Corona, Cannabis und der Drogenmarkt

20 Aug 2020

Konsumverhalten hat sich mit Covid-19 geändert 

Seit Corona hat sich die allgemeine Wirtschaft im deutschsprachigen Raum und anderen Ländern eklatanten Veränderungen unterziehen müssen. So wurden nicht nur szenenahe Unternehmen wie Head-, Grow- und Smartshops sowie Hersteller von entsprechenden Produkten plötzlich und jäh in ihrem Wirken gestoppt. Auch das Konsumverhalten von Nutzern illegalisierter Substanzen wurde von den Folgen der Pandemie maßgeblich beeinflusst.

Dafür zunächst ein Blick zu unseren Nachbarn in den Niederlanden: So hat sich nach aktuellen Analysen des Abwassers ergeben, dass sich zum Beispiel der Konsum von MDMA (Ecstasy) seit dem Lockdown in Amsterdam im Vergleich zum Vorjahr um die Hälfte verringert hat.

Die fraglichen Abwassertests wurden nicht nur in Amsterdam, sondern auch in Utrecht und Eindhoven durchgeführt und zielten darauf ab, Abbauprodukte von Cannabis, MDMA, Kokain, Amphetamin und Methamphetamin zu untersuchen. Das Ergebnis: Der Gebrauch von Cannabis bleibt trotz Corona (und wegen der Coffeeshops) nach wie vor mehr oder weniger ungebrochen, während Stimulanzien mit der Schließung von Clubs und Bars sowie dem Wegfall von Festivals weniger häufig beschafft und konsumiert werden konnten (Quelle: blogs.taz.de).

In Deutschland, in der Schweiz und in Österreich sieht es nicht anders aus. Hier haben die Aidshilfe und eigens wegen Covid-19 eingerichtete Informationszentralen wie ConDrobs Konsumenten mit Hilfestellung unterstützt und Leitfäden für einen sicheren Konsum von illegalen Drogen während der Corona-Krise herausgegeben. So galt plötzlich einmal mehr, was im Rahmen von gängigen Safer-Use-Regeln ohnehin Standard sein sollte, zum Beispiel, dass Konsumwerkzeuge wie Röhrchen und selbst Biergläser nicht mit anderen geteilt werden (Quellen: aidshilfe.de, condrobs.de).

Mit dem Shutdown und dem Lockdown wurden aus Sicherheitsgründen die Grenzen zu den meisten Nachbarländern geschlossen, weshalb auch die Preise für geschmuggelte Substanzen vom Schwarzmarkt zum Teil enorm angestiegen sind – mancherorts um das Doppelte, zuweilen sogar mehr. Ein brachliegendes Sozialleben, Ausgangsbeschränkungen sowie Versammlungsverbote führten überdies dazu, dass Dealer nicht nur einen Mangel an Schmuggelgut zu verzeichnen hatten, sondern gleichfalls nur spärlich frische Ware von Cannabis-Grows aus dem Inland bekamen – und wenn doch, dann auch hier wegen der Corona-Maßnahmen zu meist völlig überteuerten Preisen. Auch konnten die begehrten illegalen Substanzen durch die Ausgangsbeschränkungen nicht mehr wie üblich an die Endabnehmer veräußern werden; es resultierte ein Kreislauf, der die Versorgung von Konsumenten erheblich beeinträchtigte. Dieser Umstand ist insbesondere für Menschen, die von verbotenen Stoffen – beispielsweise von Opiaten – abhängig sind, eine verheerende Situation, wie unter anderem der Fernsehsender MDR (Mitteldeutscher Rundfunk) am 2. Mai nach Kommunikation mit dem Landeskriminalamt Sachsen berichtete (Quelle: mdr.de). Die anhaltenden Lieferengpässe für medizinische Hanfblüten aus der Apotheke erschweren vielen deutschen Cannabispatienten das Leben zusätzlich, weil auch Marihuana und Haschisch vom Schwarzmarkt zurzeit in Deutschland eben Mangelware sind.

Das alles ist im Moment im Begriff, sich wieder zu ändern. Vielerorts werden die strengen Sicherheitsvorkehrungen nach und nach gelockert, Versammlungsbeschränkungen erweitert. So hat zum Beispiel die Schweiz am 15. Juni ihre Grenze wieder für den Auslandsverkehr geöffnet, und auch die Versammlungsverbote im deutschsprachigen Raum werden allmählich wieder relativiert. In den kommenden Wochen wollen die Regierungen der Länder über weitere Lockerungen der Maßnahmen diskutieren.