Bibliotheca Cannabis - Textstellen aus alten Büchern (3)

Soft Secrets
19 Mar 2019

Teil 3 der Bibliotheca Cannabis: Textauszüge aus alter Literatur

Auch in diesem letzten Teil unserer kleinen Serie zu interessanten Textstellen zur Cannabiskultur aus alten Buchwerken schauen wir uns ein erhellendes Exzerpt an. Diesmal aus "Lust und Leid durch Drogen" von 1958. Das aus dem Schwedischen übersetzte Buch Lust und Leid durch Drogen von Matts Bergmark spezifiziert die Geschichte der „Assassinen‟ – und zuweilen auf poetische Weise: „Als der Koran niedergeschrieben wurde, hatte sich der Haschischgenuß in den arabischen Ländern schon seit über 1000 Jahren eingebürgert. Er wurde im Heiligen Buch des Islams aber nicht mit einem einzigen Wort verurteilt (es wird die Theorie angeführt, Mohammed habe entweder die Wirkungen der Droge nicht gekannt oder er habe sie selbst genossen). Im Gegenteil, Haschisch spielte bei der Ausbreitung des Islams eine wichtige Rolle. Ungefähr um das Jahr 1090 regierte Hassan Ibn Sabah über einen Teil des Landes, das heute Syrien genannt wird. Seine Residenz lang auf dem Berge Mesiade, und er wurde aus diesem Grunde Scheikh-el-djebel oder der ‚Alte vom Berge‛ genannt. Hier lag in einem verborgenen Tal sein wunderbarer Garten, umgeben von einer Mauer, in der sich nur eine einzige Türe befand. Sie wurde von treuen Hütern bewacht, die niemand anders einließen als solche, die der ‚Alte‛ gesandt hatte. Die lieblichsten Blumen, die wohlriechendsten Kräuter wuchsen hier, die köstlichsten Früchte warteten darauf, gepflückt zu werden. Hier gab es schattige Pfade, rieselnde Bäche und grünschimmernde Teiche. Es fanden sich Lusthäuser mit persischen Teppichen, griechischen Geweben, herrlichen Kunstwerken, Bechern von Gold, Silber und Kristall, alles, was Asien an Luxus hervorzaubern konnte. Hier warteten auch die schönsten Jungfrauen, verführerisch wie die Huris des Paradieses, berauschend wie der Wein, den sie kredenzten. Hierher führte, wie Marco Polo berichtet, der ‚Alte‛ seine Fedavis, seine Eingeweihten, damit sie einen Vorgeschmack von den Freuden des Paradieses bekämen, das der Prophet seinen Getreuen verheißen hatte. Zehn bis zwölf der als Werkzeuge des ‚Alten‛ auserwählten Jünglinge wurden dorthin gebracht, nachdem sie durch einen berauschenden Trank in einen tiefen Schlaf versetzt worden waren.‟ Den Rest der Überlieferung hatten wir oben bereits dargestellt. Soweit die umfassende Darstellung der Assassinengeschichte aus der Sicht Marco Polos, wie sie in alten Drogenbüchern zu finden ist. Die Quellen erlauben, einen Schluss aus ihnen zu ziehen, wird doch immer wieder behauptet, die Assassinen hätten sich am Hanf berauscht, um dann – im Rausch – zu morden. Dies ist allerdings nur schwer vorstellbar, immerhin ist bekannt, dass Cannabis und seine Präparate alles andere als Erzeuger von Gewaltbereitschaft sind. Es war nach Marco Polo jedoch lediglich die segensreiche Aussicht auf eine erneutes Wiedererleben der durch den eingegebenen Trank herbeigeführten paradiesischen Wirkungen, was die „Jünglinge‟ dazu veranlasste, den Befehlen ihres Herrn zu gehorchen. Im Buch wird selbstverständlich auch auf die Wirkung des Haschischs eingegangen. Hier kommen die Informationen allerdings eher auf Unwissenheit und der Propaganda des Drogenkriegs fußend daher. Die Autoren entlarven sich nämlich als dem Assassinen-Missverständnis aufgesessen und postulieren unter anderem, dass Cannabis aggressiv und gewalttätig mache. Sie beschreiben die Wirkungen des Haschischs unter anderem so: „Der Körper vermag lange Zeit sehr unangenehme Stellungen einzunehmen. Alle Schmerzempfindungen fallen weg. Dieses Phänomen machen sich indische Fakire zunutze. Eine unter Haschisch-Einfluß stehende Person ist für ihre Umgebung gefährlich. Hemmungen und Furchtgefühle verschwinden. Gangster und gedungene Mörder stimulieren sich mit Haschisch, bevor sie ihre Tat begehen. Sie schmieden Pläne, nehmen Haschisch und schreiten zur Tat, ohne Furcht und Gewissensbisse. Als Marihuanha (sic!) vor bald 50 Jahren seinen Siegeszug durch Mexiko nahm, ging eine Woge von Verbrechen über das Land.‟ Wir entsinnen uns an das weiter oben Gesagte, dass Cannabis im Regelfall nun wirklich kein aggressionsförderndes Mittel ist, dem wird wohl annähernd jeder zustimmen. Es wird hier vielmehr deutlich, dass der Autor nur prohibitionistische Mythen übernommen hat und offenkundig Cannabis niemals selbst probiert hat – kein Wunder, kommt er doch aus Schweden und damit aus Skandinavien, wo die Repression des Drogenkriegs vonseiten des Staats und der Staatsgewalt ganz besonders aggressiv ausgelebt wird. Matts Bergmark belegt schon weiter oben im Text, dass er sich mit Cannabis und der Wirkweise der Cannabisprodukte nicht auskennt. So schreibt er: „Haschisch wird in der Pfeife oder in Zigaretten, vermischt mit Tabak, geraucht. Es wird auch zusammen mit Süßstoffen oder Kräutern in Tee oder in alkoholhaltigen Getränken genossen.‟ So weit, so gut – jetzt kommt‛s aber: „Die Art des Einnehmens spielt an sich keine große Rolle, da die Wirkung bei allen Arten gleichbleibt.‟ Oho, denkt sich da der geneigte Cannabispsychonaut. Wer jemals die Wirkung oral eingenommenen Haschischs mit der von gerauchtem Material vergleichen konnte, wird wissen, worauf ich hinaus will. Die oben mehrfach zitierten Autoren Gilg und Schürhoff waren da übrigens deutlich besser informiert und hatten offensichtlich die besseren Quellen, wenn sie schreiben: „Die Wirkung des Hanfes in allen seinen Zubereitungen ist zweifellos stark erregend. Aus den verschiedenen vorliegenden Berichten geht hervor, daß die Wirkung der gegessenen Präparate viel stärker ist, als die des gerauchten Krautes.‟ Da ist eben im Zitat ein Stichwort gefallen. Das Stichwort Tabak nämlich. Immer wieder wird heutzutage über die Gewohnheit diskutiert, Cannabis zusammen mit Tabak zu gebrauchen. Häufig wird dann skandiert, dass diese „Unart‟ womöglich aus Deutschland stamme, und dass der Mischkonsum von Hanf und Tabak gesundheitsschädlich und sinnlos sei. Nun – in der Tat schwächt das im Tabak enthaltene Nikotin die Cannabinoid- bzw. THC-Wirkung ab. Trotzdem entfaltet der Mischkonsum von Hanf und Tabak auch Synergien, die genüsslich sein können; sonst würde es wohl niemand so praktizieren. Dass die Gewohnheit, zum Haschisch (oder Marijuana) auch Tabak zu geben, eben nicht etwa aus Deutschland oder Mitteleuropa stammt, belegen die Autoren des Werks „Aus dem Reiche der Drogen‟: „Der Haschisch wird sowohl geraucht, als auch innerlich genossen, und zwar das Kraut wie die daraus bereiteten Präparate. Rumphius berichtet, daß die Malaien den Hanf mit Tabak gemischt rauchen, um sich in den Hanfrausch zu versetzen. Hier wird auch von der den Geschlechtstrieb erregenden Wirkung des Hanfs gesprochen, die auch den Persern bekannt war. In Indien setzt man Kampher, Ambra, Moschus, Kanthariden, selbst Opium zu. Aber diese Zubereitungen werden nur zum Haschischessen benutzt, zum Rauchen nimmt man das Kraut oder abgekratztes Harz und raucht dies allein oder mit Tabak vermischt. Ursprünglich, d. h. vor der Entdeckung der Tabakspfeife bei den amerikanischen Indianern, benutzte man zum Haschischrauchen nur die heutzutage ja auch vielfach zum Tabakrauchen angewendete Wasserpfeife.‟ Quelle: Bergmark, Matts (1958): Lust und Leid durch Drogen – Aberglaube und Wissenschaft in der Geschichte der Drogen, Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Hier geht es zu Teil 1 unserer Serie: https://www.softsecretscomexitable.kinsta.cloud/de/nachrichten/bibliotheca-cannabis-textstellen-aus-alten-buchern-1/ Und hier zu Teil 2: https://www.softsecretscomexitable.kinsta.cloud/de/nachrichten/blog/bibliotheca-cannabis-2/
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