Cannabis Social Clubs in Deutschland?

Valentina Lentz
15 Feb 2023

Erste Clubs gibt es bereits in Deutschland, doch welches Konzept steckt eigentlich hinter den CSCs und welche Funktionen erfüllen sie derzeit in Deutschland?


Prinzipiell geht es bei dem Cannabis Social Club Modell darum, seine Mitglieder mit qualitativ hochwertigem Cannabis aus eigenem Anbau zu versorgen und ihnen gleichzeitig Raum für gegenseitigen Austausch sowie ein soziales Miteinander zu bieten. Die Erwirtschaftung von Gewinn spielt dabei keine Rolle, lediglich die Kosten sollen anhand der Mitgliedsbeiträge gedeckt werden können. Auch der Jugendschutz wird berücksichtigt, denn auf Werbung wird seitens der Clubs verzichtet und die Treffen sowie der Konsum finden in geschlossenen Räumen statt. Das Modell wurde bereits in einigen - auch europäischen - Ländern umgesetzt, und auch in Deutschland ist das Interesse vielerorts groß.

Eine Umsetzung wie in Belgien oder Spanien wäre zur Zeit allerdings noch nicht möglich - und eine wie in Malta nur wenig wünschenswert - da in Deutschland schon der Anbau nicht geringer Mengen zu einem Jahr Haft auf Bewährung führen kann. Sind mehr als 2 Personen beteiligt, gilt es sogar bereits als bandenmäßiges Vorgehen. In Belgien steht zumindest der Anbau von einer Pflanze nicht unter Strafe, sodass sich im Laufe der Jahre - nach langwierigen politischen und juristischen Streitereien - zumindest zwei Clubs etablieren konnten, die nun pro Mitglied eine Pflanze anbauen und diese am Ende komplett - samt Blüten, Blätter und Stengel verpackt - überreichen.

In Spanien ist der Anbau zur eigenen Versorgung generell nicht strafbar, was den Aktivisten die Möglichkeit gab eine Sonderregelung zu erkämpfen, die ihnen gestattet, diesen Anbau eben auch unter Freunden oder in einer Gemeinschaft zu bewerkstelligen. In Malta ist das Regelwerk für die Clubs hingegen so streng, dass der Aufwand in rechtlicher, administrativer sowie finanzieller Hinsicht kaum gerechtfertigt scheint. Um eine solche Entwicklung zu vermeiden hat der DHV die deutsche Regierung dahingehend beraten, die Bürokratie und Vorschriften möglichst einfach zu halten und den Dachverband der Cannabis Social Clubs in Deutschland (CSCD) in die Entwicklung der Regularien einzubeziehen.

Vergangenen Oktober erst hatten sich die deutschen Cannabis Social Clubs zu einem Dachverband, dessen Vorsitz der langjährige Hanf-Aktivist Steffen Geyer inne hat, zusammengeschlossen, um die Clubs politisch zu vertreten und ihnen eine Stimme im Legalisierungsprozess zu verleihen. Die CSCs bekennen ihren Wunsch, im Falle einer politischen Veränderung mit dem Cannabisanbau zur Selbstversorgung beginnen zu wollen, und setzen sich bis dahin für genau diese Entwicklung ein. Der Dachverband ist mit der European Coalition for Just and Effective Drug Policies (ENCOD) - welche der  europäische Dachverband des DHV ist - sowie den Clubs in Belgien, Spanien, Malta, Uruguay sowie Afrika vernetzt und bewirbt das soziale Modell.

In die Gespräche zur Legalisierung wurde er bisher leider, trotz proaktiver Bitte darum beim Drogenbeauftragten Blienert, nicht einbezogen. Auch in den Eckpunkten fehlten die CSCs bisher gänzlich, womöglich weil sie europarechtlich betrachtet keine Rolle spielen. Dabei gibt es aktuell schon etwa 20 Clubs mit mehreren 100 Mitgliedern in Deutschland; Tendenz steigend. Diese sehen sich dabei keinesfalls als Konkurrenz zu den lizenzierten Fachgeschäften und wollen, so Heinrich Wieker vom CSC Hannover, "durch Schulungen, Kontrollen und Zertifizierungen dafür sorgen, dass Interessenten echte Cannabis Social Clubs leicht von kommerziellen Trittbrettfahrern unterscheiden können."

Wer gerne selbst einen Cannabis Social Club gründen möchte, findet bei Kampagnen wie "CSC ist OK!" von Emanuel Kotzian Unterstützung. Außerdem stellt der DHV bereits seit 2013 Musterpetitionen zur Verfügung, um ein Modellprojekt in der eigenen Gemeinde starten zu können, und auf der Webseite des ENCOD sind weitere nützliche Tipps wie eine Anleitung zur Gründung oder auch ein Verhaltenskodex zu finden.

 

Ihr interessiert euch für den Cannabisanbau und würdet es gerne mal selber versuchen? Oder habt ihr es vielleicht bereits versucht, hattet aber Schwierigkeiten dabei? Dann verpasst nicht die Soft Secrets Serie "The Perfect Grow". 

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Valentina Lentz