Cannabis und Adaptogene

Adaptogen ist eine Bezeichnung für biologisch aktive Pflanzenstoffe. Derzeit ordnet die Europäische Arzneimittel Agentur (EMA) die Adaptogene der Gruppe der traditionellen pflanzlichen Arzneimittel zu.
Adaptogen leitet sich von dem Wort „adaptieren“ ab, was so viel wie „anpassen“ bedeutet. Genau das können Adaptogene bewirken. Es handelt sich nämlich um Phytonährstoffe (sekundäre Pflanzenstoffe), die in Pflanzen, Pilzen, Kräutern sowie Gewürzen vorkommen, und den Körper dabei unterstützen, sich an Stresssituationen anzupassen.
Sie sind reich an Antioxidatien. Das sind Moleküle, die im Körper freie Radikale abfangen und neutralisieren, die durch Stoffwechselprozesse oder äußere Einflüsse entstehen. Sie schützen Zellen und andere Strukturen vor Schäden, die durch oxidativen Stress verursacht werden können. Sie werden schon lange dafür benutzt, um den körperlichen Stress auszugleichen, beziehungsweise die Anpassungsfähigkeit an Stress zu unterstützen.
Sie werden unter anderem als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen, so zum Beispiel Ashwagandha und Rhodiola. Aber auch das traditionelle Gewürz Kurkuma ist ein Adaptogen. Es soll dem antioxidativ und entzündungshemmend wirken. Der Vitalpilz Cordyceps soll immunstärkende, entgiftende und antidepressive, ja sogar aphrodisierende Wirkung haben.
Das wahrscheinlich bekannteste Adaptogen ist Ginseng und wird seit Jahrtausenden in der traditionellen chinesischen und koreanischen Medizin verwendet. Am verbreitetsten sind der Panax Ginseng (auch als asiatischer Ginseng bekannt) sowie der Panax Quinquefolius (amerikanischer Ginseng), wobei der Name „Panax“ aus dem Griechischen übersetzt "Allheilmittel" bedeutet. Acerola, Holunderblüten, Guarana oder Hagebutten sind weitere bekannte Adaptogene. Sogar CBD ist eines.
Cannabis und Adaptogene haben viele Gemeinsamkeiten, auch deshalb funktionieren sie gut zusammen. Wenn man einen Zug vom Joint nimmt, binden sich die Cannabinoide an Rezeptoren im Gehirn und Körper. Sie beeinflussen die Stimmung, den Appetit und das Schmerzempfinden, indem sie mit diesen Rezeptoren interagieren, ohne tatsächlich in den Blutkreislauf aufgenommen zu werden, wie es bei vielen anderen Medikamenten, z.B. Opioide, der Fall ist.
Adaptogene interagieren mit denselben Rezeptoren, werden aber nicht von ihnen absorbiert. Stattdessen verstärken sie deren Reaktion auf andere Verbindungen wie Cannabinoide, so dass sie eigenständige Wirkungen entfalten können. Auf diese Weise wirken Adaptogene als Verstärker, die es mehr Cannabinoiden ermöglichen, die gewünschten Bahnen schneller zu erreichen, als sie es alleine könnten.
Im besten Fall sorgen also die Adaptogene dafür, dass die Cannabis-Wirkung ein Stück weit intensiviert wird. Unter Umständen auch schneller wirken. Gerade bei medizinischem Cannabis könnte diese Eigenschaft in vielen Fällen die Therapien verbessern.
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