LOMMBOCK - Kifferspass im Kino
Vor 15 Jahren landete Christian Zübert mit seiner Kiffer-Buddy-Komödie LOMMBOCK einen großen Kinoerfolg. Nun hat Regisseur Zübert die Originalbesetzung wieder um sich versammelt - die schrägen Typen mögen älter und ein kleines bisschen weiser geworden sein, doch der Mix aus schlagfertigem Humor, lustigen Sprüchen und absurder Situationskomik ist geblieben. Wir waren bei der großen Premiere in Berlin und hatten viel Spaß...
Am 23. März war es endlich soweit: Wild Bunch Germany lud zur großen Premiere des lang erwarteten zweiten Teils von LOMMBOCK ins Sony-Center am Potsdamer Platz im Herzen Berlins ein. Neben dem Regisseur kamen auch alle namhaften Darsteller dieser gelungenen Kifferkomödie über den roten Teppich ins Premierenkino - u. a. Moritz Bleibtreu, Wotan Wilke Möhring und Alexandra Neldel. Nach dem obligatorischen Foto-Call vor der LOMMBOCK-Fotowand ging es in den Kinosaal, wo nach der Filmvorführung alle Darsteller und Macher nochmal auf die Bühne kamen und ein paar Worte zu dem Streifen sagten.
So erfuhren wir auch, dass der Film zeitgleich in Deutschland und Polen in die Kinos kam und alle Beteiligten großen Spaß bei den Dreharbeiten hatten. Wie man im Film deutlich sehen kann, wurde hier mit echten Blüten gedreht, die sicherlich nicht nur als Requisiten zum Einsatz kamen. Nun zum Inhalt des Films (Achtung, Spoiler!): Vor 15 Jahren verließ Stefan seine Heimatstadt Würzburg – und ließ mit ihr auch seinen besten Kumpel Kai und den gemeinsamen Pizzaservice „Lommbock“ zurück, der als Deckmantel für einen florierenden Cannabis-Handel gute Dienste geleistet hatte. Stefan zog los, um sich seinen Wunschtraum zu erfüllen, in der Karibik eine eigene Strand-Bar aufzumachen.
Nun steht er kurz davor, diesen Traum endlich in die Tat umzusetzen – zumindest fast. Denn Stefan hat es nach Dubai verschlagen, wo er sich in die ebenso erfolgreiche wie anspruchsvolle Geschäftsfrau Yasemin verliebt hat, Tochter eines schwerreichen Magnaten in den Vereinigten Arabischen Emiraten. In Kürze soll auch geheiratet werden, doch um heiraten zu können, muss Stefan seine Geburtsurkunde beim Bürgeramt in Würzburg abholen. So entschließt sich Stefan eher gezwungenermaßen zu einem Kurztrip zurück in die ihm fremd gewordene Heimat. Natürlich will er dort auch (aus alter Freundschaft und weil es sich einfach so gehört) seinen alten Freund Kai noch einmal treffen. Für Kai hat sich nicht so viel geändert.
Er lebt zwar seit einigen Jahren mit Sabine zusammen, die den 15-jährigen Jonathan in die Beziehung mitgebracht hat, aber vom Kiffen hat er sich nicht abbringen lassen. Die Nachricht, dass Stefan in der Heimat vorbeischauen will, versteht Kai als Wink des Schicksals, die alten Zeiten noch einmal aufleben zu lassen. Als sich die beiden Freunde am Münchner Flughafen wiedersehen, stellt sich schnell heraus, dass sie sehr unterschiedliche Vorstellungen davon haben, wie sich Stefans Kurztrip gestalten soll. Stefan will einfach nur schnell das Geschäftliche bzw. Behördliche erledigen, um schnell wieder weg zu können. Kai sieht das dagegen ganz anders: Er ist einfach nur froh, seinen besten Freund wieder einmal an seiner Seite zu haben, und will mit ihm vor allem Spaß haben und (natürlich) auch derbe was wegkiffen.
Stefan merkt bald, dass zwischen Kai und Sabine dicke Luft herrscht und sein Freund völlig überfordert ist, von seinem Ziehsohn Jonathan als Autoritätsfigur akzeptiert zu werden. Jonathan will das Abi schmeißen und lieber in den Tag hineinleben – und Kai ist eindeutig nicht der Richtige, um den Teenager vom Gegenteil zu überzeugen, auch wenn er sich und Sabine das einredet. Der nächste Zwischenstopp für die beiden alten Freunde ist Kais Asia-Lieferservice „Lommbock“, den er in den alten Räumlichkeiten des Pizzaservices „Lommbock“ aufgezogen hat. Hier baut Kai erstmal einen Joint und Stefans Widerstand ist schnell gebrochen. Binnen kürzester Zeit sind die beiden völlig breit - so breit, dass sie am nächsten Tag komplett verpennen, rechtzeitig zur Behörde zu fahren und die Geburtsurkunde abzuholen.
Als Stefan schließlich ankommt, steht er vor verschlossenen Behörden-Türen, doch seine völlig unerwartet auftauchende Ex-Freundin Jenny hilft ihm und beschafft ihm die benötigte Geburtsurkunde. Daraufhin bringt Kai den Freund zurück zum Flughafen, wo die zwei bei einem letzten Abschiedsjoint im Auto vom Bundesgrenzschutz überrascht werden – so verpasst Stefan seinen Flug zurück nach Dubai. Yasemin reagiert natürlich ungehalten, als Stefan ihr per Skype die Situation erklärt. Nur mit Mühe kann er seine Verlobte davon überzeugen, dass allein Kai derjenige war, der da einen Joint geraucht hat, und er nur passiv daneben saß. Yasemin lässt ihn wissen, dass er vor der Hochzeit noch einmal auf Herz und Nieren getestet werde, wozu auch ein Drogentest gehöre. Das sind denkbar schlechte Nachrichten nach der vergangenen Nacht. Um Stefan die nötige Zeit zu geben, alle Rückstände des THC wieder aus seinem Körper auszuscheiden, tischt Kai Yasemin eine verrückte Geschichte auf:
Er brauche Marihuana aus rein medizinischen Gründen - um seine Krebserkrankung erträglich zu machen. Betroffen lenkt Yasemin ein und Stefan darf unter diesen Umständen noch zwei Wochen in Würzburg bleiben um seinem vermeintlich kranken Freund beizustehen. In diesen zwei Wochen überschlagen sich die Ereignisse förmlich und es wird alles in Frage gestellt, was Kais und Stefans Leben definiert. Während die Zwei verzweifelt an der Lösung all ihrer Probleme arbeiten, rückt der Hochzeitstermin immer näher, die Hochzeit selbst aber immer weiter in den Hintergrund. Der Moment der Entscheidung, was die beiden Freunde Kai und Stefan wirklich vom Leben wollen, rückt immer näher... Wer den Film tatsächlich noch nicht gesehen hat, der sollte das schnellstens nachholen - denn so einen ebenso hanfrelevanten wie amüsanten deutschen Kinofilm gibt es leider nur alle 15 Jahre. Dazu hier auch noch ein kurzes Interview mit dem LOMMBOCK- und LOMMBOCK-Erfinder Christian Zübert:
SSDE: Als Sie LOMMBOCK schrieben, waren Sie ja „nur“ Drehbuchautor – die Regie übernahmen sie dann eher unfreiwillig auf Drängen der Produzenten. Hatten Sie bei LOMMBOCK eine andere Haltung beim Schreiben, weil Sie wussten, dass Sie den Film auch inszenieren würden?
Wenn man später auch inszenieren wird, weiß man, dass man am Set für das gerade stehen muss, was man geschrieben hat. Man kann sich dann nicht rauswinden. Was dazu führt, dass man beim Schreiben vielleicht einen realistischeren Blick fürs Umsetzbare hat und man versucht, noch etwas genauer zu arbeiten. Aber grundsätzlich sind das für mich zwei völlig unterschiedliche und voneinander getrennte Prozesse. In der einen Zeit schreibe ich, in der anderen drehe ich. Was heißt, dass es für mich keine Rolle spielt, ob ich ein Drehbuch für mich oder einen anderen Regisseur schreibe. Ich versuche immer, es so gut zu machen, wie es mir möglich ist, und dabei Spaß zu haben.
Der Erfolg von LOMMBOCK hat sie nach eigener Aussage überrascht, doch noch beachtlicher ist die Langlebigkeit dieses Films. Was glauben Sie, woran das liegt?
Es gibt kein Rezept, denke ich. Man kann so etwas nicht planen. Wenn man es planen wollte, würde es genau deswegen nicht funktionieren. Es gibt Filme, die wurden dazu gemacht, dass man sie einmal unbedingt im Kino sehen muss – großes Spektakel, Schauwerte – und dann reicht es. Zu diesen Filmen gehört LOMMBOCK nicht. Er wurde gemacht, dass man sich mit ein paar Kumpels hinsetzt und ihn sich gemeinsam mit ihnen ansieht. Im Grunde macht der Zuschauer auf dem Sofa genau das, was die Figuren im Film auch machen. Man redet miteinander, raucht einen Joint und fühlt sich gut dabei. Das prädestiniert LOMMBOCK dazu, auch außerhalb des Kinos immer wieder konsumiert zu werden.
Er ist wie ein guter Bekannter, den man gerne zu Besuch hat, weil man weiß, dass man mit ihm eine gute Zeit verbringt. Stark hing der Erfolg aber auch vom Zusammenspiel von Moritz und Lucas ab. Und davon, dass in diesem Spiel wie auch in der Inszenierung unheimlich viele Kleinigkeiten und Details zu entdecken waren, die einem nicht gleich auf Anhieb auffallen. Es lohnte sich also, den Film öfter anzusehen. Auf eine gewisse Weise offenbart er sich immer wieder aufs Neue, und jedes Mal ein kleines bisschen anders. Das trifft, sofern ich es beurteilen kann, übrigens auch auf LOMMBOCK zu.
Und Kai und Stefan sind Figuren, mit denen jeder sofort etwas anfangen kann.
Man verbringt gerne Zeit mit ihnen, sie sind wie gute Kumpels. Man versteht sofort ihre Nöte, weil es auch die Nöte sind, die man selbst hat. LOMMBOCK macht auch aus, dass er nicht nur albern und komisch ist, sondern auf eine ganz unbewusste Weise ein Stück Lebensgefühl einfängt, das Lebensgefühl der Mitt- bis Endzwanziger. Er fühlt sich echt an. Daran kann man andocken. Ich habe in dem Drehbuch viel von dem verarbeitet, wie ich mich gefühlt habe, was mir am Herzen lag, was mein Leben geprägt hat.
Dazu gehört auch das Leben in Würzburg, einer eher provinziellen Stadt. In der Großstadt ist das Angebot zu groß, als dass man sich regelmäßig mit seinen Freunden zum Kiffen treffen und über Gott und die Welt reden würde. Ich zumindest kenne das aber aus meiner Jugend in Würzburg sehr gut. Da hatten wir auch Filme, die eigentlich immer liefen und die wir auswendig mitsprechen konnten – wie PULP FICTION, RESERVOIR DOGS oder eben CLERKS, ganz klar eines der großen Vorbilder von LOMBOCK.
Gab es eigentlich etwas, was sie bei LOMMBOCK besser machen wollten als bei LOMMBOCK?
Ich wollte filmisch mehr bieten. Ich habe mehr Erfahrung, weiß besser, auf was man Acht geben muss. Das sollte sich natürlich niederschlagen. Gleichzeitig war es mir auch hier wichtig, mich nicht als etwas Besseres zu fühlen als der erste Film. Wie er gemacht ist und aussieht, hat absolut seine Berechtigung. Diese langen Zweier-Einstellungen mit Kai und Stefan, in denen man den beiden einfach zusieht, wie der eine redet und der andere mehr oder weniger zuhört, sind so wichtig für LOMMBOCK wie Kai und Stefan selbst.
Das habe ich übernommen. Das sieht vielleicht einfach aus, aber wirklich einfach ist es nicht. Da muss man sich nur Filme von Jim Jarmusch oder Woody Allen ansehen: Da sind die Schauspieler viel mehr gefordert, sie selbst müssen der Einstellung Tempo, Rhythmus und Struktur verpassen. Das muss man erst einmal hinbekommen. Aber das war wichtig für unseren Film: Nur so bekommt man die Dynamik zwischen den beiden richtig intensiv mit. Zwischen diesen Einstellungen wollte ich aber mehr Hurra, eine stärkere Visualität.
Hat sich die Arbeit mit Moritz Bleibtreu und Lucas Gregorowicz verändert?
Es war völlig problemlos, im Grunde hatte ich nicht viel Arbeit. Wir kennen uns gut, und die beiden kennen die Figuren gut. Es ging nur um Feinheiten. Lucas hatte Stefan sofort wieder drauf. Bei Moritz hat es vielleicht drei oder vier Takes gebraucht, bis er wieder voll in Kais Kopf drinsteckte. Danach haben sie mir weitestgehend die Arbeit abgenommen. Vielleicht war aber auch einfach nur das Drehbuch so gut, dass sie die Rollen gar nicht anders spielen konnten.
Die Dialoge sind nicht improvisiert, sondern Wort für Wort so geschrieben. Richtig? Ich verstehe es als großes Lob, dass viele Fans glauben, die Dialoge seien im Moment entstanden. Es spricht für das Buch, aber auch die Schauspieler: Man muss es eben raushaben, Gelerntes so zu spielen, als ginge es einem gerade spontan durch den Kopf. Text und Bild: M-Dog