Der Schwarzmarkt wird bleiben
Seit dem 01.04.2024 ist in Deutschland das Cannabis-Gesetz, kurz CanG, in Kraft. Es regelt die legale Abgabe von Cannabis an Erwachsene. Das „erste Ziel“ sei es laut Gesundheitsminister Lauterbach, den Schwarzmarkt zu bekämpfen.
Danach sah es im ersten halben Jahr jedoch überhaupt nicht aus. Denn man muss, um Cannabis legal bekommen zu können, Mitglied in einem Cannabis Social Club werden. Und vor wenigen Tagen erst gab es im niedersächsischen Ganderkesee beim dortigen Cannabis Social Club die erste Abgabe von selbst angebautem Cannabis an Mitglieder. Pressevertreter aus ganz Deutschland waren vor Ort, um von diesem Ereignis zu berichten.
Denn es war, wie gesagt, die erste Abgabe. Und das erst nach einem halben Jahr. Die Hauptprobleme diesbezgl. Liegen aber nicht an den Cannabis Social Clubs, sondern den gesetzlichen Bestimmungen und bürokratischen Hürden.
Dem Schwarzmarkt jedenfalls hat das CanG bisher nicht ansatzweise geschadet. Natürlich ist es schwer, derzeit korrekte Aussagen für das ganze Land zu treffen. Aber laut Aussagen der Behörden in Frankfurt/Main gab es bisher auch kaum Anträge für einen Cannabis Social Club. Und da der Cannabiskonsum wohl kaum zurückgegangen sein dürfte, muss man sein Weed wie bisher weiterhin auf dem Schwarzmarkt kaufen. Nun gut, die Nachfrage nach medizinischem Cannabis ist stark gestiegen, einfach weil kein Betäubungsmittelrezept mehr erforderlich ist.
Und das wird sich auch mittelfristig kaum ändern, davon ist jedenfalls Dave überzeugt. Dave, der im Rhein-Main-Gebiet wohnt, baut seit Jahren Cannabis an und verkauft es. Das war und ist nach wie vor illegal. Sein Kundenstamm, den er sich über Jahre aufgebaut hat, ist derselbe wie vor dem 1. April.
Und laut Dave haben die Kunden auch nicht vor, ihr Cannabis zukünftig aus einer anderen Quelle zu bekommenen, selbst wenn diese legal wäre. Bei ein paar Leuten gibt es die Überlegung, medizinisches Cannabis zu beziehen. Eben weil es weitaus einfacher ist als noch vor dem 1. April. Und einige haben diesen Sommer auch ein paar Pflanzen selbst angebaut. Mit bescheidenen Ergebnissen, wie er amüsiert anfügt.
Aber Dave macht sich keine Gedanken darüber, dass die Legalisierung sein Geschäft beeinträchtigen könnte. Denn bis es hierzulande einen normalen Handel mit Cannabis gibt, mit Shops oder gar online-Handel, werden noch Jahre vergehen. Wenn es denn überhaupt jemals passiert.
Denn auch die nächste Stufe des Cannabis-Gesetzes, bei der es dann Pilot-Programme geben soll, ist seiner Ansicht nach keine Gefahr für sein Geschäftsmodell. Das sei erst mal ein bürokratischer Aufwand, sowohl für die Teilnehmer als auch für die Abgabestellen. Welche wären das überhaupt? Und je größer und häufiger der Konsum, desto eher sei man doch auf vermeintlich „praktische“ Quellen angewiesen. Und man möchte sich nicht für irgendwelche Programme anmelden müssen, und dergleichen mehr.
Es müssten alle sehen und wissen, dass eines der Ziele des CanG, nämlich die Eindämmung des Schwarzmarktes, mit diesem Cannabis-Gesetz nicht funktionieren kann. Und so wird Dave auch zukünftig sein Geld mit seinem Anbau verdienen können. Und nicht nur er. Denn ein nicht geringer Teil des Schwarzmarktes wird von Leuten wie Dave bedient. Natürlich wird auch die organisierte Kriminalität mitspielen. Aber genau Zahlen, wie der Markt aufgeteilt ist, kennt natürlich niemand.
Mittelfristig jedenfalls müssen sich die Teilnehmer dieses Marktes keine großen Gedanken machen. Denn der Schwarzmarkt wird bleiben.