Wieso der Hanf verboten wurde

Soft Secrets
05 Jan 2018

Harry J. Anslinger hat mithilfe des Waldbesitzers und Schmierblatt-Verlegers William Randolph Hearst zuerst die USA und dann die ganze Welt mit Propagandakampagnen gegen Hanf überflutet und Cannabis als den „Mörder der Jugend“ diffamiert. Nicht zum Wohle der Bürger, sondern zum Wohle der eigenen Karriere, hat er mitsamt seiner einflussreichen Helfer den Hanf praktisch weltweit verbieten und ächten lassen.    Text: Robert B.

Andrew W. Mellon war der Schwiegeronkel von Anslinger, als Finanzminister der USA steinreich und im Bankenwesen tätig. Er war zugleich der Hauptgeldgeber des Chemiekonzerns DuPont, der ein sehr großes Interesse hatte, den nachwachsenden Rohstoff Hanf ins Abseits zu schießen, um auf Basis von Erdöl und Holz die eigenen Patente nutzen zu können.

Es ging für alle Beteiligten ums Big Business. Mit dem Ende der Alkoholprohibition hätte Anslinger, der ab 1930 Leiter des von Mellon gegründeten Federal Bureau of Narcotics war, mitsamt seinen Angestellten in der tiefsten Wirtschaftsdepression auf der Straße gestanden. Hatte er zuvor noch erklärt, dass der Hanf ungefährlich sei und nicht verboten werden müsse, änderte sich seine Meinung und die seiner Förderer dazu nicht grundlos. DuPont hatte unter anderem die Nylonfaser patentiert, Hearst wollte Holz als Papierrohstoff. Hanf war der Konkurrent und stand just um 1930 vor dem ganz großen Durchbruch als Faser- und Rohstoffpflanze.

Der Hanf musste also weg. Also wurde mit dem Geld und Einfluss von Andrew Mellon und DuPont eine Hetzkampagne gegen den Hanf, der von nun an Marijuana genannt wurde, finanziert. Hearst konnte zudem seine Schmierblätter mit reißerischen Stories besser verkaufen und damit zugleich die Öffentlichkeit gegen den guten alten Hanf aufbringen, der bereits von Georg Washington und Thomas Jefferson angebaut wurde.

Der Hanf hat ein so großes Potenzial, dass er vielen ein Dorn im Auge war – und noch immer ist. Nur zu gerne sah man es, wenn bestialische Morde oder brutale Vergewaltigungen auf den Konsum von Marijuana zurückgeführt wurden. Es ging so weit, dass Anslinger erreichte, dass diese uralte Kulturpflanze durch die Single Convention on Narcotic Drugs aus dem Jahr 1961 durch die UN praktisch weltweit verboten wurde.

Mit dem Ende des Vietnamkriegs spielte Nixon ein ganz altes Spiel. Er stand sehr schlecht da, weil er sich hier und an anderen Stellen nicht mit Ruhm bekleckern konnte. Er musste also von diesen Problemen ablenken, rief 1972 den „War on Drugs“ aus und ließ 1973 die Drug Enforcement Administration (DEA) gründen. Der War on Drugs richtet(e) sich rassistisch gegen Farbige und Latinos sowie gegen Hippies und Andersdenkende.

Die DEA stürmt potenzielle Dealer mit Räumpanzern und Kriegswaffen, währenddessen steuert die CIA hier und da die Drogenströme, damit „die Richtigen“ das Geld verdienen, mit dem sie ihre Waffen kaufen können, um im Sinne der USA zu kämpfen. So wurde auch Osama bin Laden einst rekrutiert und ausgebildet, um eine Rebellenarmee aufzustellen, mit der im Afghanistankrieg von 1979 bis 1989 die UDSSR bekämpft wurde. Geschätzte 600.000 bis 2 Millionen Zivilisten und Zehntausende Soldaten starben. Osama bin Laden verdiente sein Geld mit dem Handel von Opium, der wiederum durch die CIA gedeckt wurde. Das Drogenverbot hat also kaum etwas damit zu tun, dass man die Jugend oder Gesundheit schützen wollte oder will.

Im Jahr 1937 wurde in den USA der gute alte Hanf unter der Bezeichnung „Marijuana“ verboten. Andere Länder zogen nach, ab 1961 auch aufgrund der Vorgabe durch die UN. Durch das Totalverbot vieler Drogen wird jedoch nicht signifikant weniger konsumiert, während der Konsum von Schwarzmarktstoffen viel gefährlicher wird. Der Hanf ist außerdem eine der wirksamsten Arzneipflanzen der Welt, und Patienten können eben nicht auf Bier umsteigen. Wer massiv leidet und sein Leben kaum erträgt, der wird für die Linderung seiner Leiden jede Gefahr in Kauf nehmen. Andere Drogen werden teils deswegen genommen, da man es sich nicht aussuchen kann, was der unkontrollierte Schwarzmarkt hergibt oder man bereits die Kontakte zu diesem und damit zur ganzen Palette hat.

Von 1937 dauerte es einige Jahre, um das Verbot innerhalb der USA schrittweise voranzutreiben. Es gab immerhin laut Anslinger 100.000 Menschen, die Marijuana konsumierten. Es waren laut Anslinger zumeist Farbige, Latinos und andere, an den gesellschaftlichen Rand gedrängte Gruppen. Inzwischen sind es natürlich viele Millionen, die Marijuana konsumieren. Die USA sind das Land, welches weltweit die meisten Hanfgefangenen hat. Der Verfolgungsapperat musste also mit seinem „Aufgabengebiet“ mitwachsen. Repression scheint letztendlich doch die beste Werbung für Drogenkonsum zu sein.

Es waren dann im lockeren Kalifornien mit den vielen Seniorensiedlungen irgendwann so viele Kiffer, dass hier 1996 per Volksentscheid die medizinische Nutzung mit sehr lockerem Regelwerk wenigstens auf Ebene des Bundesstaats durchgesetzt wurde. Die DEA, die auf Bundesebene operiert, hat dennoch Dispensaries gestürmt, um Senioren beim Marijuanakauf zu stellen. Es dauerte noch weitere 16 Jahre, bis mit Colorado und Washington State die ersten US-Bundesstaaten für Genusszwecke legalisierten. Inzwischen ist die medizinische Anwendung in fast allen US-Bundesstaaten zumindest im Ansatz legal.

Über 50 Jahre wuchs diese Verbotsblase mit immer schlimmeren Cannabisverboten in den USA und auch weltweit, bis die ersten Maschen in der Verbotsmatrix eingerissen wurden. Aufgrund der sehr starken Interessen aus Politik und Wirtschaft ist diese Blase nicht einfach geplatzt, sie muss leider Stück um Stück abgebaut werden. Die Menschen unterliegen weltweit einer Gehirnwäsche, von der sie nun glauben, dass man Krebs bekommt, wenn man einmal am Joint zieht, oder durchgeknallt mit der Pumpgun alles niederschießt. Solche und ähnliche Vorkommnisse können wissenschaftlich nun wirklich nicht auf den Hanfkonsum zurückgeführt werden. Hier dominieren in jedem Fall ganz andere Ursachen – außerdem wirkt Hanf solch schlimmen Phänomenen oft genug sogar entgegen.

Vor dem Hanfverbot wuchs das gute Kraut nicht allein auf den Feldern, es wuchs auch an Wegrändern, auf Brachland oder in heimischen Gärten. Dabei war es überhaupt nicht schlimm, dass in diesen Sorten einige Prozent THC in den Blüten enthalten waren. Es war halt der Knaster, den man anstelle von Tabak rauchte. Wer die Wirkung des Hanfs für Genuss- oder zu Heilzwecken anstrebte, der kaufte sich indischen Hanf, der potenter war. Die heutigen starken THC-Strains wurden erst nach dem Verbot gezüchtet. Es würde sie ansonsten auch heute geben, man hätte jedoch die Wahl und könnte genau die Marijuanasorte kaufen, die man auch haben möchte. Das wäre also wie beim Weinkauf, wo es nicht allein um den hohen Wirkstoffgehalt geht. Wäre dem so, müsste man zum Brandwein greifen. Genau das machen die meisten Weintrinker eben nicht.

 

Es gab also gar kein Hanfverbot, und es gab auch kein Problem mit dem Hanf. So wäre es auch, wenn wir das Hanfverbot heute komplett abschaffen und nur einen Jugendschutz sowie Marktregulierungen für den kommerziellen Anbau und Vertrieb einführen würden. Es gibt nur das eine Problem der jahrzehntelangen Gehirnwäsche, zudem haben viele Menschen den Umgang mit dem Heil- und Genusskraut Cannabis verlernt. Man kann aus diesen Gründen also nicht einfach von heute auf morgen den alten Zustand aus den Zeiten vor dem Verbot wieder herstellen, da es die Gesellschaften nicht mitmachen würden. Viele hätten eventuell Angst um ihre Existenz oder um ihr Leben, wenn denn die Kiffer ihren Joint nicht mehr illegal, sondern legal rauchen dürften.

In der Übergangszeit zur Normalisierung rund um den Hanf muss man diesen verängstigten Menschen Sicherheit vermitteln. Es könnte den Sicherheitsfanatikern und Jugendschützern bitter aufstoßen, wenn man im eigenen Garten einfach Hanf anbauen dürfte. Man könnte jedoch auch ein Gewächshaus aufstellen, welches über der Verglasung noch Metallgitter hat und sich verschließen lässt. Auch der Anbau im unverschlossenen Schuppen könnte unterbleiben, wenn dieser einfach gesichert wird. Für die kommerzielle Produktion, die Verarbeitung und den Vertrieb kann und soll es natürlich Regularien geben, wie auch z. B. für Kaffee, Tee, Tabak, Alkohol, Aspirin und andere völlig alltägliche Dinge des Lebens. Für Privatmenschen, die für sich und ihre Lieben ein paar Pflanzen anbauen, ernten, trocknen, einlagern, verarbeiten und auch konsumieren, sollte es jedoch bei ganz einfachen Regelwerken belassen werden.

In den Niederlanden wird der Anbau massiv verfolgt und selbst der Eigenanbau wird mit Ersatzstrafen hart geahndet. Wer kiffen möchte, kann für ein Gramm den x-fachen Preis des Selbsterzeugerpreises bezahlen. Im verschlossenen Gewächshaus könnte pro Quadratmeter jedes Jahr über 200 Gramm gutes Marijuana ernten. Und 200 Gramm Marijuana kosten im Coffeeshop schon so viel, dass man für dieses Geld ein kleines, verschließbares Gewächshaus in Serie produzieren könnte.

So behalten die niederländischen Kiffer derzeit ihre Freiheit und können all ihr Geld auf den Tisch legen. Auch damit werden sie benachteiligt, wenn sie es im eigenen Garten, auf dem Balkon, im eigenen Schuppen oder Abstellraum für weniger als 20 % dieses Preises haben könnten. Die Normalisierung rund um den Hanf bedeutet auch, dass der Eigenanbau für private Zwecke wieder möglich wird, ohne direkt Panzertüren und einen Wachdienst zu benötigen. Langfristig wäre es wünschenswert, dass der Hanf wieder in unseren Gärten wachsen dürfte, ohne ihn wegsperren zu müssen. Vorerst muss jedoch der Mittelweg des Möglichen gegangen werden, um wieder dorthin kommen zu können. Aber immerhin sind wir schon einmal auf dem richtigen Weg, den uns auch ein Trump nicht mehr versperren, sondern nur noch etwas erschweren kann.

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