Sha’Carri Richardson bei Olympia
2021 wurde die US-Amerikanische Sprinterin Sha'Carri Richardson kurz vor den Olympischen Spielen in Tokio wegen Cannabis-Konsum gesperrt und ihr sportlicher Traum zerstört.
In wenigen Tagen jedoch hat sie in Paris die Chance, Olympiasiegerin zu werden. Richardsons Platz in der Olympiamannschaft 2021 wurde ihr gestrichen, obwohl sie die 100 Meter bei den Testläufen gewonnen hatte. Bei einem Dopingtest nach dem Rennen wurde sich jedoch positiv auf THC getestet. Die damals 21-jährige Richardson gab an, sie habe Marihuana konsumiert, um mit der Nachricht vom Tod ihrer leiblichen Mutter fertig zu werden, die ihr von einem Reporter wenige Tage vor Beginn der Wettkämpfe übermittelt worden war. Die aus Dallas stammende Carrie Richardson wurde hauptsächlich von ihrer Großmutter und einer Tante aufgezogen.
Sie war 2021 im Vorfeld der Olympiade die schnellste Frau der Welt. Die Erwartungen waren entsprechend hoch. Doch dann kam der Dopingtest. Und seitens der WADA, der Welt-Anti-Doping-Agentur, beträgt die Höchststrafe für einen nicht bestandenen THC-Test mehrere Jahre. Die Mindeststrafe ist die einmonatige Sperre, die Richardson erhielt. Es hätte also weitaus schlimmer kommen können.
Richardsons Suspendierung löste eine heftige Debatte darüber aus, ob die Strafe angesichts der wachsenden Akzeptanz des Cannabiskonsums und seiner Legalität in Oregon, wo die olympischen Trials stattfanden, gerechtfertigt war. Aber alle Formen von Cannabinoiden (mit Ausnahme von Cannabidiol) standen und stehen immer noch auf der Liste der verbotenen Substanzen der WADA. Selbst Präsident Joe Biden stellte die Frage, ob es nicht an der Zeit sei, das Verbot neu zu bewerten.
Im Jahr 2022 beauftragte die Weltorganisation eine Gruppe von Experten aus neun Ländern mit einer gründlichen Überprüfung von THC. Laut der Schlussfolgerung des Gremiums ist es zwar unwahrscheinlich, dass es sich um ein leistungssteigerndes Mittel handelt, aber THC erfüllt zwei der drei Kriterien der WADA zur Bestimmung einer verbotenen Substanz: Die Verwendung von THC könnte ein Gesundheitsrisiko für Sportler darstellen und es verstößt gegen den "Geist des Sports" der WADA. Ein sehr nebulöses, subjektives Kriterium. THC ist bis zum heutigen Tag auf der Verbotsliste. Und das, obwohl die Experten der WADA selbst sagten, dass THC kein leistungssteigerndes Mittel ist.
Letztes Jahr hat Richardson den WM-Titel im 100 Meter-Sprint gewonnen. Und auch für die aktuellen Olympischen Spiele hat sie sich vor wenigen Tagen wieder qualifiziert. Am 3. August hat sie die Chance, ihren Athleten-Traum zu verwirklichen, denn dann findet in Paris das 100 Meter-Finale der Damen statt. Also keinen Joint mehr bis dahin… denn das Verbot von Cannabis dürfte noch eine Weile bestehen bleiben.