Cannabis hilfreich bei Drogenersatztherapie
In der Vergangenheit wurde die Cannabispflanze von Cannabisgegnern und vielen Mainstream-Medien als "Einstiegsdroge" dargestellt. Und gerade jetzt, da Cannabis teilweise legalisiert worden ist, kommen von diesen Leuten wieder dieselben alten Sprüche.
Es gibt jedoch immer mehr wissenschaftliche Belege dafür, dass das Gerede von der "Einstiegsdroge" eigentlich nur eine falsche, unbegründete Verbotsrhetorik ist. Viele Befürworter des öffentlichen Gesundheitswesens und Forscher haben festgestellt, dass der Konsum vieler anderer Substanzen, einschließlich des Missbrauchs von Arzneimitteln, dem Cannabiskonsum oft vorausgeht.
Forscher in Deutschland haben kürzlich eine Studie durchgeführt, in der der Cannabiskonsum als Ersatz für andere Substanzen untersucht wurde, und die Ergebnisse der Studie sind vielversprechend, insbesondere wenn man bedenkt, wie viel schädlicher viele Substanzen im Vergleich zu Cannabis sind.
Nahezu sechzig Prozent der Personen, die sich einer Opioid-Erhaltungstherapie (OMT) oder Drogensubstitution (bspw. Methadonprogramm) unterziehen, konsumieren Cannabis, um ihr Verlangen nach anderen Drogen, einschließlich Heroin, zu verringern. Dies geht aus Umfragedaten hervor, die in der Zeitschrift European Archives of Psychiatry and Clinical Neuroscience veröffentlicht wurden.
Die Forscher untersuchten die Tendenzen des Cannabiskonsums bei 118 Personen, die an einer OMT teilnahmen. Siebenundfünfzig Prozent der Befragten gaben zu, Cannabis zu konsumieren, obwohl dies einen Verstoß gegen die Regeln des Programms darstellt. Fast die Hälfte (45 %) der Cannabiskonsumenten gab an, dass sie es "zur Verringerung des Verlangens nach Heroin" konsumierten, und 24 % gaben an, dies zur Verringerung des Verlangens nach Kokain zu tun. Die Befragten gaben auch an, Cannabis als Ersatz für Alkohol, Benzodiazepine und andere Substanzen zu verwenden.
Die Autoren der Studie kamen zu dem Schluss: "Ein erheblicher Anteil der Patienten, die in unserer Stichprobe Cannabis konsumierten, berichtete über positive Auswirkungen des Cannabiskonsums auf das Verlangen nach und den Konsum von anderen Drogen, in vielen Fällen wohl eher schädlichen Substanzen. ... Diese Ergebnisse werfen die Frage auf, ob die Einschränkung des Cannabiskonsums im Allgemeinen wirklich die Gesundheit von OMT-Patienten fördert. ... Insgesamt deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass Cannabis als Strategie zur Schadensbegrenzung bei OMT in Betracht gezogen werden sollte, mit dem Ziel, den Konsum gefährlicherer Drogen zu reduzieren."
Die Ergebnisse einer Studie aus dem Jahr 2021 kamen zu dem Schluss, dass Personen, die sich wegen einer Opioidkonsumstörung in Behandlung befanden und Cannabis konsumierten, seltener eine nicht tödliche Opioidüberdosis erlitten als Nicht-Cannabiskonsumenten. In anderen Studien wurde berichtet, dass der Cannabiskonsum mit einer höheren Haltequote bei der Opioidbehandlung einhergeht und dass er das opioidbedingte Verlangen der Abhängigen lindern kann.