Geschichte des Hanf
Hanf ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschen. Und auch als Rauschmittel, aber auch als Medizin wird Hanf schon mehrere tausend Jahre von der Menschheit genutzt.
Schon vor knapp 10.000 Jahren wurde Hanf im heutigen China angebaut und sowohl als Nahrungsmittel, aber im Laufe der Zeit auch zu medizinischen Zwecken verwendet. Über Indien und Vorderasien kam der Hanf auch nach Europa. Die ältesten europäischen Funde stammen aus Thüringen und sind mehr als 5.000 Jahre alt.
Die vielseitigen Möglichkeiten zur Verwendung sorgten für eine weltweite Verbreitung von Hanf. Die ersten Hanfseile entstanden in China vor etwa 3.000 Jahren, das erste Papier, auch in China, knapp tausend Jahre später. Bis Ende des 18. Jahrhunderts war Hanf eine der wichtigsten Nutzpflanzen überhaupt. Für jedes Segelschiff benötigte man Hanffasern, da die sich als wasserabweisender und reissfester als andere Fasern erwiesen. Textilien wurden über viele Jahrhunderte aus Hanf gefertigt. Erst die Baumwolle konnte Hanf als wichtigste Textilfaser im 19. Jahrhundert ablösen. Und auch das Papier auf Hanfbasis fand seinen Weg von China über Vorderasien nach Europa.
Die Erfindung des Buchdrucks Mitte des 15. Jahrhunderts ist eng mit Hanfpapier verbunden. Und mit den Spaniern kam Hanf auch ab dem 16. Jahrhundert in die neue Welt. In Nordamerika wurde Hanf schnell die wichtigste Kulturpflanze und konnte sogar bis ins frühe 19. Jahrhundert als Zahlungsmittel verwendet werden. Erst als die Dampfmaschine sich als neue Erfindung durchsetzte, wurde der Bedarf an Hanf immer geringer. Davor benötigte jedes Schiff für seine Grundausstattung (Taue, Leinen, Segel,...) alle zwei Jahre 50-100 Tonnen Hanffasern. Und als dann auch noch Mitte des 19. Jahrhunderts die Zellstoffherstellung aus Holz erfunden wurde, verlor der Hanf auch seine Bedeutung für die Papierindustrie.
Als Medizin dagegen fand Hanf weiterhin seine Verwendung. Seit dem ersten Kreuzzug Ende des 11. Jahrhunderts war Hanf Teil der europäischen Volksmedizin. Aber Hanf wurde natürlich schon lange Zeit vorher gegen Epilepsie, Schmerzen, rheumatische oder bronchiale Beschwerden eingesetzt. Erstmals schriftlich erwähnt wird der medizinische Nutzen des Hanfs in einem 4700 Jahre alten chinesischen Buch über Botanik und Heilkunst. Hildegard von Bingen erwähnt in ihren Schriften Hanf als schmerzstillende und verdauungsfördernde Pflanze, außerdem empfiehlt sie Cannabis zur lokalen Behandlung von Geschwüren und Wunden.
Die größten Schwierigkeiten für Hanf als Medizin waren ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts der schwankenden Wirkstoffgehalt und damit einhergehend eine kaum zu bewerkstelligende Standardisierung. Und genau diese Problematik gab es bei der mittlerweile immer größer werdenden Menge an neue synthetischen Arzneimitteln nicht. Im 20. Jahrhundert nahm der Bedeutung und Verschreibung immer weiter ab, und ab 1950 war Hanf aufgrund seiner auch berauschenden Wirkung weltweit fast überall verboten.
Der Kampf gegen Cannabis als Rauschmittel begann jedoch schon viel früher. Denn Hanf wurde schon im Altertum in Indien und China für rituelle Zwecke und Zeremonien genutzt. Der berauschende Konsum hat sich überall wo es Hanf gab etabliert. Im 19. Jahrhundert war Hanf rauchen etwas völlig Normales, nicht zuletzt weil Tabak weitaus teurer war. Aber schon 1484 verbietet Papst Innozenz VIII Hanf die Verwendung von Cannabis. Es sei ein unheiliges Sakrament der Satansmesse und Hexenkult. Heiler und Kräuterkundige waren fortan auch ein Ziel der Inquisition.
Nach dem ersten Weltkrieg wird Cannabis auf einer der internationalen Opiumkonferenzen in das „Internationale Abkommen über Betäubungsmittel“ aufgenommen und fortan in immer mehr Ländern verboten. Das Ende für Hanf als Medizin. Als Rauschmittel fand es zwar noch Verwendung, jedoch kam es erst mit der Hippie-Bewegung in den 60er Jahren wieder zu einer größeren Verbreitung. Gleichzeitig wurden Sanktionen und Strafen bei Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetzt, so der Name des 1971 als Nachfolger des Opiumgesetzes von 1929 neu formulierten Erlasses, im Laufe der Zeit heftiger. Allerdings nicht so schlimm wie in den USA, wo der sogenannte „War On Drugs“ massenhaft Menschen, die gerne mal etwas rauchen, für Jahre hinter Gitter gebracht hat.
Aber in den letzten 50 Jahren ist die Popularität von Cannabis nicht geringer geworden, ganz im Gegenteil. Seit den 90er Jahren ist Cannabis wegen seiner medizinischen Verwendungsmöglichkeiten wieder verstärkt im Fokus der Wissenschaft. Und peu a peu gibt es immer mehr Chancen, medizinisches Cannabis zu bekommen. Seit 2017 ist das auch legal. Seit 1996 darf Hanf auch wieder landwirtschaftlich angebaut werden. Der THC-Gehalt dieser Pflanzen ist aber verschwindend gering. Der Freizeitkonsum hingegen findet weiterhin illegal statt. Jährlich werden allein in Deutschland ca. 300 Tonnen Cannabis konsumiert. Ein Großteil davon ist importiert. Aber in den letzten Jahren hat sich ganz allgemein die Erkenntnis durchgesetzt, dass Hanf mehr ist als nur Rausch. Und dass man mit Cannabis viele sinnvolle Dinge machen kann, nicht zuletzt im medizinischen Bereich.
Eine wirkliche Renaissance des Hanf steht erst noch bevor. Jetzt ist der Gesetzgeber gefordert