Todesstrafe für 1 Kilo Cannabis
In Singapur ist es im April erneut zu einer Hinrichtung in Zusammenhang mit einem Cannabis-Delikt gekommen.
Während die Legalisierungsbewegung vielerorts auf der Welt endlich voran kommt, gibt es leider auch nach wie vor Staaten, die bis zum Äußersten gehen bei der Bestrafung von cannabisbezogenen Vergehen. Der Stadtstaat Singapur in Südostasien ist einer davon. Nachdem bereits im vergangenen Jahr das Entsetzen groß war, als ein Verurteilter mit geistiger Behinderung in Singapur hingerichtet wurde, ist ein weiteres Todesurteil am 26. April vollstreckt worden.
Der 46-jährige Tangaraju Suppiah wurde wegen der angeblichen Einfädlung eines Deals über 1 Kilo Cannabis im Changi-Gefängnis gehängt. Der Prozess lässt mehr als eine Frage offen, die Vollstreckung sorgte weltweit für Wut und Fassungslosigkeit, doch Singapur argumentiert, die rigorose Drogenpolitik diene der Vermeidung weiterer Opfer der Drogenkriminalität. Ein Argument das längst widerlegt ist, wie auch die OHCHR als UN-Menschenrechtskommission bestätigt.
Nachdem er zuvor bereits eine Haftstrafe wegen seines Cannabiskonsums hatte absitzen müssen, wurde Suppiah 2018 wegen Beihilfe zum Handel mit 2 Pfund Marihuana verurteilt. Drogen hatte man bei ihm selbst zwar keine gefunden, allerdings war seine Handynummer in den Handys der Personen eingespeichert, bei denen das Kilo beschlagnahmt wurde. Ein Todesurteil ist laut Strafrecht in Singapur bereits bei Dealerei mit mehr als 500 Gramm möglich.
Der Verdächtigte beteuerte allerdings bis zum Schluss weder mit den anderen Verdächtigen in Kontakt gestanden zu haben, noch überhaupt zu dem Zeitpunkt Zugang zu der Handynummer gehabt zu haben. Bei seinem Verhör sollen weder ein Anwalt noch ein Dolmetscher anwesend gewesen sein. Tamil gehört zwar zu den offiziellen Amtssprachen Singapurs, wird allerdings nur von etwa 4 Prozent der Bevölkerung gesprochen. Auch das Berufungsverfahren soll ohne Rechtsbeistand verlaufen sein; der Antrag auf Aussetzung wurde gänzlich ohne Anhörung abgewiesen.
Während Aktivisten gegen das Urteil protestierten und die Familie erfolglos um Begnadigung bat, wurde die Aussetzung unterdessen auch von der UNO gefordert, die das Todesurteil scharf kritisierte. Auch der britische Milliardär Richard Branson setzte sich als Mitglied der Weltkommission für Drogenpolitik (GCDP) in Genf für den verurteilten Tangaraju Suppiah ein.
Laut dem "Transformative Justice Collective" sitzen aktuell noch 5 weitere Personen wegen Cannabis-Delikten in Singapurs Todeszellen. Der Staat hatte erst im März 2022 - nach 2 Jahren coronabedingter Pause - wieder die Vollstreckung der Urteile aufgenommen und hat seither 12 Personen hingerichtet.