Portugals Export-Boom
Die Frage der Cannabis-Legalisierung beschäftigt die Europäer seit Jahren. Medizinisches Cannabis ja, aber nur begrenzt, und nicht jeder bekommt eine Lizenz zum Anbau... alles streng limitiert, alles sehr zäh.
Und seit Monaten schaut man noch mehr als sonst nach Deutschland. Denn seit Herbst gibt es hier eine neue Regierungskoalition, und diese hat die Cannabis-Legalisierung sogar in ihren Koalitionsvertrag geschrieben. Und der deutsche Markt ist schließlich der größte in Europa.
Aber die Situation in Sachen Cannabis unterscheidet sich nicht wesentlich zu der von vor Jahren. In anderen Ländern ist man offener... und auch schneller. Portugal ist ein gutes Beispiel dafür. Natürlich könnte man auch in Portugal schon weiter sein, aber immerhin malen die Mühlen dort nicht ganz so langsam wie in anderen EU-Ländern. Spanien will überhaupt keine neuen Anbau-Lizenzen erteilen, und auch in Griechenland passiert derzeit nichts.
Beide Länder haben ähnlich klimatische Bedingungen wie Portugal. Dort ist aber die Gesetzgebung ein Stück weit entgegenkommender (Cannabis ist entkriminalisiert, muss aber von einem Arzt verschrieben werden), und Anbau-Lizenzen sind nicht limitiert. Das ist ein gewaltiger Unterschied zu anderen EU-Ländern.
Zudem sind die Produktionskosten für Cannabis in Portugal niedriger als in anderen europäischen Staaten. Nicht zuletzt deshalb sind die portugiesischen Cannabis-Exporte im Jahre 2021 regelrecht explodiert. Im Vergleich zum Jahr 2020 haben die Exporte um annähernd 600% zugelegt. Das werden sie aller Wahrscheinlichkeit nach auch weiterhin tun, denn derzeit gibt es in Portugal um die 80 Betriebe, die eine Art Vorlizenz haben. Nach der Beantragung einer Lizenz bei Infarmed I.P., der zuständigen staatlichen Behörde, wird eine Inspektion der Betriebe durchgeführt.
Wenn die Inspektion erfolgreich bestanden wurde, gibt es noch eine weitere Kontrolle durch die Polizei. Wenn auch diese zu aller Zufriedenheit verlief, wird eine endgültige Genehmigung oder Lizenz erteilt und der Betrieb kann mit der Produktion beginnen. Ein solches Verfahren, also vom Stellen eines Antrages bis zur endgültigen Genehmigung, vergehen in der Regel drei bis fünf Monate. Aber Portugal ist nicht nur ein wichtiger Exporteur für Cannabis. Viele internationale Firmen lassen sich in Portugal nieder, um GACP-Cannabis (Good Agricultural And Collection Practice) woher auch immer als EU-GMP-Cannabis (Good Manufacturing Practice) zu verkaufen. Dieser GMP-Standard ist für Medikamente in der EU unerlässlich. Und da der Bedarf für Cannabis (nicht nur medizinisches) in Europa auch weiterhin steigt, kann man davon ausgehen, dass in Portugal Produktion und Export nicht geringer werden.
Ganz im Gegenteil. Und Portugal somit vom Zögern der anderen Europäer profitiert.