Zehn Jahre legales Cannabis in Uruguay

Mercedes.Frank
10 Jun 2025

Während bei uns die Kontroverse über die Cannabisreform weiterhin köchelt, kann Uruguay auf ein ganzes Jahrzehnt an Wissen seit der Legalisierung zurückgreifen.


Der ehemalige Präsident von Uruguay, José „Pepe“ Mujica, der die weltweit erste vollständige Legalisierung von Cannabis für Erwachsene durchsetzte, ist kürzlich im Alter von 89 Jahren gestorben. Mujicas Cannabisgesetz, das wegen seiner fortschrittlichen Ideale und seiner Ehrlichkeit weithin bewundert wurde, hatte nie mit Handel und Kommerz zu tun. Es ging nur darum, die Heuchelei zu beenden und die öffentliche Gesundheit zu verbessern.

Ein Jahrzehnt später stand die Reform in Uruguay im Mittelpunkt der C-Days 2025, eines internationalen Gipfels in Barcelona zum Thema Cannabis und Psychedelika. Mercedes Ponce de Leon, Gründerin von Latinnabis und Direktorin der Expo Cannabis Uruguay, hielt auf der Veranstaltung einen Vortrag, in dem sie einen umfassenden Überblick über die Cannabis-Situation in Uruguay gab, einschließlich seiner Errungenschaften und Grenzen, und darüber, was der Rest der Welt davon lernen könnte.

Wie sieht das uruguayische Cannabismodell aus?

In Uruguay gibt es drei legale Möglichkeiten, an Cannabis für den Freizeitkonsum zu gelangen. Aber das gilt nur für dauerhaft registrierte Bewohner des Landes. 

Heimanbau:

Bis zu 6 blühende Pflanzen mit einer Menge von 480 Gramm pro Jahr.

Cannabis-Clubs:

Gemeinnützige Vereinigungen mit 15 bis 45 Mitgliedern, maximal 99 Pflanzen und einer monatlichen Höchstmenge von 40 Gramm pro Person.

Abgabestellen/Apotheken:

Bis zu 10 Gramm pro Woche, verkauft in 5-Gramm-Mengen.

Es sind vier legale Cannabissorten mit einem THC-Gehalt von bis zu 20 % erhältlich. Zu Beginn des Jahres 2025 waren 102.125 Nutzer wie folgt offiziell registriert.

-11.465 Heimanbauer
-15.162 Mitglieder von Cannabis-Clubs
-75.498 Käufer aus Apotheken

Die Agenda umfasst außerdem mehr als 460 lizenzierte Clubs und 40 Apotheken.

Das staatlich kontrollierte Apotheken-Modell bietet derzeit vier Sorten an, jede mit einem eigenen THC/CBD-Profil und einem eigenen Preis. Während Apotheken derzeit die am häufigsten genutzte Bezugsquelle sind, schränken Regularien bezüglich Stärke, Form und Verfügbarkeit weiterhin die Kunden ein.

Funktioniert das uruguayische Modell?

Ja, allerdings nicht ohne einige Ausnahmen. Laut offiziellen Daten, die während der Präsentation enthüllt wurden, gibt es Gutes und Schlechtes zu berichten:

-Der besorgniserregende Cannabiskonsum liegt seit 2011 unverändert bei 2,1 %.
-Der allgemeine Cannabiskonsum sank von 14,6 % im Jahr 2018 auf 12,3 % im Jahr 2024.
-Das Durchschnittsalter beim Erstkonsum von Cannabis ist von 18 auf 20 Jahre gestiegen.
-Der illegale Markt ist stark zurückgegangen. Uruguays Nationale Drogenerhebung 2024 ergab, dass 37 % der Cannabiskonsumenten legalen Zugang zu Cannabis haben.

Abgesehen von den guten Ergebnissen im Bereich der öffentlichen Gesundheit steht das Modell Uruguays noch immer vor zahlreichen Herausforderungen:

-Mangel an Vielfalt und Innovation
-Unzureichende Zugänglichkeit, da es außerhalb der großen Städte nur wenige Apotheken gibt
-Logistische und finanzielle Hindernisse, die den Export erschweren
-Eine umfassendere Struktur der Drogenpolitik, die in anderen Bereichen immer noch repressiv ist.

Für das Jahr 2025 sollen vier Bereiche verbessert werden

-Verstärkung der öffentlich-privaten Partnerschaft
-Finanzierung von Forschung und Entwicklung
-Aktualisierung der Gesetze, um den legalen Zugang zu verbessern und die Nutzererfahrung zu erhöhen
-Einbindung Uruguays in die internationalen Märkte durch moralischen und nachhaltigen Handel

Uruguay hat geschafft, worüber viele Länder noch diskutieren: Den Aufbau eines legalen Cannabissystems, das den Schaden verringert, den illegalen Markt schrumpfen lässt und die Verbraucherrechte anerkennt. Die Vorteile sind deutlich zu sehen, aber auch die Mängel. „Die positiven Auswirkungen sind erwiesen. Aber wenn die Struktur nicht aktualisiert und der Zugang nicht erweitert wird, ist die Innovation nicht gewährleistet. 
Das Modell läuft dann Gefahr, eher symbolisch als funktional zu werden“, so Mercedes Ponce de Leon.

Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Siehe auch

Cannabis in Uruguay – und was wir daraus lernen können

M
Mercedes.Frank