Phytosanierung von Ackerland mit Pflanzen
Hanfanbau gegen radioaktive Verseuchung
Unser heißgeliebter Hanf kann mehr, als für schöne Abende zu sorgen. Die Vorzüge, Eigenschaften und Anwendungsbereiche füllen Bücher. Hier geht es um die Phytosanierung, auch Phytoremediation genannt, für die Hanf eine geeignete Pflanze ist. Phytosanierung ist ein Begriff für die Reinigung von Böden durch Pflanzen. Dieser Themenbereich gliedert sich weiter auf. Von Phytodegradation wird gesprochen, wenn die Pflanze Schadstoffe neutralisiert. Werden diese in flüchtige Formen umgewandelt und an die Luft abgegeben, handelt es sich um Phytovolatilisation. Doch mit der Phytoextraktion werden Giftstoffe aufgenommen und eingelagert. Die Pflanzen müssen also geerntet und entfernt werden, um die Giftstoffe von der Fläche zu tragen. Einige Pflanzen lagern die giftigen Partikel in den Wurzeln ein, weswegen diese entfernt werden müssen.
Aber wie kann Hanfanbau gegen radioaktive Verseuchung helfen? Dazu muss man die Radioaktivität verstehen. Es gibt Strahlung. Diese strahlt durch die Materie oder wird durch diese geschluckt. Das Problem sind jedoch strahlende Partikel. Diese strahlen unentwegt, diese Dauerstrahlung macht uns krank. Noch schlimmer: Wir nehmen strahlende Partikel auf, die sich damit in unserem Körper einlagern und immer an derselben Stelle strahlen. Die Gefahr einer Krebserkrankung steigt rapide.
Wenn es also eine Möglichkeit gibt, alle radioaktiven Partikel zu entfernen, wäre die Fläche dekontaminiert. Eine Methode lautet, dass einfach die Oberfläche abgetragen und deponiert wird. Das sind für Kaliber wie Tschernobyl oder Fukushima keine Lösungen. Genau deswegen wird in diesen Situationen häufig Hanf angebaut, da dieser die Eigenschaft hat, strahlende und giftige Partikel (meist Schwermetalle) aufzunehmen. Hanf nimmt besonders gut Chrom, Nickel und Cadmium auf.Je nach Böden, Giftstoffen und Klima eignen sich ganz unterschiedliche Pflanzen für die Phytosanierung. Beispiele sind Mais, Kohl und Sonnenblumen. Wenn bedacht wird, dass einige der verseuchten oder verstrahlten Flächen geradezu riesengroß sind, stellt sich die Frage nach den Kosten. Sobald die Pflanze Giftstoffe einlagert, ist sie als Rohstoff, Futtermittel oder Nahrung nur noch bedingt verwendbar. Auch deswegen kann Hanf punkten. Dieser lässt sich mit geringem Aufwand anbauen, braucht vergleichsweise wenig Dünger, gedeiht ohne Pestizide und wirft sehr viel Biomasse ab. Wenn diese sich nicht mehr für andere Zwecke eignet, wird sie eben als Energieträger in einem Kraftwerk verarbeitet. Ob Verbrennung, Bioethanol oder Biogas – Energie wird immer benötigt. Diese Verwertung bietet sich auch deswegen an, damit später nur wenig Müll oder Asche überbleibt. Das spart Kosten auf der Deponie. Wenn Hanf als Energieträger zugleich Geld einspielt, mindert das die Kosten der Phytosanierung.
Humus ist die obere Schicht vom Boden und speichert Nährstoffe, hier arbeiten die Kleinstlebewesen an der Zersetzung organischer Reste. Wird zur Dekontamination die obere Bodenschicht abgetragen, schwindet die Fruchtbarkeit. Werden Pflanzen hingegen für die Phytosanierung angebaut, bleibt der Humus erhalten und die Böden sind nach der Dekontamination fruchtbar. Auch deswegen ist Hanf eine der interessanten Pflanzen für die Phytosanierung. Auf geeigneten Böden wurzeln die Pflanzen bis zu zwei Meter tief. Damit gelangen sie auch an bereits eingesickerte Giftpartikel. Mit den Wurzeln lockert Hanf zugleich den Boden. Wenn ein Pflanzenstiel neben dem anderen in die Höhe schießt, erhalten die unteren Blätter kaum noch Licht und sterben ab. Das alte Laub fällt zu Boden und wirkt wie eine Mulchschicht. Diese hält den Boden feucht, fördert Kleinstlebewesen und macht die Erde fruchtbarer.Eine Fruchtfolge ist in diesem Fall nicht notwendig, aber sinnvoll, da die Böden durch mehrere Giftstoffe verseucht werden. Einige Pflanzen haben für einzelne Giftstoffe bessere Eigenschaften, oder die Konzentration einiger Giftstoffe muss gesenkt werden, damit sie wachsen und die gewünschten Giftpartikel aus dem Boden ziehen können.
Würde eine Phytosanierung mit Hanf fünf Jahre dauern, dann würde sich der Landwirt im sechsten Jahr über einen sehr fruchtbaren Boden freuen und könnte satte Ernten einfahren. Hanf regeneriert und aktiviert verbrauchte Böden. Genau deswegen wird Hanf gerne als Fruchtfolge oder zur Regenerierung ausgelaugter Böden verwendet. Solange die Böden jedoch verseucht sind, hat der Landwirt ein Problem: Er sollte seinen Hanf nicht konsumieren, um die Symptome seiner Strahlenschäden oder Folgeerkrankungen zu lindern.
Hanf kann praktisch überall dort angebaut werden, wo auch andere Nutzkulturen gedeihen. Dennoch kommt es auch auf die Bodenqualität, die Niederschläge oder das Grundwasser an. Selbst wenn Hanf sich für einen Giftstoff eigentlich gut eignen würde, kann er nicht immer sinnvoll eingesetzt werden. Zum anderen befindet sich nur ein Teil der Flächen in landwirtschaftlicher Nutzung. Dann müssten aber wohl auch andere geeignete Pflanzen in der Phytosanierung passen. Wie auch bei anderen Problemen ist die beste Lösung also auch bei radioaktiver Verseuchung, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen.