Zurück zu den Grundlagen - Was Pflanzen brauchen

Soft Secrets
08 Nov 2020

Es gibt viel Hype und sensationelle Nachrichten über den Cannabisanbau der letzten Jahre. So großartig es sein mag, den Blick auf neue Verfahren, Geräte und Anbausysteme zu richten und sie auszuprobieren - der einzige Weg zu einer herausragenden Ernte besteht darin, die Grundlagen nicht zu vergessen. Lasst uns zu ihnen zurückkehren und zusammenfassen, was viele Grower zuweilen vergessen.


 

Photosynthese

Ich bin sicher, dass jeder guter Grower über den einzigartigen Prozess der Photosynthese Bescheid weiß. Die wichtigste Tatsache aus menschlicher Sicht: Durch die Photosynthese wird Sauerstoff produziert, ohne den wir auf der Erde nicht leben könnten. Aus der Perspektive von Pflanzen ist Sauerstoff jedoch nur eines ihrer Nebenprodukte. Im Verlauf der Photosynthese nehmen Pflanzen Kohlendioxid (CO2), Wasser, Nährstoffe, photosynthetisch aktive Strahlung und Wärme auf, was zu Sauerstoff und Kohlenhydraten umgewandelt wird. Während sie den größten Teil des Sauerstoffs an die Luft abgeben, nutzen sie die Kohlenhydrate als Energiequelle um zu wachsen und zu überleben. Je besser und schneller die Photosynthese abläuft, desto mehr Kohlenhydrate können Pflanzen produzieren. Das Hauptziel eines jeden Gärtners besteht darin, die Geschwindigkeit der Photosynthese zu beschleunigen so gut es nur geht. Wenn die Bedingungen für die Photosynthese optimal sind, haben die Pflanzen mehr Energie für das Wachstum und die Blühphase. Der Prozess, bei dem einfache anorganische Verbindungen komplexere Strukturen bilden, wird Assimilation genannt.

[caption id="attachment_38141" align="alignnone" width="1707"] Eine gesunde Blütenknospe[/caption]

Wenn eine der für die Photosynthese notwendigen Komponenten fehlt oder nicht ausreichend vorhanden ist, läuft der Prozess entweder nur teilweise oder gar nicht ab. Haben die Pflanzen beispielsweise nachts keinen Zugang zu Licht, findet die Photosynthese nicht statt. Aber selbst dann nutzen die Pflanzen immer noch Energie zur Aufrechterhaltung ihrer Lebensfunktionen. In der Zeit zerlegen sie die komplexen Strukturen in Form von Kohlenhydraten wieder in einfachere Strukturen. Dieser Prozess heißt Dissimilation und ist das genaue Gegenteil von Assimilation. Sollen die Pflanzen Energie hauptsächlich für ihr Wachstum und ihre Blüte nutzen, muss die Dissimilation minimiert und die Assimilation maximiert werden durch Förderung und Beschleunigung der Photosynthese. Dies lässt sich erreichen durch die Schaffung eines geeigneten Klimas und allgemein über die Art und Weise, wie der Anbauraum betrieben wird.

Wasser

Pflanzen bestehen, wie der Mensch, hauptsächlich aus Wasser. 70-80% des Gewichts von frischen Pflanzen besteht aus Wasser, das eine Schlüsselrolle für ihre verschiedenen Stoffwechselreaktionen, einschließlich der Photosynthese, spielt. Allerdings werden bis zu 98% des aufgenommenen Wassers wieder in die Atmosphäre transpiriert. Wasser ist für den Transport von Substanzen im pflanzlichen Organismus unbedingt erforderlich. Es löst Nährstoffe und befördert sie dorthin, wo die Pflanzen sie benötigen. Falls notwendig kann Wasser die Pflanzen auch abkühlen oder ein rasches Absinken ihrer Temperatur verhindern. Die wärmeregulierende Funktion des Wassers könnte von Growern als eine ausgezeichnete Möglichkeit zur Erhöhung des CO2-Gehalts genutzt werden. Im Idealfall fließt Wasser in der Pflanze kontinuierlich von den Wurzeln bis zu den Blättern, wo es die Pflanze verlässt, in Form von Dampf in die Atmosphäre abgegeben wird. Dies wäre nicht möglich ohne eine beträchtliche Oberflächenspannung des Wassers, die das kapillare Aufsteigen, die Transpiration und den Auftrieb in den Wurzeln ermöglicht.

Ungenügende Bewässerung verlangsamt das Wachstum, und schlimmer Wassermangel endet mit dem Absterben der Pflanze. Bei optimaler Feuchtigkeit gedeiht die Pflanze prächtig. Wird zu viel gegossen beginnen zuerst die Wurzeln - aus denen die Pflanze ihre Nährstoffe bezieht - zu schimmeln. Bekommt sie weiterhin zu viel Wasser, beginnt die Pflanze sich gelb zu verfärben. Im Extremfall fängt sie an zu schimmeln, der Stängel und mit ihm die gesamte Pflanze stirbt ab.

[caption id="attachment_38142" align="alignnone" width="1920"] Wurzelhärchen[/caption]

Cannabispflanzen nehmen Wasser über ihr Wurzelsystem auf, meist durch dünne Haare auf der Oberfläche der Wurzeln (Wurzelhaare). Sie sind mit bloßem Auge sichtbar - am besten zu sehen, wenn Samen auf Keimpapier keimen. Damit Wurzeln die nötige Menge Wasser erhalten, muss man optimale Bedingungen für sie schaffen - das bedeutet, die richtige Temperatur zu verwirklichen und genügend Sauerstoff zu liefern. Bei zu niedriger oder zu hoher Temperatur im Wurzelbereich nimmt die Wasseraufnahmekapazität ab. Die Fähigkeit, Wasser aufzunehmen, ist bei extremen Temperaturen vollständig blockiert.

Nährstoffe

Die meisten Nährstoffe werden von den Wurzelhaaren über das Wasser aufgenommen. Cannabispflanzen sind wie andere höhere Pflanzen in der Lage, manche Nährstoffe auch über die Blätter aufzunehmen. Blattdüngung wird meist als schnell wirkendes Gegenmittel zur Behebung eines Nährstoffungleichgewichts oder zur Zufuhr von Spurenelementen und Vitaminen für die Pflanzen angewandt. Es ist jedoch weit wichtiger, die Wurzeln mit Nährstoffen zu versorgen als die Blätter. Erden (Erdmischungen) sind die primäre Nährstoffquelle. In ihnen ist unterschiedlich viel Humus enthalten. Humus ist ein Komplex aus abgestorbenen Mikroorganismen, Pflanzen, Tieren und Pilzen, der die Nährstoffkonzentration im Boden und seine Nutzbarkeit für die Pflanzen stark beeinflusst. Pflanzen nehmen Nährstoffe aus dem Boden nicht in der gleichen Konzentration auf, wie sie dort ursprünglich vorliegt. Wegen des großen Unterschieds zwischen der Konzentration der Nährstoffelemente im Boden und dem Bedarf der Pflanzen müssen die Wurzeln befähigt sein, die Aufnahme bestimmter Nährstoffe getrennt von anderen zu regulieren. Es ist auch möglich, Pflanzen ohne Erde in inertem Wachstumsmedium, also beispielsweise hydroponisch oder aeroponisch, anzubauen. In diesem Fall werden alle Nährstoffe gleich in Wasser gelöst und direkt in der Wurzelzone verteilt.

Licht

Licht ist eine der Grundvoraussetzungen für die Photosynthese und Pflanzen brauchen es zum Leben. Ohne ausreichend Licht haben sie keine Energie für die Photosynthese. Pflanzen wachsen dann nicht so, wie wir es uns wünschen, und Sie werden niemals die Ernte Ihrer Träume einfahren. Für den Indoor-Anbau ist künstliches Licht das Erste, worüber man nachdenken muss - wie es eingesetzt wird, um die maximale Wirkung zu erreichen. Pflanzen sind mit drei photosynthetischen Hauptpigmenten ausgestattet, welche in der Lage sind, die Energie des Lichts zu nutzen. Chlorophyll A absorbiert die meiste Energie des blauen und roten Lichtspektrums. Die Chlorophylle B und C übertragen die absorbierte Energie auf das Chlorophyll A. Carotinoide tun dasselbe und schützen den Photosyntheseapparat vor Schäden durch übermäßige Strahlung. Für Pflanzen ist die photosynthetisch aktive Strahlung (PAR) notwendig. Ihr Wachstum hängt von der Menge PAR ab, die sie erhalten.

Luft - CO2 und Sauerstoff

Pflanzen benötigen mehr CO2 als Menschen und sind in der Lage, selbst eine ausreichende Menge Sauerstoff zu produzieren. Ein Mangel an diesen Elementen führt zu einem langsamen oder unterbrochenen Wachstum, einer Vergilbung der Blätter und zu kleinen, kümmerlichen Blütenknospen. Es ist notwendig, den Anbauraum regelmäßig und effektiv zu lüften, nicht nur wegen der CO2-Aufnahme, sondern auch oft um die erforderliche Temperatur und Luftfeuchtigkeit aufrechtzuerhalten. Achten Sie deshalb sehr auf die Be-/Entlüftung und den CO2-Gehalt im Anbauraum.

Wärme und Luftfeuchtigkeit

Cannabis hat seine Lieblingstemperaturen und wächst auch den Temperaturschwankungen entsprechend. Wird nicht für die erforderliche Temperatur gesorgt, wachsen die Pflanzen nicht wie erwartet. Tagsüber sollte die Temperatur zwischen 24-28 °C schwanken (niemals 32 °C übersteigen), nachts nicht unter 16 °C fallen. Die Luftfeuchtigkeit spielt beim Transpirationsprozess eine entscheidende Rolle. Es ist notwendig, Luftfeuchtigkeit und Temperatur gemeinsam zu kontrollieren, um optimale Bedingungen für eine schnelle Photosynthese zu erhalten.

[caption id="attachment_38140" align="alignnone" width="1920"] Stomata auf den Blättern spielen im Transpirationsprozess eine Schlüsselrolle[/caption]

Die Transpirationsgeschwindigkeit hängt u.a. von der Differenz zwischen dem Wasserdampfdruck in den Blättern und in der Umgebung ab (Dampfdruckdefizit - Abk. VPD-vapour pressure deficit). Im Blattinnern herrscht immer eine Feuchtigkeit von 100% und das Wasser liegt in flüssiger Form vor. Vor der Transpiration in die Atmosphäre verwandelt sich das Wasser unter der Blattoberfläche in Dampf. Dadurch entsteht der oben erwähnte Druck, da der Dampf viel mehr Platz benötigt als Wasser. Die Stärke des Wasserdampfdrucks im Blattinneren hängt auch von der Blatttemperatur ab. Der Wert des VPD-Drucks wird durch die Temperatur und die relative Luftfeuchtigkeit bestimmt. Die folgenden VPD-Werte werden für eine optimale Transpirationsgeschwindigkeit empfohlen. Für das Ziehen von Stecklingen und das frühe Wachstumsstadium 0,4-0,8 kPa (Kilopascal), für das Ende des Wachstumsstadiums und den Beginn der Blühphase 0,8-1,2 kPa und für die zweite Phase der Blüte 1,2-1,6 kPa. Um mehr über VPD zu erfahren, lesen Sie meinen älteren Artikel "Wasser und Pflanzen". Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und bleiben Sie dran!

S
Soft Secrets