Cannabis-Anbau 4.0… oder so ähnlich…
Auf dem Weg in die Legalität von Cannabis werden auch die Richtlinien und gesetzlichen Anforderungen für die Produzenten immer wichtiger. Was die Produktion ganz bestimmt nicht einfacher macht. Ein Unternehmen aus der Schweiz bietet eine Software, die den Produzenten hilft, ihren Anbau gemäß den Vorschriften zu überwachen und zu steuern.
Cannabisanbau und Software klingt erst mal nicht so, als wäre letzteres für ersteres notwendig. Aussaat, Aufzucht, Beschneidung, Düngen, Ernte… alles Handarbeit, die es so schon seit der neolithischen Revolution gibt… und vermutlich immer geben wird. Auch verbesserte Anbaumethoden und technische Hilfsmittel (künstliches Licht, Zeitschaltuhren, künstliche Bewässerung, usw,…) für alle Prozesse des Anbaus machen eine Software nicht unbedingt erforderlich.
Aber heutzutage, wo so gut wie alles kontrolliert werden muss, weil sonst geschlampt, gepfuscht und betrogen wird - denn es geht ja immer um Geld -, ist eine Software für den kompletten Cannabis-Anbau und -Vertrieb vielleicht nicht unabdingbar, aber definitiv hilfreich… und sinnvoll. Auch weil Cannabis, was einige Produkte der Pflanze angeht, irgendwo zwischen Lebensmitteln und Medikamenten steht. Beides Produktgruppen, die sehr hohe Hygiene- und Reinheitsstandards haben müssen. Jedenfalls haben sollten.
Weil diese Standards aber nicht immer eingehalten werden, um Geld zu sparen bzw. noch mehr Gewinn zu machen, und so vor allen Dingen die Verbraucher betrogen werden und im schlimmsten Fall in Lebensgefahr gebracht werden können, hat die Schweizer Firma Vigia AG eine Compliance-Software namens Cannavigia entwickelt, mit der Unternehmen „ihre Prozesse in der gesamten Cannabis-Wertschöpfungs-Kette verfolgen, aufzeichnen und vereinfachen können“, so die Firmeninfo.
Luc Richner, der Gründer von Cannavigia, kommt laut eigener Aussage aus dem Logistik-Bereich… und war Restaurantbesitzer. Aber die Nahrungsmittel, die man für einen gastronomischen Betrieb braucht, die Produkte der Kleinbauern… was man genau bekam, war überhaupt nicht festzustellen.
Denn der Anbau, die Weiterverarbeitung, das Sourcing, all das war nicht wirklich nachzuverfolgen. Und Software für so etwas gab es nicht. Die Inspiration für Cannavigia kam laut Richner sozusagen aus dem Leben.
Das Cannabiz hat er aus der Distanz verfolgt. Aber er hat gesehen, dass die Lieferketten völlig intransparent waren. Und er hat sich weiter umgeschaut… und festgestellt, dass in allen Ländern, in denen Cannabis angebaut wurde, die Qualitätskontrolle bzw. die dafür notwendigen Systeme nicht funktionieren. Diese jedoch ist seiner Ansicht nach unabdingbar.
Vor allen Dingen dann, wenn man ein Produkt hat, das nach wie vor in weiten Teilen der Welt kein legales ist. Aber in einigen Ländern, so wie der Schweiz, ist man auf dem Weg in die Legalisierung.
Richner ist durchaus bewusst, dass es keine Musterlösung dafür gibt, wie man ein Produkt aus dem Schwarzmarkt in einen legalen überführt… ohne Chaos zu verursachen. Aber genau darum geht es. Und um Transparenz.
Daher ist Cannavigia die Software, mit der sich der Anbau überwachen lässt, man jederzeit per Telefon Einsicht in den Betrieb bekommen kann, sich alle verwendeten Rohstoffe rückverfolgen lassen,… undundund. Der Konsument kann dann zumindest sicher sein, dass er das bekommt, was auf der Verpackung steht.
Für den kiffenden Alt-Hippie mag das klingen wie Big Brother des Cannabis. Da mag was dran sein, aber ohne ein solches oder ähnliches System wird eine Legalisierung wahrscheinlich das oben angesprochene Chaos verursachen. Mit dem Ergebnis, dass die Legalität unter Umständen nur von kurzer Dauer sein könnte. Und das kann’s ja auch nicht sein.