Hanfkalk-Bausteine könnten das Bauen revolutionieren

Mercedes.Frank
05 May 2025

Der Mensch nutzt die Hanfpflanze seit Tausenden von Jahren. Die ersten Belege für die Nutzung stammen aus dem Jahr 8.000 v. Chr. aus dem heutigen Taiwan, wo Archäologen Töpferwarenreste mit Hanfschnüren fanden.


Auch heutzutage wird Hanf immer noch für Fasern und die Herstellung verschiedener Textilien verwendet. Und Hanf ist mittlerweile wieder eine Quelle für medizinische Produkte. Hanf wird jedoch auch für eine Vielzahl anderer Dinge verwendet, darunter die Bioremediation zur Sanierung toxischer Standorte auf der ganzen Welt, zur Herstellung von Batterien und zur Herstellung des Baumaterials Hanfbeton.

Hanfbeton ist ein Bio-Verbundstoff, der aus dem inneren Holzkern der Hanfpflanze und einem Bindemittel auf Kalkbasis besteht. Der innere Holzkern hat einen hohen Siliziumdioxidgehalt, der es ihm ermöglicht, sich auf natürliche Weise sehr gut mit Kalk zu verbinden. Dies ist eine Eigenschaft, die für Hanf unter allen bekannten Naturfasern einzigartig zu sein scheint.

Derzeit wird Hanfbeton hauptsächlich als Dämm- und Füllmaterial verwendet. Er wiegt nur etwa ein Siebtel oder ein Achtel des Gewichts von Beton, schwimmt im Wasser, wenn er vollständig ausgehärtet ist, hat einen negativen CO2-Fußabdruck und ist feuerresistenter als andere Baumaterialien. Ein Nachteil von Hanfbeton ist, dass er nicht als strukturelles Element verwendet wird, da er kein tragendes Material ist.

Die Beschränkung von Hanf als Quelle für tragende Baumaterialien könnte bald der Vergangenheit angehören. Denn die Technische Hochschule (TH) Köln entwickelt neue Hanfkalk-Bausteine, die als Material für tragende Konstruktionen eingesetzt werden können. "Diese Zonen sollen wie herkömmliche Hanfkalksteine ausschließlich aus Biomasse und mineralischen Bindemitteln bestehen. Ziel ist es nach Angaben der Projektbeteiligten, eine klimaschonende Alternative zu Porenbetonsteinen oder Leichthochlochziegeln zu schaffen, die einen einschaligen Mauerwerksbau aus schnell nachwachsenden Rohstoffen ermöglicht", berichtet die Allgemeine Bauzeitung in ihrer lokalen Berichterstattung.

Das Institut für Bau- und Landmaschinentechnik der Hochschule entwickelt ein Gerät, mit dem verdichtete Ziegel aus Hanf in großem Maßstab hergestellt werden sollen. Die so hergestellten Ziegel sollen in Tests auf ihre Effizienz und Anwendbarkeit hin untersucht werden. "In der zweiten Hälfte unseres Projekts werden wir uns den praktischen Tests mit unseren Mauersteinen widmen. Wir werden mehrere Wandmodule errichten und deren statische Eigenschaften untersuchen. Neben Eigenschaften wie Tragfähigkeit, Wärmedämmung und Feuchtigkeitsverhalten wollen wir feststellen, welche Materialien wie Putz und Mörtel mit den Steinen verträglich sind und zeigen, dass sich die Steine mit herkömmlichen Werkzeugen gut verarbeiten lassen", so Projektleiter Prof. Dr. Arne Künstler von der Fakultät für Architektur der TH Köln.

Wenn die Forschung im Rahmen des Projekts beweisen kann, dass Hanf-Kalk-Bausteine als tragendes Baumaterial verwendet werden können, könnte das die Bauindustrie verändern. Die Produktion von Hanf ist im Vergleich zur Herstellung der meisten herkömmlichen Baumaterialien weitaus nachhaltiger. „Nicht zuletzt lässt sich Hanfkalk beim Rückbau eines Gebäudes umweltfreundlich entsorgen. Einfach zerrieben kann er als Dünger auf Felder gestreut werden", betont Künstler.

Das Vorhaben „Einfach Mauern mit Hanfkalk – Tragfähige Mauersteine durch selektive Verdichtung" wird seit Oktober 2024 über die Zukunft Bau Forschungsförderung des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen für zwei Jahre mit rund 280.000 Euro unterstützt.

Siehe auch

Hanf als Baumaterial

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