Haschisch – dreimal stärker

Soft Secrets
15 Feb 2021

Vor der Jahrtausendwende stiegen viele Konsumenten von importiertem Haschisch auf Marijuana um, weil dieses durch den Indoor-Anbau potenter wurde. Inzwischen ist Haschisch wieder stärker und vergleichsweise günstiger – wie kann das sein?


Import hochpotenter Strains

 

Kunstlicht-Marijuana kam ab den 1990er-Jahren auf und war ab der Jahrtausendwende bis 2015 stärker als Haschisch, welches zum Großteil importiert wird. Erst seit 2006 wird zwischen „Kraut“ und „Blüten“ unterschieden. Außerdem haben sich die Analysemethoden weiterentwickelt. Damit sind diese Aussagen wage und gehen auf die Jahresberichte der „Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht“ zurück. Von 2010 bis 2019 hat sich die Stärke von Haschisch mehr als verdreifacht! Der THC-Gehalt steigt von 6,8 auf 22,6 %. Dies sind die Mittelwerte der beschlagnahmten und analysierten Proben in Deutschland. Solange genug dieser Proben analysiert werden, spiegeln die Ergebnisse die Marktlage relativ genau wider. Allein der Sprung von 2018 bis 2019 ist enorm. Der THC-Gehalt von Kraut und Blüten steigt lediglich moderat. [caption id="attachment_40079" align="alignnone" width="1920"] Haschisch[/caption] Im Zeitraum von 2010 bis 2019 steigen die Preise für Kraut um 25,3, für Harz um 35,3 %. Auf den Wirkstoffgehalt ist Haschisch seit Sommer 2014 günstiger als Blüten. Noch genauer schlüsselt Hans Cousto diese und weitere Quellen im Artikel „Haschisch mit hohem THC Gehalt“ vom 13.12.2020 auf dem TAZ-Blog „drogerie“ auf. Auch in anderen europäischen Ländern zieht Haschisch am Marijuana vorbei. Es werden immer potentere Marijuana-Strains gezüchtet. THC-Gehalte von über 20 % sind seit langem keine Seltenheit. Haschisch konnte bereits vor Jahrzehnten noch stärker sein, doch es kommt auf die Mittelwerte an, um Markttrends zu erkennen. Diese besagen, dass Haschisch seinen alten Stellenwert zurückgewinnt: Hasch ist wieder stärker als Blüten! Die Ursache ist seit Jahren bekannt und steht bei vielen in heftiger Kritik: Starke Zuchtsorten etablieren sich in historischen Anbauregionen und mischen sich mit den hiesigen Sorten. Tendenziell steigt dadurch der THC-Gehalt. [caption id="attachment_40078" align="alignnone" width="1920"] Joint mit Wirkung[/caption] Haschisch riecht weniger, nimmt weniger Volumen ein und wird deswegen beim Schmuggel bevorzugt. Es stammt also meistens aus historischen Anbauregionen, in Deutschland vor allem aus Marokko. In jeder dieser Anbauregionen hat sich im Laufe der Zeit eine eigene regionale Sorte entwickelt. Die Menschen haben ihre eigene Tradition für Anbau, Verarbeitung und Konsum aufgebaut. Mit den Hippies setzte ein Drogentourismus und mit diesem ein intensiver Drogenschmuggel ein. Das ging häufig auf Kosten der Qualität. Doch der Outdoor-Anbau im verregneten Nordeuropa war wohl noch schlechter. Haschisch hatte also den besseren Ruf, bis mit moderneren Kunstlicht-Lampen der Indoor-Anbau und damit die Sortenzucht startete. In den historischen Anbauregionen sind die Einheimischen auf die Einnahmen durch Haschisch angewiesen. Seedbanks möchten ihre Zuchtsorten verkaufen. Schmuggler wollen gegen Marijuana konkurrieren. Es ist naheliegend, dass diese Zuchtsorten immer intensiver in die historischen Anbauregionen einfließen. Neben der Qualität der Blüten ist auch die richtige Verarbeitung für das letztendliche Ergebnis entscheidend. Ein weiterer Faktor fördert die hohe THC-Konzentration: Heutige Händler strecken ihr Haschisch seltener. Es war nicht unüblich, dieses im Zielland zu verstrecken, um mehr Geld zu machen. Für die einfachen Konsumenten hört sich all das erst einmal sehr gut an: Sie kriegen für ihr Geld mehr Wirkstoff und müssen für die gleiche Wirkstoffmenge weniger rauchen. [caption id="attachment_40077" align="alignnone" width="1920"] Oder dreimal größer bauen![/caption] Letztendlich vernichten die importierten Strains alle urtypischen Sorten historischer Anbauländer. Hier wurden einst nicht mehrere Sorten angebaut, da Samen der Ernte im nächsten Jahr wieder gesät wurden oder sich selber aussäten. Der Pollen fliegt über weite Strecken, mit der Zeit entwickelt jede Region eine einzige Sorte. Auch heute unterhalten die Einwohner dieser Regionen keine hermetisch abgeriegelten Gewächshäuser, um ihre ureigene Sorte zu erhalten. Wenn andere Genetiken einwandern, verändert sich diese Sorte innerhalb von Jahrzehnten zu einer anderen mit anderen Eigenschaften. Diese historischen Strains sind ein untergehendes Kulturgut. Während es heute normal ist, dass die Produkte im Coffee-Shop nach den Marijuana-Strains benannt sind, waren es einst die Anbauregionen. Es gab durchaus verschiedene Sorten beziehungsweise Qualitäten aus demselben Anbauland. Dies war jedoch der Verarbeitungstechnik oder Verarbeitungsstufe geschuldet. Mit der Anbauregion schwankte das Verhältnis zwischen THC und CBD. Einstige Cannasseure konnten also nach Anbauregion und Qualitätsstufe das richtige Hasch für sich wählen, wenn sie denn die Qual der Wahl hatten. Mit den importieren Strains fallen auch diese Merkmale für eine Region bereits weg. Es bleibt einem immer noch das Proberauchen und eventuelle Nachkaufen. Besser wäre ein regulierter Markt mit genauen Produktangaben und dem geduldetem Eigenanbau. Es wird ein Strain gewählt, der einem gut auskommt, schon stimmen hinterher die Ergebnisse. Wer genug Blüten hat, kann sein eigenes Haschisch oder Extrakt gewinnen. Es gibt diverse Extraktionsgeräte und Pressen im Growhandel. Im kriminalisierten Markt bleibt es jedoch sicherer, sich gute Bezugsquellen aufzubauen und immer nur kleine Konsummengen zu holen.

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