Cannabiskonsum und die Epigenetik

Epigenetik erklärt den Einfluss von Umweltfaktoren auf die Zelleigenschaften und den Aktivitätszustand von Genen und beschreibt so mögliche Wirkungen auf Zellen und Gene. Hat auch der regelmäßige Konsum von Cannabis Auswirkungen auf die Gene?
Die langfristigen Folgen von Cannabis-Konsum auf den menschlichen Körper sind bisher noch nicht ausreichend erforscht. Das konnten sie auch noch gar nicht, denn Cannabis-Forschung wird noch nicht so lange betrieben. Doch natürlich gab und gibt es schon einige Arbeiten zu diesem Thema, speziell aus den USA. Dort ist Cannabis in einigen Bundesstaaten ja auch schon ein paar Jahre legal.
An der Universität von Chicago wurde genau dieser Frage nachgegangen, nämlich wie sich der Konsum von Cannabis auf die Gene auswirken kann. In der Studie analysierten die Forscher Blutproben, die im Abstand von fünf Jahren von Personen entnommen wurden, die zuvor an der Studie Coronary Artery Risk Development in Young Adults (CARDIA) teilgenommen hatten. Die aktuelle Studie umfasste Daten von mehr als 900 Erwachsenen.
Die Wissenschaftler befragten jeden Teilnehmer zum jüngsten Marihuana-Konsum und zum geschätzten Gesamtkonsum und untersuchten dann die DNA-Methylierungsprofile ihrer Blutproben, um epigenetische Veränderungen im Zusammenhang mit dem Marihuana-Konsum aufzudecken. Die Methylierungskapazität beschreibt die Fähigkeit des Körpers, Methylgruppen auf Moleküle zu übertragen. Dieser biochemische Prozess spielt eine entscheidende Rolle in zahlreichen Stoffwechselwegen und trägt zur DNA-Synthese, Genregulation und Epigenetik bei.
Durch die Untersuchung von Veränderungen in der DNA-Methylierung konnten die Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen Marihuanakonsum und Veränderungen im menschlichen Epigenom herstellen. Es seien jedoch weitere Studien erforderlich, um diese Ergebnisse zu wiederholen und zu verifizieren. Andere Forschungen kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Häufiger Cannabis-Konsum hinterlässt deutliche molekulare Spuren auf der DNA, insbesondere bei Genen, die mit der Energie- und Immunfunktion zusammenhängen. Cannabis kann biologische Prozesse verändern.
So oder so hat der Cannabis-Konsum Auswirkungen und Effekte auf die Epigenetik. Wie stark und in welchem Maße Konsumenten davon betroffen sind, ist individuell unterschiedlich. Kein Organismus funktioniert exakt so wie der andere.
Ob also jeder Mensch, der regelmäßig Cannabis konsumiert, per se stärker zu psychischen Krankheiten oder anderen Problemen neigt als andere, muss weiter erforscht werden. Aber genauso wie Cannabis eine Vielzahl an positiven Auswirkungen auf die Menschen haben kann, sind bei manchen Konsumenten auch negative Effekte möglich. Fragt mal die Lunge.
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