CBD UND FÜHRERSCHEIN Synthetisches vs. pflanzliches CBD

Frank Brandse
22 Aug 2021

Immer mehr Menschen haben CBD-Extrakte oder CBD-Edibles wenigstens schon einmal probiert. Wie läuft es in Kontrollen mit dem Führerschein? Das kommt ganz darauf an ...


Cannabidiol wirkt nicht psychoaktiv und löst damit keinen Rausch aus. Es hat jedoch eine medizinische Wirkung. Jemand, der sein Bewusstsein verändern will, wird also kein CBD verwenden. Wer es einnimmt, wird davon allein nicht high und bleibt fahrtüchtig. Dennoch kann es in Verkehrskontrollen zu Komplikationen kommen, wenn es sich um Phyto-CBD beziehungsweise einen Cannabis-Vollauszug handelt. Dieser enthält viele weitere Wirkstoffe. In Hanfblüten ist immer auch etwas THC beziehungsweise THC-Säure als Vorstufe enthalten. Dies wird mit den anderen Wirkstoffen im Extrakt oder Edible enthalten sein.

Je nach Extraktionsverfahren oder je nach Verarbeitung werden einige oder viele Wirkstoffe sehr gut aus den Hanfblüten extrahiert. THC gehört zu den Wirkstoffen, die sich im Normalfall gut herauslösen.

Wer sein CBD-Öl aus Nutzhanfblüten mit maximal 0,2 % THC extrahiert, hat im Vollauszug geringe THC-Spuren. Wer jedoch in der Schweiz lebt, kann ganz legal Hanfblüten oder Hanfprodukte bis 1 % THC erhalten. Schweizer müssen also mit einem vielfachen THC-Restwert rechnen.

Cannabidiol wirkt nicht psychoaktiv

Die nächste Frage lautet, wie hoch das CBD-Öl konzentriert ist und wie viel davon eingenommen wird. Wer ein CBD-Öl mit 1 % CBD-Gehalt verwendet und 100 mg CBD einnehmen möchte, muss 10 ml aufnehmen. Bei 0,2 % THC wären das also 20 mg THC. Genau das würde bei regelmäßiger Einnahme mit hoher Wahrscheinlichkeit für einen empfindlichen Drogenschnelltest reichen.

Das Problem liegt in den Worten „mit hoher Wahrscheinlichkeit“. Wer gut Rechnen kann und weiß, wie viel CBD und THC in seinem CBD-Öl oder Edible enthalten ist, kann die Wirkstoffmengen durchaus abschätzen. Die Abbaukurve im Körper lässt sich nicht genau berechnen, es handelt sich nicht wie beim Alkohol um einen linearen Abbau. Wenn mehrere Personen ein exakt gleiches Konsummuster pflegen, kann der eine dennoch positiv und der andere negativ getestet werden.

Im Normalfall sollte ein höher konzentriertes CBD-Öl mit maximal 0,2 % THC nicht zu einem positiven Drogentest führen. Ansonsten wäre mit Ergebnissen zu rechnen, die deutlich unter den Grenzwerten für einen Führerscheinentzug liegen.

Viele CBD-Produkte enthalten wegen dieser Probleme oder der Kosten kein Phyto-CBD. CBD-Öle oder Edibles, die mit synthetischem CBD angereichert werden, enthalten kein THC, solange nicht zusätzlich Cannabis oder Cannabisauszüge zugefügt werden.

Auf THC positiv? Einfach selber testen!
Auf THC positiv? Einfach selber testen!

Es wären also auch keinerlei Probleme mit dem Führerschein zu erwarten.

Synthetisches CBD ist gleich dem CBD, das aus Pflanzen gewonnen wird. Phyto-CBD wirkt aber nie für sich allein, sondern immer mit allen anderen Wirkstoffen zusammen, solange das CBD nicht synthetisch als Reinstoff herausgetrennt wird.

Geht es um den Führerschein, wäre synthetisches CBD definitiv sicherer. Wer jedoch medizinisch profitieren möchte, würde für die bessere Gesamtwirkung meistens ein Produkt mit Phyto-CBD wählen.

Wer auf den Führerschein angewiesen ist, muss dann aber vorsichtig bleiben. Jeder kann sich auf Drogen testen.

Im Onlinehandel gibt es Drogen-Schnelltests für ein paar Euro, die sehr exakt anschlagen. Wer sich diese kauft und täglich oder wöchentlich testet, weiß nach kurzer Zeit, ob er ständig oder vielleicht gelegentlich positiv anschlägt.

Es muss lediglich ein möglichst empfindlicher Drogenschnelltest gewählt werden.

Jeder kann sich auf Drogen testen

Wer in eine Verkehrskontrolle gerät, sollte generell nur das Allernötigste sagen und keine Reaktionstests oder Schnelltests akzeptieren. Dann bleibt einem die Blutkontrolle häufiger erspart. In dieser wird neben dem aktiven THC auch das Abbauprodukt THC-COOH (THC-Karbonsäure) festgestellt, um Rückschlüsse auf die Konsumhäufigkeit zu gewinnen.

THC oxidiert nach und nach an der Luft. In Marijuana, Haschisch und anderen Cannabisprodukten ist es

als THCA enthalten, welches durch ein Erhitzen in THC umgewandelt wird. Wer sein CBD-Öl selber herstellt, kann also seinen Hanfblütentee zuerst erhitzen und anschließend dünn geschichtet wochenlang an der Luft liegenlassen. Die anderen Cannabinoide oxidieren nicht wie

THC an der Luft, doch einige Terpene werden sich verflüchtigen.

Wer also bei seinem Selbsttest positiv war, kann es mit dieser Methode probieren.

CBD als Reinstoff – für den Führerschein sicherer.
CBD als Reinstoff – für den Führerschein sicherer.

Der Vorgang der Decarboxylierung wird in Ausgabe 6/2018 auf Seite 20-21 erläutert.

Anerkannte und als fahrtüchtig geltende Cannabispatienten können sich die Mühe sparen.

Wenn sie eine Kopie ihres BTM-Rezeptes, ein Arztschreiben und zur Sicherheit die Kopie der Antwort zur kleinen Anfrage „Cannabismedizin und Straßenverkehr“ (Deutscher Bundestag, Drucksache 18/11701) vorlegen und nach Anweisung des Arztes konsumieren, dürfen sie selbst unter THC-Einfluss Auto fahren, solange sie keinen akuten Rauschzustand aufweisen.

Alle anderen, die ihren Führerschein zwingend benötigen, sollten auch nach einer Legalisierung sehr vorsichtig bleiben.

 

Text: Robert Brungert

F
Frank Brandse