Cannabiskonsum in Deutschland - Was sagen die Zahlen?

Valentina Lentz
11 Feb 2023

Der Cannabiskonsum in Deutschland steigt seit Jahren an, doch was zeigt der Vergleich mit anderen Ländern und wie aussagekräftig sind solche Umfrageergebnisse?


Laut Bundesgesundheitsministerium spielt Cannabis nach wie vor die Hauptrolle beim Konsum illegaler Drogen. Die Umfrageergebnisse zu Alkohol, Rauchen, Cannabis und Trends vom BZgA - der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung - für das Jahr 2021 zeigen, dass der Anteil der 12- bis 17-Jährigen, die in den letzten 12 Monaten Cannabis konsumiert haben, in den letzten 10 Jahren von 4,6% auf 7,6% anstieg. In der Gruppe der 18- bis 25-Jährigen zeigt sich ein Anstieg von 12,7% auf 25%, wobei es sich dabei mehrheitlich um Probierkonsum handelt.

In der ersten Altersgruppe sind es 1,6%, in der zweiten 8,6% der Befragten, die angeben häufiger als zehnmal im vergangenen Jahr Cannabis konsumiert zu haben. Insgesamt haben 8,8% aller Erwachsenen in Deutschland, also etwa 4,5 Millionen Menschen, mindestens einmal Cannabis probiert. Der UN-Drogenbericht für das Jahr 2021 benennt Deutschland sogar als Negativbeispiel und vermerkt einen Anstieg des Konsums um 50% seit 2013. Der Alkoholkonsum ist zwar rückläufig, dennoch wird die Anzahl der Süchtigen auf 1,6 Millionen bemessen, wohingegen bei Cannabis 300.000 genannt werden. 

Als möglicher Grund für den Anstieg des Cannabiskonsums wird u. a. die Legalisierungsdebatte genannt, die Risikowahrnehmung und Abschreckungseffekt  beeinflussen könnte. Dabei wird diese Diskussion ja gerade wegen der ansteigenden Zahlen geführt. Ein Blick in andere Länder zeigt, wie schwierig ein Zusammenhang zwischen Legalisierungsbestreben und Konsumverhalten tatsächlich festzuhalten ist. In den "Legal States" der USA scheint die vorläufige Tendenz auf einen Rückgang des Konsums bei Jugendlichen hinzuweisen, in Kanada hingegen ist ein genereller Anstieg zu vermelden, wenn auch zuletzt stagnierend bis abflachend. 

Interessant ist, dass sich die Zahl der regelmäßigen Konsumenten in Kanada kaum verändert hat. Ähnlich sieht es nämlich auch in Portugal aus, wo seit der Reform 2001 zwar die Anzahl der Probierenden etwas stieg, aber die der 15- bis 24-Jährigen, die im vergangenen Monat konsumiert haben, sank. In beiden Fällen weisen die Ergebnisse daraufhin, dass der Anstieg mit Experimenten und nicht etwa regelmäßigem Konsum in Zusammenhang steht. Die Niederlande bestätigen, dass es keinen Beweis für einen Konsumanstieg in Folge der Gesetzesänderung 1976 gibt und Belgien berichtet sogar von einem Sinken der Zahlen seitdem der private Konsum seit 2003 nicht mehr strafrechtlich verfolgt wird. 

Die Ergebnisse zeigen somit kein einheitlichen Bild. Erschwerend kommt hinzu, dass sie mehr oder minder stabiler und regelmäßiger Datenerhebungen entstammen. Auch ein Vergleich mit einer Situation ohne Liberalisierung oder Legalisierung ist nicht möglich, da man nie mit Sicherheit wissen kann, wie der Konsum sich ohne die Schritte entwickelt hätte. Auch das Antwortverhalten der Befragten ist zu Bedenken, denn die Bereitschaft zur Ehrlichkeit dürfte in vielen Fällen nach einer Legalisierung gestiegen sein. Zudem muss ebenfalls bedacht werden, dass ein erhöhter Konsum in manchen Fällen auch auf Krisen oder Epidemien bestimmter Substanzen im Land zurückzuführen sind. 

Ein Zusammenhang zwischen Steigen oder Sinken des Cannabiskonsums und der Änderung der Gesetze ist somit schwer nachweisbar, und der Konsum an sich sowie die Ergebnisse von Umfragen hängen von zahlreichen Faktoren ab. 

V
Valentina Lentz