Basel sein Pilotprogramm, nachdem es im Vorfeld zu Verzögerungen gekommen war. Das Basler Programm wird insgesamt 374 Personen im Alter zwischen 18 und 76 Jahren einbeziehen. Das Pilotprogramm in Zürich, das auf eine vom Schweizer Parlament im Jahr 2020 verabschiedete Gesetzesänderung zurückgeht, wird wesentlich größer sein als das in Basel. Im Vergleich zu anderen legalen Märkten für Cannabis für Erwachsene rund um den Globus ist es jedoch immer noch sehr klein.
Dazu Swiss Info:
Das Projekt "Züri Can - Cannabis mit Verantwortung" soll die Auswirkungen eines regulierten Cannabisangebots auf den Konsum und die Gesundheit der Konsumenten untersuchen. Das Projekt wurde im vergangenen Oktober nach Einwänden des Gesundheitsamtes verschoben. Der Verkauf von Cannabisprodukten aus Apotheken und Sozialclubs an Erwachsene soll nun im kommenden August beginnen. 2.100 Teilnehmer können an dem groß angelegten Pilotprojekt in der größten Stadt der Schweiz teilnehmen.
Das Timing ist jedoch alles andere als passend. Und genau das dürfte das größte Problem für diese Pilotprojekte werden. Denn jenseits der Grenze in Deutschland sieht es immer mehr nach Legalisierung aus. Und das nicht nur für ausgewählte Personen in einem Projekt, sondern umfassend landesweit. Man darf gespannt sein, wie sich die Legalisierung von Cannabis für Erwachsene in Deutschland und die Einführung eines landesweiten regulierten Verkaufs auf die Pilotprogramme in der Schweiz auswirken wird.
Vermutlich wird zumindest ein Teil der Konsumenten, die sonst an einem Schweizer Pilotprogramm teilgenommen hätten, stattdessen einfach nach Deutschland gehen, um dort ihr Cannabis zu kaufen. Das könnte die Ergebnisse der Cannabisstudien bis zu einem gewissen Grad verfälschen. Genauer gesagt: Fast sinnlos machen. Die Schweizer täten besser daran, ihre eigene nationale Cannabis-Legalisierungsmaßnahme schleunigst zu verabschieden.