Safer Use: Überdosierung mit Cannabis und THC?

23 Oct 2020

Nicht viele kennen die Wirkungen einer echten Überdosierung mit Hanf. Gerauchtes THC ist, je nach individueller Gewöhnung, ab zwei Milligramm, oral appliziert ab etwa 6 Milligramm aktiv. Es ist keine tödliche Dosis für den Menschen bekannt.

Die letale THC-Dosis beträgt bei Ratten 29 mg/kg (intravenös) bzw. 666 mg/kg (oral) und bei Affen 128 mg/kg (intravenös). Schlägt man dies Ergebnis auf den Menschen um, betrüge die theoretische tödliche Dosierung für einen 70 Kilogramm schweren Patienten 2,03 bis 8,96 Gramm (i.v.) bzw. 46,62 Gramm (oral). Diese Werte sind allerdings als nicht realistisch einzustufen.

Pharmakologische Wirkung

Nach normalem Rauchen induziert THC eine beruhigende Wirkung. Der Konsument hat gerötete Augen, trockene Schleimhäute (z.B. die bekannte Mundtrockenheit), erweiterte Pupillen und eine leichte (nicht als krankhaft einzustufende) Erhöhung der Pulsfrequenz.

Er verspürt zumeist und unter normalen Voraussetzungen (d.h. wenn er den Stoff nicht zwanghaft und damit chronisch konsumiert) eine tiefe Entspannung, die Zeit vergeht scheinbar langsamer, es kann sich ein Gefühl des Heißhungers einstellen, die allgemeine geistige und körperliche Sensibilität steigert sich.

In hohen Dosierungen oder im Fall einer Überdosierung, deren mengenmäßige Eingrenzung stark von der Gewöhnung, von Körpergewicht, Empfänglichkeit und Grundstimmung abhängt oder im Fall einer unwillentlichen Einnahme (z.B. im Gebäck), können latent vorhandene Psychosen und Erregungszustände aktiviert werden. Es können auch weitere unangenehme Nebenwirkungen, wie eine pathologosch schnelle Pulsfrequenz, Erbechen oder eine Bluthochdruckkrise auftreten (siehe Gefahren und Nebenwirkungen).

THC wird im Blut (ein bis drei Tage) und im Urin (7 Tage bis sechs Wochen) nachgewiesen (Cousto 2003: 111).

Gefahren und Nebenwirkungen

An unerwünschten Nebenwirkungen können Übelkeit, Erbrechen, Bluthochdruck, ein rasender Puls, Mundtrockenheit, Koordinationsstörungen, Müdigkeit und ein übermäßiges Hungergefühl (Fressflash) den User ereilen, bei schweren Überdosierungen kann auch mit Halluzinationen gerechnet werden.

Das Aktivieren einer latent vorhandenen Psychose sowie Paranoia und Panikattacken können, gerade bei labilen Persönlichkeiten, zusätzliche Symptome einer Hanf-Overdose sein.

Cannabiswirkstoffe führen im Zusammenspiel mit Alkohol meistens zu unangenehmen Wechselwirkungen. Dem Konsumenten wird schwindelig, übel, er muss eventuell erbrechen und erleidet im schlimmsten Fall einen Kreislaufzusammenbruch.

Weitere nicht empfehlenswerte Mischeinnahmen sind Cannabis mit Aphetaminen (wegen der Gefahr eines Kreislaufkollaps; Cannabis wirkt beruhigend, Amphetamin aufputschend), Cannabis mit hochpotenten Psychedelika (wegen erhöhter Gefahr des Auslösens einer Psychose), auch wenn viele User solcherlei Mischungen regelmäßig und mit einer völligen Selbstverständlichkeit zu sich nehmen. Sprich: Hanf als stete Grundlage, andere Substanzen, wie MDMA, Speed, LSD oder Psilocybinpilze dazu.

Und es gibt weitere interessante, kaum bekannte Hanf-Fakten:

Marijuanarauch enthält 1,5 mal mehr Teer und 1,7 mal mehr Benzopyrene (krebsfördernde Substanzen) als Tabakrauch. Und das, wo alle Welt schreibt, beim Kiffen wäre ausschließlich der Tabak ungesund.

Außerdem kann sich unter einem exzessiven Kiffverhalten eine psychische und auch spürbar physische Abhängigkeit ausbilden, die sich in Zeiten der Abstinenz mit Schweißausbrüchen, Hitze-Kälte-Schauern, Appetitlosigkeit und Einschlafschwierigkeiten, Gereiztheit und anderen Symptomen bemerkbar macht.

Maßnahmen

Bei Überdosierung und durch diese ausgelöste Panik, Talk down und allgemeine Beruhigung, Frischluft- und Flüssigkeitszufuhr (Saft, Wasser).

Bei Kreislaufschwäche ist eine zusätzliche Hochlagerung der Füße das Mittel der ersten Wahl.

Im Normalfall sind bei einer Cannabisvergiftung keine weiteren Maßnahmen notwendig.

Hat der Konsument eine schwere Überdosierung, sollte der Notarzt gerufen werden. Dieser muss eingeweiht werden - aber keine Angst: Er unterliegt der Schweigepflicht.

Bei einer akuten Überdosierung mit Haschisch oder Marijuana wird der Arzt möglicherweise zehn Milligramm Diazepam (Valium®) zur Beruhigung und zum Durchbrechen des psychedelischen Zustandes sowie, im Falle einer Bluthochdruckkrise, zwei Hübe Glyceroltrinitrat (Nitrolingual®-Spray) verabreichen.

Im Falle eines paranoid-halluzinatorischen Syndroms gibt der Notarzt fünf bis zehn Milligramm Haloperidol (Haldol®). Klinische Maßnahmen sind allerdings in der Regel nicht erforderlich.