Drug-Checking in Berlin gestartet
Nach jahrzehntelanger Diskussion hat Berlin nun Anfang Juni begonnen im Sinne der Prävention kostenfreie Drogentests durchzuführen.
Bereits seit den 90ern diskutiert, konnten nach einer Testphase am 6. Juni die ersten Drogenproben entgegen genommen werden. Das kostenlose Angebot richtet sich ausschließlich an erwachsene Konsumenten und soll zum einen den Konsum sicherer machen und zum anderen durch den Beleg toxischer Substanzen auch abschrecken. Es geht laut der Webseite drugchecking.berlin um "Suchtprävention und Schadensminimierung", es soll gleichzeitig warnen und Risiken reduzieren, aber auch den Kontakt zu den Konsumenten schaffen.
Neben der Abgabe der Proben enthält das Angebot auch eine Beratung. So können auch Konsumenten erreicht werden, die ansonsten vielleicht nie eine Beratungsstelle aufgesucht hätten. Getestet werden alle psychoaktiven Substanzen, auch die neuen, aber keine pflanzlichen Mittel wie Cannabis oder Pilze, ebenso keine Medikamente. Das Labor liefert dann nach 3 bis 7 Tagen die Ergebnisse. Für die Partyszene, die kurzfristige Einkäufe für Clubs und Festivals testen lassen möchte, etwas langwierig, weshalb auch mobile Stationen - wie beispielsweise in Österreich - von Vorteil wären.
Tatsächlich zeigt sich, dass das Angebot gut angenommen wird und viele Konsumenten Wert darauf legen, "möglichst gesund" zu konsumieren, also die Risiken zu kennen und diese möglichst gering zu halten. Von den bisherigen Proben waren etwa 30 Prozent auffällig, darunter Verunreinigungen und zu hohe Dosierungen, aber auch gefährliche Zusatzstoffe und komplette Fehldeklarationen, wie beispielsweise in einem Falle bei MDMA und Ketamin. Die Ergebnisse werden als Warnung natürlich auch online veröffentlicht.
Auch wenn die Gewerkschaft der Polizei - aufgrund der Vereinbarung zum Ausbleiben der Strafverfolgung im Umkreis der Abgabestellen - kritisiert, dass der Besitz dieser Substanzen illegal sei und sie nicht gezielt "wegschauen" könne, gibt es das Drug-Checking in Österreich und der Schweiz bereits erfolgreich seit 20 Jahren. Auch der Drogenbeauftragte Burkhard Blienert bekräftigte, dass die Maßnahme nichts mit Entkriminalisierung oder Normalisierung zu tun hat, sondern der Prävention dient. Eine bundesweite Ausdehnung des Angebots in Form eines Modellprojekts wird bereits diskutiert und auch der Koalitionsvertrag besagt schon:
"Modelle zum Drug-Checking und Maßnahmen der Schadensminimierung ermöglichen und bauen wir aus."
Annahme der Proben ist dienstags in folgenden Beratungsstellen:
- Fixpunkt
- Misfit
- Schwulenberatung
(Stand: 27.06.23)