Die synthetischen Cannabinoide
Einführung: Über im Labor hergestellte Cannabinoide
Die synthetischen Cannabinoide sind heute längst nicht mehr ausschließlich einer Produktkategorie namens Spice zuzuordnen. Künstlich hergestellte Cannabinoid-Analoga, wie sie eigentlich genannt werden müssten, spielen mittlerweile eine größere Rolle und sind fernab vom Spice-Markt häufiger verfügbar, insbesondere, weil die legalen Kräutermischungen von der Staatsgewalt streng beobachtet werden. Die synthetischen Cannabinoide werden in mehrere Gruppen unterteilt. Die meist kryptischen Namen der Substanzen sorgen bei den Usern für nur noch mehr Verwirrung, dabei ist es gar nicht so schwierig, gerade die Bezeichnungen der Moleküle ein wenig zu erhellen. Hinter den Buchstaben- und Zahlenkombinationen steckt nämlich meist ein eher simples Konstrukt – mit fehlender Aussagekraft betreffend die Pharmakologie der Cannabinoid-Analoga. Sehen wir uns die Stoffe einmal an. Die synthetischen Cannabinoide werden chemisch in sieben Hauptgruppen unterteilt, nämlich in die Naphthylmethylindene, die Naphthoylpyrrole, die Naphthoylindole, die Naphthylmethylindole, die Phenylacetylindole, die Cyclohexylphenole und die „klassischen Cannabinoide“. JWH-Cannabinoide Das Kürzel JWH steht für den „Erfinder“ dieser Cannabinoide, John William Huffman, der Professor für organische Chemie an der Clemson University in South Carolina (USA) ist. Huffman kreierte im Lauf der Zeit und im Auftrag des US-amerikanischen National Institute on Drug Abuse mehr als 400 künstliche Cannabinoide. Einige davon erlangten als typische Spice-Ingredienz zweifelhaften Ruhm, zum Beispiel JWH-018, JWH-073 und JWH-250. Ganz besonders tricky ist es bei den JWH-Cannabinoiden, weil sie nicht einmal in die selbe chemische Gruppe eingeordnet werden können. So zählen zum Beispiel JWH-018 und JWH-073 zu den Naphthoylindolen, JWH-250 jedoch zur Klasse der Phenylacetylindole. CP-Cannabinoide CP-Cannabinoide, zum Beispiel CP 47,497 (entwickelt in den Achtzigerjahren) und CP 55,940 (entwickelt 1974), gehören zu den Cyclohexylphenolen und wurden von der pharmazeutischen Firma Pfizer hergestellt – daher auch die Abkürzung CP, was für Cannabinoid Pfizer steht. Die Stoffe haben schmerzlindernde und beruhigende Eigenschaften, wirken THC-analog und sind potenter als THC selbst. HU-Cannabinoide Substanzen mit der Bezeichnung HU im Namen – wobei HU für die Hebräische Universität Jerusalem steht –, z. B. HU-210, gehören zu den sogenannten „klassischen Cannabinoiden“ und wurden von Wissenschaftlern um den berühmten Cannabinoidforscher Professor Dr. Raphael Mechoulam entwickelt. AM-Cannabinoide AM-Cannabinoide wurden nach ihrem „Erfinder“, dem Medizinchemiker Professor Alexandros Makriyannis von der Bostoner Northeastern University (Massachusetts), benannt. Es existieren zahlreiche AM-Cannabinoide, zum Beispiel AM-153, AM-630, AM-1220, AM-1221, AM-1241 und AM-2233. Die Substanzen werden hauptsächlich in der Cannabinoidforschung verwendet. SR-Cannabinoide SR-Cannabinoide wurden von der Firma Sanofi-Aventis entwickelt. Sanofis Rimonabant (SR 141716A, Handelsname Acomplia) und ähnliche Moleküle gehören zur Gruppe der SR-Cannabinoide. Rimonabant ist ein Antagonist des CB1-Rezeptors und wurde als Appetitzügler zur Behandlung von Fettleibigkeit sowie zur Raucherentwöhnung entwickelt. Das verwandte Cannabinoid SR-144,528 ist ein Antagonist des CB2-Rezeptors. Weitere Cannabinoide Das waren bei Weitem nicht alle synthetischen Cannabinoide, die zurzeit existent sind. Es gibt darüber hinaus zahlreiche weitere künstlich geschaffene Moleküle, die eine wie auch immer geartete Affinität gegenüber den Cannabinoid-Rezeptoren aufweisen. Hier nur einige Beispiele: NESS-040C5 ist ein Cannabinoid, das für den Einsatz in der Glaukombehandlung entwickelt worden ist. Die Substanz wurde zusammen mit anderen künstlichen Cannabinoiden von einer Arbeitsgruppe um den Italiener Paolo Lazzari (Forschungszentrum PharmaNess, Italien) erschaffen. UR-144 (andere Namen: TMCP-018, KM-X1, MN-001, YX-17) ist ein von der Firma Abbott entwickeltes Cannabinoid mit nur schwach psychoaktiven Eigenschaften. Org 28611 (anderer Name: SCH-900,111) ist ein synthetisches Cannabinoid des Unternehmens Organon International und als wasserlösliches Schmerzmittel für die intravenöse Injektion entwickelt worden. Außerdem wirkt es beruhigend. LBP-1 wurde ebenfalls von Organon entwickelt, und zwar für die Behandlung von neuropathischen Schmerzen, also gegen Nervenschmerz. Später wurde das Patent für das synthetische Cannabinoid von der Firma Merck übernommen. Die künstlichen Cannabinoide sind ein weites Feld. Häufig werden neue synthetische Cannabinoide eigens für die Verwendung als „Legal High“ auf dubiosen Kräutermischungen hergestellt. Die Pharmakologie solcher Substanzen ist nicht erforscht, mögliche Langzeitwirkungen schlicht nicht bekannt. Es fehlt bei solchen Cannabinoiden ganz einfach an klinischen Erfahrungswerten. Und das ist Grund genug, von der Einnahme solcher Stoffe abzusehen. Hier geht es zu einer Übersicht des Hanfverbands über synthetische Cannabinoide: https://hanfverband.de/nachrichten/news/uebersicht-synthetische-cannabinoide
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