Amsterdam verbietet Kiffen in der Öffentlichkeit
Am Donnerstag, den 25. Mai, war im Amsterdamer Rotlichtviertel kein Cannabisrauch mehr zu sehen… denn das öffentliche Rauchverbot von Cannabis begann.
Nach jahrelangen Beschwerden von Anwohnern über das schlechte Benehmen der jährlich 18 Millionen Touristen ist nun ein hartes Durchgreifen in vollem Gange. Im vergangenen Monat startete die Stadtverwaltung eine "stay away"-Kampagne, die sich in erster Linie an rüpelhafte Briten richtet. Sie verbietet den Verkauf von Alkohol in Geschäften am Wochenende und schreibt frühere Schließzeiten für Kneipen und Fensterbordelle vor.
Mit der Umsetzung des Verbots droht Touristen und Einwohnern eine Geldstrafe von 100 € (87 £) für das Rauchen von Cannabis in der Öffentlichkeit im und um das Rotlichtviertel. Für die Anwohner, die die Nase voll haben von lärmenden Junggesellenabenden, vermüllten Straßen und öffentlicher Unanständigkeit vor ihrer Haustür, ist das Verbot in De Wallen - was so viel bedeutet wie "die alten Stadtmauern" - ein Zeichen, dass ihre Sorgen endlich ernst genommen werden.
Die Amsterdamer Bürgermeisterin Femke Halsema und alle politischen Parteien waren sich einig, dass die großen Touristenströme die Lebensqualität des Viertels beeinträchtigen und dass es für Rettungsfahrzeuge kaum möglich ist, die engen mittelalterlichen Straßen zu den Stoßzeiten zu erreichen. Die Stadt hat weitere Pläne für das Rotlichtviertel. Die Bürgermeisterin führt derzeit Gespräche mit privaten Bauträgern über den möglichen Bau eines großen Erotikzentrums an einem anderen Ort in der Stadt und die Entfernung von 100 Fensterbordellen aus den Wallen.
Halsema hofft auch, ein nationales Gesetz zur Beschränkung des Zutritts zu Coffeeshops durchsetzen zu können, während die Regierung entschlossen ist, gegen die Drogenkriminalität vorzugehen, die hinter einigen Geschäften im Rotlichtviertel vermutet wird.
Einige Geschäftsinhaber befürchten jedoch, dass die Touristen ganz ausbleiben werden. "Die Seele des Viertels, das, was es so außergewöhnlich macht, wird langsam herausgerissen", so der Sprecher des Bulldog-Cafés. Sie glauben, dass eine bessere Antwort verstärkte polizeiliche Überwachung der bestehenden Gesetze gegen Alkohol in der Öffentlichkeit und Drogenhandel ist.
Aber nicht nur Touristen riskieren Strafverfolgung oder Geldstrafen. Einheimische befürchten, dass auch Amsterdamer Bürger von den Strafen betroffen sein könnten, vor allem nach den jüngsten Auseinandersetzungen mit der Stadtverwaltung über die neuen Airbnb-ähnlichen Vermietungsregeln. "Die Regeln sind für Besucher schwer zu verstehen, weil sie vielleicht auf der anderen Seite des Kanals oder auf einer privaten Terrasse im Rotlichtviertel rauchen können. Wir können also nur hoffen, dass die Stadtverwaltung unwissende Straftäter nicht so unverhältnismäßig behandelt wie Kurzzeit-Gastgeber, die dank der komplexen Regeln unbeabsichtigte Fehler gemacht haben“´, so einer der Amsterdamer Bed & Breakfast Besitzer.
Und das ausgerechnet dort, wo Touristen primär immer deswegen hingekommen sind!