Bischof Bode spricht sich für die Legalisierung aus
In Osnabrück fand Anfang des Monats der Ärzte- und Juristentag der Diözese zum Thema "Umgang mit Cannabis zwischen Prohibition und Liberalisierung" statt.
Aufgrund der Pandemie war das Treffen bereits mehrfach verschoben worden, konnte aber nun doch, kurz nach Veröffentlichung der Eckpunkte des Gesundheitsministeriums, mit Gästen wie Jugendrichter Andreas Müller, Elke Sylvester, Chefärztin der Caritas-Fachklinik für Suchtkranke Nettetal in Wallenhorst, und Jochen Sautermeister, Professor für Moraltheologie an der Universität Bonn, stattfinden. Hauptredner war Ulrich Frischknecht, Professor für Sucht- und Persönlichkeits-Psychologie der Katholischen Hochschule NRW, dessen Studienergebnisse u. a. Cannabis als die am häufigsten konsumierte illegale Droge erkannten. Er plädiert, wie später auch von Bischof Bode aufgegriffen, für eine "Legalisierung mit viel Regulierung".
Während Herr Müller nochmals auf das enorme Problem der Kriminalisierung der Konsumenten hinwies und für eine sofortige Entkriminalisierung warb, forderte Dr. Sylvester dazu auf, die Legalisierung besser umzusetzen, als dies beim Alkohol geschehen ist. Die Verbotspolitik habe sich zudem nicht bewährt und der Schwarzmarkt stelle weiterhin eine große Gefahr dar. Prof. Dr. Sautermeister wies auf die Widersprüchlichkeit der aktuellen Debatten - zwischen der Kategorisierung von Lebensmitteln A-E und der Freigabe von Rauschmitteln - hin und betonte die Wichtigkeit, die Zahl der Konsumenten möglichst niedrig zu halten sowie die Menschen vor möglichen Schäden zu schützen. Diesen Ansatz teilt auch Bischof Franz-Josef Bode, der das Anliegen der Legalisierung unterstützt, sofern Jugendschutz und Werbeverbot klar geregelt, sowie Präventionsarbeit und Beratungsangebote gefördert werden, denn gerade dort sei eine deutlich bessere Ausstattung von Nöten.
Abgesehen davon sei die Kirche aber in der Lage und auch Willens bei Beratung und Prävention ihren Beitrag zu leisten. Während die Katholische Kirche generell weiterhin dazu neigt, alle Drogen als "Sünde" zu verallgemeinern - so auch Papst Franziskus, der weiterhin den erwiesenen Zusammenhang von Legalisierung und nachlassender Verbreitung von Cannabis bestreitet - konnte Bischof Bode in der Vergangenheit bereits selbst den positiven Einfluss von medizinischem Cannabis erfahren. Nach mehrfachen Rückenoperationen, hatten ihm die Schmerzen derart zugesetzt, dass kein Medikament mehr Wirkung zeigte und nur noch Cannabis-Tropfen helfen konnten. Bode setzt sich auch für weitere Reformen in der Kirche ein, hält beispielsweise Eheschließung und Zivilberuf nicht für unvereinbar mit dem Amt des Priesters. Aktuell ist er in Rom, um für die Weihe von Diakoninnen zu werben, sieht sich aber auch mit Vorwürfen konfrontiert bezüglich seiner als "hochproblematisch" geltenden Entscheidungen in einem Missbrauchsverfahren Mitte der Neunzigerjahre.
Mehr zum Thema medizinisches Cannabis gibt es HIER.