Ärztekammer Niedersachsen gegen Freigabe von Cannabis
Marijuana für Jugend gefährlich
Die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) Martina Wenker betonte während einer Anhörung vor dem Ausschuss für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Migration des Niedersächsischen Landtags, dass die Ärztekammer entschieden dagegen sei, Cannabis außerhalb der medizinischen Anwendung freizugeben. Das berichtete das Ärzteblatt am 24. März. Insbesondere für Kinder und Jugendliche sei die Pflanze bzw. deren Droge eine außerordentliche Gefahr. Riskant sei die psychoaktive Wirkung des Cannabis, die zu Abhängigkeit, Psychosen, Depressionen und anderen psychischen Problemen führen könne.
Auch werdende oder stillende Mütter bzw. deren Kinder seien von der Gefahr des Cannabiskonsums betroffen. Embryos würden geschädigt bzw. entwickele sich deren Gehirn nicht richtig - Kinder von kiffenden Müttern würden außerdem ein gestörtes Wachstum aufweisen können. Darüber hinaus seien über 80 Inhaltsstoffe der Hanfpflanze nicht ausreichend erforscht - und Marijuana und Haschisch seien heutzutage wesentlich potenter als noch vor Jahren.
Daher fordert Martina Wenker im Namen der Ärztekammer, dass Cannabis nicht an Kinder und Jugendliche abgegeben werde - und ein Freizeitgebrauch sei ohnehin abzulehnen. Laut Wenker leiden etwa 600 000 Jugendliche in Deutschland unter Problemen mit Cannabiskonsum. So weit die Niedersächsische Ärztekammer. Im Prinzip kann man zustimmen, dass Cannabiskonsum zu Freizeitzwecken nicht im Jugendlichenalter beginnen sollte.
Das darf natürlich nicht bedeuten, dass Kindern und Jugendlichen der Einsatz von Cannabinoiden zu therapeutischen Zwecken vorenthalten wird. Immerhin erhalten junge Menschen im Bedarfsfall auch andere, potenziell abhängigkeitsverursachende Substanzen, wenn es denn nötig ist - z. B. Opiate oder Opioide, Methylphenidat (Ritalin) und andere. Genau dosierte und mit Bedacht eingesetzte Pharmaka - das gilt auch für Cannabis als Medizin - wirken als Arzneimittel und weisen deshalb ein geringeres Potenzial auf, schädigend zu sein.
Überdies fragen wir uns, wieso Frau Wenker darauf pocht, Cannabis nicht außerhalb des medizinischen Einsatzgebiets freizugeben. Eine solche Diskussion steht nämlich zurzeit gar nicht ins Haus. Wir wären schon froh, wenn sich Cannabis als Medikament etablieren würde und die Krankenkassen die verordneten Pharmaka erstatteten. Dies ist nämlich zurzeit das vornehmliche Problem. Viele Patienten warten nach der Gesetzesneuerung darauf, von ihren Versicherern eine Kostenübernahme bestätigt zu bekommen. Und hier geht es nicht um Kinder, sondern um schwer kranke Menschen, die ohnehin schon zur Genüge leiden. Lest den Artikel im Ärzteblatt auf https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/73747/Aerztekammer-warnt-vor-Cannabis-Freigabe