Ein zweiter Duftsäckli-Boom? - Der Schweizer CBD-Hype
Manchen wird der Schweizer Duftsäckli-Boom noch in Erinnerung sein. Damals wurde potenter Hanf in den sogenannten Duftsäckli an jeden erwachsenen Bürger verkauft. Die Kunden haben natürlich nicht nur daran gerochen. Aber alle dachten, dass aus dieser geduldeten Grauzone schnell ein legaler Status wird – und das wäre auch fast passiert. Jetzt grassiert in der Schweiz ein neuer Cannabis-Boom: Es geht um CBD-Gras, das THC-Werte von unter einem Prozent aufweist.
Warum kommen die Schweizer erst jetzt auf die Idee? Nun, ganz so neu ist die Idee nicht, es gab nur diesen heutigen Hype noch nicht. Dieser ist auf die Neuzüchtungen mit geringem THC- und hohem CBD-Gehalt zurückzuführen. Bereits vor diesen Neuzüchtungen gab es Nutzhanf, der wenig THC, dafür aber mehrere Prozent CBD enthielt und von den „Wissenden“ auch genau wegen dieses Cannabidiol-Anteils verwendet wurde.
[caption id="attachment_4009" align="alignnone" width="500"] Legal oder nicht?[/caption]
Wer auf Google nach „CBD-Strain kaufen Schweiz“ sucht, der wird direkt mehrfach fündig. Diese Strains sind wirklich gezielt auf einen sehr hohen CBD- und einen ganz niedrigen THC-Gehalt gezüchtet, werden Sinsemilla (samenlos) angebaut und sehen aus wie potenter Hanf. Zehn Gramm der Blüten kosten über 100 Schweizer Franken, es gibt jedoch auch günstigere Angebote mit geringerem CBD-Gehalt. Für den legalen Handel muss der THC-Gehalt in der Schweiz immer unter einem Prozent liegen.
Nutzhanf ist doch in der EU auch legal, warum nicht in die Schweiz fahren und CBD-Strains kaufen? Es ist eben nicht jeder Nutzhanf in der EU legal. Laut EU-Recht darf der THC-Gehalt bei maximal 0,2 Prozent liegen. In den einzelnen Ländern der EU kann das möglicherweise anders aussehen, da in diesen vielleicht auch CBD verboten oder teilweise illegalisiert ist. So ist es auch in Deutschland der Fall, dass CBD-Produkte, die für die medizinische Verwendung angedacht sind, nur über Apotheken vertrieben werden dürfen. Ansonsten greift das Apothekergesetz, womit jedoch die Endverbraucher nicht belangt werden. Deswegen werden CBD-Produkte in Deutschland, die nicht über Apotheken erhältlich sind, nicht für die medizinische Verwendung veräußert, sondern nur als Lifestyle- bzw. Wellnessprodukte. Zudem ist auch der legale Nutzhanf in Deutschland illegal, sollte die Absicht vorliegen, sich damit in irgendeiner Weise zu berauschen. Ob das überhaupt möglich ist, ist dabei sogar unwichtig, da allein die Absicht zählt.
[caption id="attachment_4010" align="alignnone" width="500"] CBD-Produkte für die medizinische Anwendung.[/caption]
Das bedeutet, dass man nach einem Besuch in der Schweiz auf der Rückreise ganz genau darauf achten möge, dass die CBD-Blüten bis maximal 0,2 Prozent THC enthalten. Und damit kommen wir zum nächsten Punkt: CBD-Gras sieht aus wie potentes Marijuana, woher sollen die Beamten also wissen, ob ein gebusteter Kiffer einen potenten Strain oder nur CBD-Weed besitzt?
In der Schweiz gilt derzeit die Bußgeldregel. Wer mit einer kleinen Menge beim Kiffen erwischt wird, der zahlt eine Buße von hundert Franken und wird strafrechtlich nicht einmal in einer der Datenbanken erfasst. Handelt es sich um CBD-Marijuana, zahlt man nicht mal eine Buße.
Schweizer Kiffer müssen auch keine Angst wie deutsche Cannabisfreunde haben, wo direkt die Hausdurchsuchung droht. Genau das ist aber das Problem, wenn ein Urlauber aus der Schweiz zurückkommt und mit solchem CBD-Marijuana erwischt wird. Der Beamte kann nicht feststellen, ob das Marijuana in Deutschland mit unter 0,2 Prozent THC-Gehalt legal ist. Der Test dauert jedoch eine gewisse Zeit, in der man „Beweise“ verschwinden lassen könnte. Es herrscht also „Gefahr in Verzug“, und der Richter wird eine Hausdurchsuchung genehmigen. Also sollte man besser kein CBD-Marijuana aus der Schweiz nach Deutschland importieren, wenn es denn „heiße Ware“ zu finden gibt oder man als Autofahrer auf irgendetwas positiv getestet werden könnte. Der Konsum vom CBD-Marijuana könnte dafür bereits genügen!
Bringt der CBD-Strain eigentlich etwas? Wer medizinisch durch CBD profitiert, dem wird auch der CBD-Strain etwas nützen. CBD kann bei Epilepsie, Muskelspasmen, Entzündungen, Ängsten, Psychosen, Schmerzen, Schlaganfall, Krebs, Schlafstörungen und vielen anderen Erkrankungen helfen. CBD macht nicht high, sondern schwächt das High des THCs sogar ab.
[caption id="attachment_4011" align="alignnone" width="500"] Legaler Nutzhanf mit CBD in Deutschland.[/caption]
Cannabidiol hat zudem die Eigenschaft, einen Süchtigen zu beruhigen, womit er seine Abhängigkeit leichter überwindet. Es ist jedoch so, dass bei Personen mit starkem Suchtpotenzial CBD auch nach der sogenannten „Entwöhnung“ weiter verwendet werden soll, da diese Sucht im Kopf sitzt. Wer seinen Kopf weiterhin beruhigt, der wird einen Rückfall eher vermeiden können.
Wer sein CBD Marijuana nicht raucht, sondern verdampft, verbackt oder als Extrakt unter die Zunge gibt, der konsumiert mit geringem Risiko. Dann kann praktisch nichts Gravierendes passieren. Es bleibt zu hoffen, dass dieser neue Schweizer Marijuana-Boom nicht wieder abgewürgt wird, weil es ein paar „schwarze Schafe“ gibt oder es den Bürgern zu bunt wird.
Text: Robert B.
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