Green Rush

Soft Secrets
30 Mar 2018

Ab Januar 2014 war Cannabis im ersten US-Bundesstaat legal erhältlich, wir sprechen vom „grünen Colorado“. Viele einstige Cannabisaktien hatten zu diesem Zeitpunkt innerhalb weniger Monate oder sogar in nur wenigen Wochen ihren Kurs verdoppelt, viele Menschen haben gewiss damals schon Kasse gemacht. Diese anhaltende Entwicklung greift immer weiter um sich, es handelt sich um den „Green Rush“. Werfen wir einen Blick auf die Goldgräberzeiten.    Von Robert B.

[caption id="attachment_5789" align="alignnone" width="300"] Edibles sind ein Zukunftsmarkt[/caption]

Die eigentlichen Schürfer und Minenarbeiter mussten sehr hart arbeiten und hatten auch Gold und damit Geld. Aber in den Schürfgebieten waren die Preise derart hoch, dass sie es direkt wieder abgeben konnten. Verdient haben oft genug diejenigen, die Lebensmittel, Whisky und die Schaufeln und Ausrüstungsgegenstände verkauften. Dann gab es noch die Räuber oder Betrüger, die teils auch im Anzug daherkamen, um dem „dummen Volk“ die Taschen zu leeren. Es gab damit auch viele Verlierer, so wird es im andauernden Green Rush ebenfalls sein.

Vorab nur ein paar Fakten: Wer z.B. auf boerse.de das Wort „Cannabis“ in die Suche eingibt, erhält rund 20 Aktienwerte. Anhand der ISIN-Nummer kann abgeleitet werden, aus welchen Ländern diese Aktien stammen, es ist gerade einmal ein europäischer Wert dabei, die „Deutsche Cannabis AG“, die aus der FAME hervorging, die bereits Insolvenz angemeldet hatte, diese aber noch abwenden konnte.

Alle anderen Werte stammen aus den USA und Kanada. Dieses kleine Beispiel ist deswegen interessant, da man bereits ablesen kann, dass es bei Cannabis-Aktien in der alten Welt noch nicht viel Auswahl gibt. Man kann durchaus auch in anderen Ländern an deren Börsen Aktien kaufen und wieder verkaufen. Es ist jedoch nicht ganz so überschaubar, wie die Suche bei boerse.de angibt, da die meisten in Deutschland handelbaren Cannabiswerte hier gar nicht gelistet werden. Wer jedoch 2014 mit kleinen Beträgen hätte kaufen wollen, hätte solch eine überschaubare Übersicht gehabt oder für ausländische Börsenplätze wegen den Gebühren fluchen können.

Jetzt sind aber schon vier Jahre ins Land gegangen, der Green Rush schlägt seit 2017 von den USA ausgehend massiv auf Kanada über, auch haben sich die Unternehmen in vielen Ländern bereits in die Startlöcher begeben. Diese vier Jahre genügen allerdings, um sich die Entwicklung einiger dieser Green-Rush-Werte anzusehen. Wer sich bei wallstreet-online.de registriert, der kann eine Watchlist anlegen und alle Werte, die er findet, dort eintragen. Mit einem Klick auf „Performance“ geht es weiter. Jeder Wert wird gelistet, um dann die zeitliche Entwicklung anzugeben. Das aktuelle Datum, die letzten drei Monate, das letzte Jahr, die letzten drei, fünf und zehn Jahre. Es gibt einige Aktien in den USA und auch in Kanada, die in nur drei Monaten um über 100 Prozent gewachsen sind. Auch sind AGs dabei, die in drei Jahren mehr als 500 Prozent Wachstum vorweisen. Das ist eine Vervielfachung des Anlagebetrags, wobei zwischenzeitlich häufig auch noch Dividenden ausgeschüttet werden.

[caption id="attachment_5790" align="alignnone" width="300"] Weedmaps zeigt bereits in Deutschland die relevanten Locations[/caption]

Trotz des Green Rushs finden sich allerdings genauso Aktienwerte, die in einem Jahr über 60 Prozent ihres Werts eingebüßt haben. Ob aus 10.000 Euro Anlagekapital in einem Jahr 4000 oder 40.000 Euro werden, macht für den Anleger durchaus einen Unterschied.

Die Annahme, dass man einfach in alles investieren kann, wo „Cannabis“ dransteht, ist also selbst in den „Green Rush“-Zeiten falsch, womit dieser Artikel als Warnung vor allem für die Unerfahrenen zu verstehen ist. Es handelt sich weder um eine Empfehlung oder ein Abraten vom Cannabisinvestment, das soll jeder für sich selber entscheiden. Es wäre eigentlich eine gute Sache, sinnvolle Anlageprodukte zu unterstützen, die der Legalisierungsbewegung Auftrieb verschaffen. Wer jedoch einmal im Höhenflug ist, seine Aktien beleiht und noch mehr kauft, der kann schon fast mit dem bitteren Erwachen rechnen.

Es gibt unter den scheiternden Unternehmen durchaus solche, die es ernst meinten, aber Pech hatten oder nicht die notwendige Kompetenz oder Finanzkraft aufbringen konnten. Es gibt aber sicher wenigstens genau so viele, die „Cannabis“ rufen, die Hand aufhalten und über alle Berge sind. Das kriegt der Anleger oft nicht einmal mit. Der Unternehmer könnte z.B. zu völlig überzogenen Preisen Waren oder Leistungen eines Anbieters beziehen, welcher mit ihm teilt.

Für viele Anleger kommt das bittere Erwachen nicht erst nach dem Green Rush, sondern schon, während dieser noch an Fahrt aufnimmt. Häufig schießen die Werte durch die Decke und bilden eine Blase, die platzt. Sie brechen wieder ein, es sind Korrekturen. Wer direkt vor der Korrektur kauft, hat auch bei einem soliden Unternehmen erst einmal eine Durststrecke vor sich, bis er wieder auf Null ist. Wer unkundig und im Übereifer in einen spekulativen Markt einsteigt, der muss praktisch scheitern, da es immer „Köderangebote“ gibt, die auf diese Zielgruppe ausgerichtet werden.

Und nach all diesen Warnungen zum turbulenten und sich überschlagenden Cannabismarkt, bei dem es viele aus der Bahn werfen wird, muss noch der Gesamtmarkt beachtet werden. Wer sich die letzten zehn Jahre des DAX ansieht, der sieht ab 2009 einen Aufwärtstrend, der lediglich 2015 einen deutlichen Rücksetzer hatte. Die Wirtschaft läuft allerdings zyklisch ab. Es handelt sich vereinfacht um den Aufschwung, den Boom, die Rezession und dann die Depression. Hält der Boom an oder stehen wir schon vor der nächsten Rezession?

Auch die Cannabis-Aktien schwimmen zum Teil mit. Es ist ein Wachstumsmarkt, der bei einer fortsetzenden weltweiten Legalisierung auch noch 20 Jahre wachsen kann. Würde es jedoch eine weitere schwere Finanzkrise geben, dann würde dieser Markt in diesem Moment wiederum mitschwimmen, leider nach unten. Mit der Dotcom-Blase 2000 und der Immobilienblase 2007 hat sich der DAX jeweils halbiert. Angenommen, dass das 2018 noch einmal passierte, hätte man auch mit Cannabisaktien erst einmal wenig Spaß, selbst wenn diese aus den USA und Kanada stammen. Dort sah es um die Aktienmärkte ebenfalls schlecht aus.

Der Green Rush, der gerade von den USA nach Kanada schwappt, könnte bei der jetzigen politischen Stimmung vielleicht noch vor 2020 Deutschland ergreifen, womit jeder mit den lukrativen Wachstumsaktien konfrontiert wird. Der Green Rush ist eine riesengroße Chance, allerdings sollten Anleger niemals die Gefahren unterschätzen. Selbst wenn man ein Aktiendepot anlegt und das Risiko auf 20 Werte verteilt oder direkt in passende Fonds investiert, so kann das Risiko niemals komplett ausgeklammert werden. Es gibt hierbei Finanzprodukte, bei denen es eine Nachschusspflicht gibt. Würde das Produkt oder Unternehmen nicht 100 Prozent Gewinn, sondern Schulden anhäufen, müssten die Anleger diese im Rahmen einer Nachschusspflicht tilgen. Würden Anleger ihre Aktien über Kredite finanzieren oder beleihen und hätten Pech, blieben sie ebenfalls mit den Verbindlichkeiten zurück und könnten diese über Jahre tilgen.

Hier ein paar Tipps:

- Zunächst ein Musterdepot eröffnen und sich mit den Kursänderungen vertraut machen.

- Niemals mit Geld spekulieren, welches man gar nicht hat.

- Bei einem hohen Risiko nur mit Beträgen arbeiten, die man komplett abschreiben könnte.

- Niemals Anlageprodukte mit Nachschusspflicht zeichnen.

- Hebelprodukte meiden, da man Verluste so schnell wie Gewinne verbuchen könnte, mit Pech wäre das Geld noch am selben Tag weg.

- Sich nicht auf ein Bein stellen, sondern das Anlagegeld auf möglichst über zehn Werte streuen.

- Nicht alles im selben Moment anlegen, sondern über Jahre verteilen, um beim Einstieg „Börsengewittern“ zu entgehen.

- Vor einer Zeichnung die Unternehmen genau ansehen und deren Zahlen prüfen, große Unternehmen, die über Jahre Gewinn verbuchen, sind sicherer als kleine Startups.

- Schauen, ob die Quellen seriös sind.

- Sich richtig entscheiden und dann alles liegen lassen, bis es wirklich Handlungsbedarf gibt.

- Nicht nur mit Gewinn, sondern auch mal mit Verlust verkaufen, um noch höhere Verluste zu vermeiden.

- Ideen unterstützen, die man als gut, sinnvoll und zugleich wirtschaftlich ansieht.

- Wer über 100 Prozent Gewinn gemacht hat, kann einen Teil verkaufen, rausziehen und damit sichern.

- Wer wegen steigender und fallender Werte nicht mehr schlafen kann, sollte alles verkaufen.

[caption id="attachment_5792" align="alignnone" width="300"] Hanf, das grüne Gold der nächsten Jahre[/caption]

Für Unternehmensbeteiligungen braucht es oft pro Unternehmen über 10.000 Euro, dabei soll man das Risiko streuen. Bei Fonds sind die Gebühren teils hoch, außerdem erzielen diese nicht immer Gewinn. Hebelprodukte sind extrem riskant. Selbst spekulative Aktien in breiter Streuung wären sicherer. Wegen der Transaktionskosten lohnt es nicht, für 50 Euro Aktien zu kaufen, jede Position sollte schon wenigstens über 500 Euro liegen. Mit bereits 10.000 Euro kann man alles zergliedern, um nicht auf einem Bein zu stehen. Auch dieses Geld haben viele nicht und wollen dennoch beim Green Rush zu den Gewinnern gehören. Es wäre auch möglich, bei riskanten Crowdfundings oder mit einem gebührenfreien Depot bei weniger riskanten Wikifolios in entsprechende Cananbis-Wikifolios einzusteigen, wo es jedoch ebenfalls ein nicht zu unterschätzendes Risiko gibt. Gerade in einem Boommarkt, wo es sehr turbulent zugeht und viele Unternehmen komplett untergehen, sollte der Anleger immer ganz überlegt handeln, damit er nicht nach einem Höhenflug den freien Fall mit bitterem Erwachen erleiden muss. Eine weitere Gefahr ist, dass man als Hanfliebhaber vor dem Richter landet und dieser die Vermögenswerte einzieht.

Warum nicht einfach alles in Hanfprodukte anlegen, einen Teil davon in Rauch aufgehen lassen und sich eine gute Zeit machen? Wer als Konsument legale Hanfprodukte ersteht, schiebt die Legalisierung ebenfalls an, hat den Nutzen direkt und tut sich und der Umwelt Gutes.

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