Psychonautische Skills: Substanzen erkennen und prüfen

Soft Secrets
12 Jul 2019

Der Herzog von Sussex berichtet in seinen Memoiren nicht nur über seine Familie und die royalen Verhältnisse, sondern auch von seinen mit Drogen gemachten Erfahrungen.


Psychedelic Skills: Was habe ich da für einen Stoff?

Professionelle Skills für Safer-Use-Konsum: Substanzen zu erkennen und zu prüfen ist etwas für Profis. Nicht alle Stoffe können auf die Schnelle verifiziert werden, und im Zweifel verzichtet der mündige Psychonaut auf eine Substanz. Wenn man zum Beispiel mit dem Gras, das man von unbekannten Personen erworben hat, nach einer Abbrennprobe geradezu malen kann (wenn also das Weed beim „Malen“ auf Papier schwarze Rückstände zurücklässt), kann man fast sicher sein, dass man es mit Brix-gestrecktem Gras zu tun hat. Verbrixtes Weed ist oftmals besonders hart, schlägt häufig beim Abbrennen Funken, und die Asche dieses Grases fasst sich in aller Regel schmierig und ölig an. Dabei ist es im Gegensatz zu anderen Substanzen relativ leicht, verschnittenes Gras zu identifizieren – gerade, wenn der Konsument sich auskennt und schon häufig reines Marijuana in den Händen hatte. Außerdem sind die Möglichkeiten, Cannabis mit Streckmitteln zu versehen, recht limitiert. Der Deutsche Hanfverband listet als mögliche Streckmittel von Hanf neben Brix (das von besonders widerlichen, fiesen und skrupellosen Zeitgenossen eigens als Cannabis-Streckmittel produziert wird!) folgende Substanzen auf: Sand, Blei (besonders schäbig, da unfassbar ungesund, ja sogar tödlich!), Talkum, Glas, Zucker, Haarspray, Gewürze und Dünger. Schwieriger wird es dann schon bei den beliebten Pülverchen und Pillen. Ob eine Tablette zum Beispiel das gewünschte MDMA oder aber das gefährliche PMA (Paramethoxyamphetamin) bzw. PMMA (Paramethoxymethylamphetamin) oder andere Stoffe enthält, kann man auf den ersten Blick nicht feststellen. Das Fatale: auch auf den zweiten meistens nicht! Hier kann man sich nur sicher sein, wenn man auf alles, was man nicht identifizieren kann, und auf alles, was aus unbekannten Quellen stammt, verzichtet. Bei manchen Pulvern hat man immerhin noch die Möglichkeit, sie mit Hilfe einfacher Tests zumindest im Groben zu prüfen. So etwa beim Kokain: Hier streut man ein wenig Pulver auf Alufolie und verbrennt die Substanz mit einem Feuerzeug von unten her: „Wer seiner Nase nicht traut, legt die Probe auf ein Stück Alufolie und lässt sie langsam verdampfen, indem er ein Feuerzeug unter die Folie hält. Während pharmazeutisches Kokain ohne Rückstände verdampft, hinterlässt illegal produziertes Kokain (aufgrund der enthaltenen Nebenalkaloide) einen rotbraunen Fleck. Laktose wirft Blasen, karamellisiert und zerfällt zu schwarzer Asche; der entstehende Rauch riecht süßlich. Mit Dextrose verhält es sich ebenso. Methedrin schmilzt und verdampft ähnlich wie Kokain, doch mit zischendem Brutzeln. Talk schmilzt nicht und verdampft nicht, das Gleiche gilt für Backpulver. Oder man streut ein bisschen Koks in ein Glas kaltes Wasser. Anhand dieser Methode lässt sich freilich nur in etwa abschätzen, wie sehr der Stoff verschnitten ist: Das Kokain hinterlässt beim Herabsinken kleine, transparente Spuren. Die meisten Verschnittmittel tun es nicht. Der Anteil der Partikelspuren erlaubt eine ungefähre quantitative Bestimmung“ (Walter Hartmann, 1990: Kokain, Raymond Martin Verlag: 65f.). Im Falle der Tryptamine ist es in aller Regel etwas leichter nachzuvollziehen, ob man die gewünschte Substanz bekommen hat oder nicht. Allerdings hat sich auch dies in Zeiten der Marktüberflutung mit Research Chemicals ein wenig geändert. Hatten Psychedeliker schon früher zuweilen Zweifel, ob auf ihren Blottern tatsächlich Acid aufgeträufelt war oder etwas anderes – berüchtigt waren die Märchen von den Meskalin-Pappen – so ist es heute in der Tat leichter, auch Papiertickets bzw. Filze mit anderen Substanzen zu tränken als mit LSD. So müssen auf Blottern nicht unbedingt Tryptamine verarbeitet worden sein, sondern es können sich auch psychoaktive Phenethylamine darauf befinden – nur eben nicht gerade Meskalin. Jedem wissenden Psychonauten sollte nämlich bereits vor Jahrzehnten klar gewesen sein, dass Meskalin sich schon allein aufgrund der erheblich höheren Dosierung, die für einen Trip notwendig ist (200 bis 450 Milligramm), nicht eignet, auf ein kleines Löschpapierfetzchen geträufelt zu werden. Das hat sich auch heutzutage nicht geändert, jedoch ist heute die Auswahl an „neuen“ Molekülen derart groß, dass man tatsächlich nicht wissen kann, ob auf einem Ticket oder Filz LSD, AL-LAD, 1P-LSD, 25I-NBOMe (oder andere NBOMe-Derivate), DOx-Derivate (DOC, DOB, DOI und andere, auch das in den Sechzigerjahren von Shulgin entwickelte DOM, das übrigens schon vor vielen Jahren in Form von Pappen verkauft worden ist), 2C-x-Derivate, Bromo-DragonFLY, 5-MeO-AMT, 5-MeO-MIPT oder irgend ein anderer Stoff aufgetragen worden ist. Es gibt einige Anhaltspunkte, anhand derer man sich zumindest ein wenig orientieren kann: So sind Blotter, auf denen andere Substanzen als LSD aufgetragen wurden, häufig etwas größer und dicker als klassische Pappen, auch besitzen manche eine spezielle und raue Oberflächenstruktur. Das Äußere eines Tickets kann jedoch sehr leicht täuschen, immerhin ist es dem Produzenten und/oder Dealer überlassen, auf welches Medium er seine Substanz träufelt. Als sicherer Indikator kann der visuelle Eindruck eines Löschpapiers oder Filzes also nicht gelten. Darüber hinaus ist LSD geschmacksneutral (abgesehen von einem ganz leichten Acid-typischen Geschmack, den der erfahrene Psychonaut erkennen kann), wohingegen analoge oder andere Substanzen (zum Beispiel die DOx-Derivate und DragonFLY) zuweilen einen recht bitteren Geschmack auf der Zunge hinterlassen. Auf der Internetseite der US-amerikanischen Psychonauten-Community EROWID ist ein Testverfahren für LSD beschrieben (auf Englisch), das eingeweihte Psychedeliker nutzen können, um Aufschluss zu erlangen, ob auf einem Trip auch tatsächlich Acid enthalten ist: www.erowid.org/chemicals/lsd/lsd_info2.shtml
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