Hanf und Cannabis in China

Mercedes.Frank
24 Apr 2023

China ist weltweit führend in der Hanfproduktion. Die Hanfindustrie des Landes floriert. Das ist ein Teil der nationalen Strategie Chinas, Baumwolle durch andere, umweltfreundlichere Pflanzen zu ersetzen, um eine Netto-Null-Emission zu erreichen. Gleichzeitig aber sind THC-Blüten nach wie vor verboten.


Einige der weltweit frühesten Belege für die Verwendung von Hanf stammen aus China. Hanf wird dort seit Tausenden von Jahren angebaut, und die Chinesen haben ihn zur Herstellung von Kleidung, Papier, Seilen und Fischernetzen verwendet. Darüber hinaus kommen Cannabissamen seit fast zwei Jahrtausenden in der traditionellen chinesischen Medizin zum Einsatz.

Wie in den meisten Ländern der Welt im 20. Jahrhundert wurde jedoch auch in China der Anbau von Hanf- und Cannabispflanzen verboten. Das Verbot galt bis 2010, aber es dauerte nur ein Jahrzehnt, bis China zum Weltmarktführer im Hanfanbau aufstieg. Derzeit ist China der größte Hanfproduzent der Welt, und das wird wohl auch in den nächsten Jahren so bleiben. Der größte Teil des in China produzierten Hanfs wird exportiert; ein Großteil davon geht in die USA.

Nach Angaben von New Frontier Data stammen 70%  der gesamten weltweiten Hanffasern aus zwei Provinzen in China, Heilongjiang im Norden des Landes und Yunnan im Süden. Der Wert des chinesischen Fasermarktes belief sich 2018 auf 1,2 Milliarden US-Dollar und ist seitdem wahrscheinlich noch gestiegen. Der größte Teil des chinesischen Hanfs wurde bisher für die Textilherstellung verwendet. Erst vor kurzem sind die Chinesen in den CBD-Markt eingestiegen, allerdings war dies nur ein kurzes Unterfangen.

Der Zeitraum zwischen 2018 und 2021 markiert eine Zeit des beispiellosen CBD-Booms in China. In diesen Jahren wurde CBD in Kosmetik- und Schönheitsprodukten zum Verkauf angeboten… und der heimische Markt explodierte. Chinas CBD-Markt kam allerdings zum Erliegen, nachdem die Regierung mit einem Verbot der Verwendung von Hanfblüten, -extrakten und -ölen in Kosmetika interveniert hatte. Das Verbot von CBD bedeutete, dass das nicht-psychedelische Cannabinoid als "gefährliche Droge" eingestuft wurde, genau wie harte Drogen wie Heroin und Kokain. Die Produktion, der Import und der Export von CBD ist nun illegal und kann mit lebenslanger Haft bestraft werden. Chinas Verbot von CBD könnte mit der jüngsten Wiederbelebung von "Anti-Drogen"-Aufklärungskampagnen im Land erklärt werden. Diese Kampagnen lehnen Schönheitsprodukte auf Cannabisbasis ab und sehen deren Beliebtheit als Verstoß gegen die auf Jugendliche ausgerichtete Regierungspolitik.

Die chinesischen Behörden haben mehrere Argumente angeführt, um das Verbot von CBD zu rechtfertigen. Eines davon ist das Fehlen von THC-Tests, um sicherzustellen, dass Hanfprodukte weniger als 0,3 % des psychoaktiven Cannabinoids enthalten. Zweitens könne CBD leicht durch andere, den Kunden bekannte kosmetische Inhaltsstoffe ersetzt werden. Das Verbot ist quasi das Ende für viele CBD-Unternehmen, da sie keine Möglichkeit mehr haben, ihre Produkte zu verkaufen.

Denselben Weg schlug Hongkong ein, wo es ebenfalls einen florierenden CBD-Markt gab. Die Behörden der Stadt führten außerdem Sicherheitsbedenken an und erklärten, sie befürchteten, dass CBD leicht zu Delta-8 THC, dem synthetischen Analogon und der milderen Version von Delta-9 THC, synthetisiert werden könnte. Berichten zufolge sammelten die Behörden in Hongkong rund 80.000 CBD-Produkte wie Hautpflegecremes, Essenzen, Öle und andere Nahrungsergänzungsmittel in speziellen Einwegboxen ein, bevor das Verbot im Februar dieses Jahres in Kraft trat.

In China ist der Drogenkonsum ein schweres Vergehen. Wenn man mit Gras erwischt wird, kann man sich sehr großen Ärger einhandeln. Der Oberste Gerichtshof betrachtet Drogen als "den wahren Dämon, der die menschliche Natur zerstört". China ist auch eines der wenigen Länder der Welt, in denen der Drogenschmuggel und -handel weiterhin mit der Todesstrafe geahndet wird. Die Strafen für einfachen Besitz sind nicht ganz so dramatisch. Nach Angaben von Amnesty International haben die chinesischen Behörden in den letzten Jahren Tausende von Todesurteilen im Zusammenhang mit Drogen vollstreckt. Einige dieser Fälle hatten möglicherweise mit Cannabis zu tun.

Wird China jemals seine Haltung gegenüber Marihuana lockern? Es ist unwahrscheinlich, dass so etwas in nächster Zeit passieren wird. Eine der fünf "schlechten Taten", von denen die Chinesen glauben, dass sie einen Menschen verderben können, ist das Rauchen von Drogen. Die anderen vier sind übermäßiges Essen oder Trinken, Glücksspiel und Prostitution. Alle diese "Übel" können den Wohlstand und das Wohlergehen der ganzen Familie bedrohen, und das ist fast unverzeihlich. Es ist also auch eine kulturelle Angelegenheit. Daher wird der Freizeitkonsum von Drogen in China einfach nicht so locker gesehen wie in westlichen Gesellschaften.

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Mercedes.Frank