Luftfeuchtigkeit im Anbauraum

Soft Secrets
29 Jan 2021

Viele Anbauräume haben ihre Sommer- und auch Winterprobleme. Der kühle Kellerraum mag im Sommer optimal sein, im Winter droht der Schimmel. Das muss nicht sein, wenn genug gelüftet wird. Deshalb muss passend geheizt werden. Der Trick lautet, dass möglichst wenig, aber dennoch genug gelüftet wird, um nicht so viel heizen zu müssen. Wer jedoch zu geizig ist, dem verschimmelt die Ernte wegen der Luftfeuchtigkeit noch an den Pflanzen.


Lüften und vielleicht auch heizen?

Wer Marijuana anbauen möchte und sich bedeckt halten muss, kann sich seine Anbauräume meistens nicht aussuchen und geht Kompromisse ein. Die Pflanzen müssen genügend Luftraum zum Atmen und Ausdünsten haben, dieser muss aber nicht vielfach größer als die Anbaufläche sein. Wenn der Gesamtraum 150 bis 200 % der Anbaufläche hat, wäre das gut, damit genug Raumluft für die Atmung und als Puffer für Temperatur und Luftfeuchtigkeit vorhanden ist. Die Frischluft kommt erst auf Temperatur und Luftfeuchtigkeit, dann strömt sie zu den Pflanzen. Dem Pflanzbereich kann für die bessere Lichtausbeute ein Vorraum vorgelagert werden. Viele arbeiten zwar mit einem Air-Sock, durch den Frischluft eingeblasen wird. Noch besser wäre, wenn dieser nicht unter den Pflanzen, sondern im Vorraum liegt oder an der Wand hängt. Auch bei Frost kommt die Luft nicht stellenweise kalt oder trocken bei den Pflanzen an. Dieses wäre sonst ein Stressfaktor und Schädlinge sowie Krankheiten hätten es leichter. Wer hingegen ein kleines Growzelt in großem Kellerraum hat, kann die Temperatur und Luftfeuchtigkeit schlechter regulieren und sollte den Raum unbedingt mit einer isolierenden Trennwand aus OSB-Platten verkleinern. Die zu regulierende Quadratmeterzahl reicht, ist aber deutlich geringer. Das bedeutet, dass mit geringerem Aufwand gelüftet und dazu passend geheizt oder in trockenen Räumen befeuchtet wird und damit letztendlich die Kosten sinken. [caption id="attachment_39411" align="alignnone" width="1920"] Zum ersten Anwurzeln: Luftfeuchtigkeit erhöhen[/caption] Einige Leser fragen sich nun vermutlich, weswegen sie nicht einfach etwas lüften und passend heizen, damit die Temperatur passt. Ist die relative Luftfeuchtigkeit zu hoch, bildet sich Schimmel. Ist die relative Luftfeuchtigkeit zu niedrig, sind Schädlinge oder Krankheiten wahrscheinlicher. Die Pflanzen wachsen außerdem holziger, bilden weniger Finger an den Blättern und können nicht ihr volles Potenzial entfalten. Deswegen sollte die relative Luftfeuchtigkeit für frische Stecklinge oder Sämlinge bei über 80 % liegen. Für Setzlinge und Mutterpflanzen eher bei 70 %, zu Beginn der Blütephase bei 60 % und in der Blütephase zwischen 50 bis 65 %. Bei einzelnen Strains sind möglicherweise auch etwas andere Richtwerte verträglich. Doch im Allgemeinen sind dies die Werte für die relative Luftfeuchtigkeit, um ein geringes Schimmelrisiko und guten Pflanzenwuchs zu fördern. Wieso ist die Regulierung der relativen Luftfeuchtigkeit schwierig? Jedem sollte bekannt sein, dass Lüften gegen eine zu hohe Luftfeuchtigkeit hilft. Im Pflanzraum verdunstet jedoch mehr Wasser, als in der Wohnung. Das bedeutet, dass dementsprechend mehr Luft umgewälzt werden muss, um diese Luftfeuchtigkeit rauszublasen. Kommt die Luft im Winter sehr kühl, geht es den Pflanzen schlecht, weshalb geheizt werden muss. Temperaturbereiche von 15 bis 18 °Celsius in der Dunkelphase und rund 24 °Celsius in der Beleuchtungsphase wären gut. Es gibt auch das gegenteilige Problem der trockenen Luft: Im Winter liegt die relative Luftfeuchtigkeit draußen häufig bei über 80 %. Diese kalte Luft strömt in den warmen Raum. Durch das Erwärmen sinkt die relative Luftfeuchtigkeit deutlich ab. In vielen beheizten Wohnungen liegt die relative Luftfeuchtigkeit dann bei unter 50 %. Es ist für empfindliche Atemwege oder Pflanzen zu trocken, weswegen möglichst wenig gelüftet wird und ein Luftbefeuchter läuft. [caption id="attachment_39410" align="alignnone" width="1920"] So bitte nicht heizen: Heizlüfter und Ablüfter laufen durch![/caption] Wer also in einer trockenen Wohnung anbaut, steht vor einer ganz anderen Situation als in einem kühlen Kellerraum. In der Wohnung wird zur Lufterneuerung etwas abgelüftet, womit Luft nachströmt. Hier wäre die relative Luftfeuchtigkeit im Winter tendenziell zu niedrig. Ein Ultraschallbefeuchter kann die Luft befeuchten. Diese Geräte benötigen jedoch kalkfreies Wasser. Dieses lässt sich mit einer Umkehrosmoseanlage (Ausgabe 4/2012, Seite 34) gewinnen. Wer die relative Luftfeuchtigkeit im Winter senken will, muss also intensiver lüften und zugleich die Zuluft erst einmal aufheizen, damit nicht einige Pflanzen in einer Kaltluftschneise stehen. Wer im kalten Kellerraum keine Zentralheizung hat, könnte einen Heizlüfter mit Thermostat im Vorraum aufstellen. Ob die relative Luftfeuchtigkeit nun steigen oder sinken soll, eines ist sicher: Die Klimatisierung kostet Energie und Geld. Je geschickter sich der Grower anstellt, umso günstiger und effektiver klappt alles. Die Pflanzen werden durch den milderen und langsameren Luftstrom weniger gestresst und entwickeln sich besser. [caption id="attachment_39409" align="alignnone" width="1920"] Gute Ergebnisse nur mit guten Klimawerten![/caption] Es gibt Geräte zur Luftentfeuchtung. Diese Luftentfeuchter erzeugen zugleich Abwärme, die wiederum den Raum heizt. Leider sind diese Geräte meistens auch laut und können damit nicht überall zu jeder Tageszeit verwendet werden. Genauso können viele mobile Klimaanlagen zum Heizen verwendet werden, sind aber leider ebenfalls laut. Die mobile Klimaanlage arbeitet stromsparend mit einer Art Wärmepumpe und bläst zur einen Seite kalte, zur anderen Seite warme Luft raus. Es kann also auch die Kaltluft nach draußen geleitet werden, um die Warmluft in den Raum zu blasen. Damit zieht es bereits wieder indirekt Frischluft an, die es im Pflanzraum braucht. Diese Klimaanlage darf aber nie riechende Luft rausblasen! Die bereits erwähnte mobile Klimaanlage verfügt meistens auch über die Funktion zum Senken der relativen Luftfeuchtigkeit. Das Wasser wird in einem Tank aufgefangen, der wieder in einen Schlauch auslaufen kann. Eine weitere Möglichkeit zum Senken der relativen Luftfeuchtigkeit sind Propangasöfen. Diese verbrennen Propangas zu CO2 und Wasser. Wenn sie die relative Luftfeuchtigkeit senken sollen, müssen sie etwas höher eingestellt werden. Wärmere Luft nimmt mehr Wasser auf, weshalb Propangasöfen auch als Baustrahler zum Trocknen feuchter Räume verwendet werden. Wichtig ist, die Gasleitung leicht mit einer Zange anzuziehen, damit diese dicht ist. Die heutigen Modelle sind nicht allein durch die Piezozündung sehr sicher, sondern lassen sich mit Thermostat einstellen. Es wird zugleich CO2 für besseres Pflanzenwachstum freigesetzt. [caption id="attachment_39408" align="alignnone" width="1920"] Unten links und Mitte – immerhin schon besser[/caption] Die Beleuchtung erwärmt den Anbauraum. Gehen die Lampen aus, steigt die relative Luftfeuchtigkeit bei sinkender Temperatur schnell an. Wegen dieser Luftfeuchtigkeit muss weiter gelüftet werden. Nun würde also der Propangasofen hochfahren, es wird jedoch in der Dunkelphase kein CO2 benötigt. Wer hingegen die relative Luftfeuchtigkeit steigern möchte, sollte nur zur Lufterneuerung lüften und hätte damit während der wärmenden Beleuchtungsphase das Hauptproblem. Es gibt Tipps, ein paar nasse Handtücher aufzuhängen oder einen Eimer Wasser in den Raum zu stellen. Das wird aber nicht viel bringen, sonst würde die Verdunstung der Pflanzen doch bereits genügen. Es muss also Wasser so fein vernebelt werden, dass es sich nicht wieder absetzt, sondern während des Absinkens von der Luft aufgenommen wird. Die günstigste und effektivste Lösung wären wohl schwimmende Ultraschallbefeuchter in einer hochgestellten Wasserwanne. Ein kleiner Lüfter könnte seitlich von schräg unten nach schräg oben blasen, um die Aerosole weiter in den Raum zu tragen. Das alles müsste noch über ein Hygrometer angesteuert werden, damit nur soviel wie nötig befeuchtet wird. Es gibt im Growhandel diverse Geräte oder Sets, die nur noch eingestellt und betankt werden müssen und durch eine Abschaltautomatik gegen ein Trockenlaufen gesichert sind. Doch auch diese Technik zieht leider einiges an Strom. Genau wie im Ultraschallbefeuchter, so kann auch in der Regeltechnik für die Ablüftung neben dem Thermostat ein Hygrostat vorhanden sein. Es wird ein Bereich für die Temperatur und Luftfeuchtigkeit eingestellt. Verlässt das Raumklima diese Bereiche, fährt der Lüfter hoch oder runter. Das Problem liegt häufig in dem Punkt, dass die relative Luftfeuchtigkeit mit der Raumtemperatur kollidiert und sich nicht beide Werte sinnvoll einstellen lassen. Aber dann könnten andere Geräte über ihre Thermostate oder Hygrostate anspringen und den Raum heizen, befeuchten oder auch entfeuchten. Es ist leider sehr schwierig, diese verschiedenen Geräte zur Klimatisierung alle passend einzustellen. Zudem müssen all diese Geräte auch passend aufgebaut werden. Einst hat ein Grower seinen 2500 Watt starken Heizlüfter in sein Growzelt mit rund zwei Quadratmetern gestellt. Dieser heizte kurz, die Abluft sprang an, es musste wieder geheizt werden, und letztendlich liefen beide Geräte durch und die Pflanzen standen im Stress. Deswegen ist etwas Raum vor den Pflanzen sehr wichtig, um die Klimawerte anzupassen. Aber auch hier muss der Raum passend zu den Geräten sein. 2500 Watt Heizleistung auf wenige Kubikmeter sind einfach zu viel. In einem kühlen und gelüfteten Raum mit 20 Quadratmetern wäre es hingegen zu wenig. Genauso müsste der Raum auch für einen Propangasofen genügend groß sein, außerdem ist der Betrieb dieser Öfen in geschlossenen Räumen eventuell auch verboten. Wenn die Frischluft klimatisiert und auf die Ablüftung abgestimmt wird, ohne dass alle Geräte über eine gemeinsame Schnittstelle angesteuert werden, gehört also etwas Geschick zur Feinabstimmung. Wer etwas Geduld mitbringt, sollte das aber schnell hinbekommen. [caption id="attachment_39407" align="alignnone" width="1920"] uluft besser verteilen: Lüfter in Reduzierstück zum Air-Sock[/caption] Ein Trick kann hilfreich sein. Nachts ist es kühler als am Tag, die wärmende Beleuchtungszeit kann in die Nacht gelegt werden. Die Abwärme der Beleuchtung wirkt der kühlen Frischluft leicht entgegen. Möglicherweise wäre es noch intelligenter, wenn in zwei Zelten oder Kammern zeitversetzt beleuchtet wird. Beide Zelte oder Kammern müssten aber über eine eigene Lüftung mit entsprechender Steuerung verfügen. Die Geräte zur Klimatisierung der Frischluft könnten hingegen durchlaufen und müssten weniger groß bemessen sein. Diesen Anregungen entnimmt jeder schnell, dass es keine allgemeingültigen Konzepte oder Lösungen gibt. Jeder Anbauraum und jeder Anbaustil sind anders. Damit können zwar alle auf dieselben Möglichkeiten zurückgreifen, müssen diese jedoch an ihre persönliche Situation anpassen.

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