Pflanzen ökologisch schützen

Soft Secrets
23 Mar 2016

ABC der biologischen Schädlingsbekämpfung


ABC der biologischen Schädlingsbekämpfung

Wer Cannabis anbaut, kann sich noch so gut auskennen und noch so viele Vorkehrungen treffen: Immer mal wieder wird der Grower sich aber mit dem Problem von Schädlingen konfrontiert sehen. Das gilt insbesondere für Indoor-Plantagen, aber kann auch im Freiland recht schnell mal passieren. Natürlich kann man dann zur chemischen Keule greifen und den Plagegeistern ein für alle mal den Garaus machen. Das ist aber weder für die Pflanzen gut noch ist es den Regeln der Natur angemessen, und für rauchbares Gras, das am Ende eines Grows herauskommen soll, ist die Behandlung der Pflanzen mit synthetischen Hilfsmitteln ohnehin die denkbar schlechteste Lösung. Wir schauen uns in diesem kleinen ABC einmal an, welche biologischen Möglichkeiten es gibt, Schädlinge fernzuhalten oder eben zu bekämpfen, wenn sie eine Pflanzung bereits befallen haben. Darüber hinaus präsentieren wir einige Tipps und Tricks, die nicht unbedingt in den herkömmlichen Growanleitungen zu finden sind.

Ameisen

Ameisen selber sind in unseren Gefilden keine Primärschädlinge, weil sie sich für unsere Pflanzen im Grunde nicht interessieren, sondern diese lediglich als „Anzuchtmedien“ bzw. „Hüteplätze“ nutzen. Für den Grower sind Ameisen deshalb ein Indikator, weshalb sie in diese Übersicht mit aufgenommen worden sind. Ameisen halten sich auf befallenen Gewächsen nämlich Blatt- und Schmierlauspopulationen, die sie dort richtiggehend heranziehen und vermehren, um sich dann an deren zuckerhaltigem Honigtau zu bedienen. Blatt- und Schmierläuse (siehe auch dort) stechen die befallenen Pflanzen an und saugen den Saft aus deren Zellen. Damit produzieren sie den süßen Honigtau, den die Ameisen wiederum sehr mögen. Deshalb ist die Anwesenheit von Ameisen ein sicheres Zeichen dafür, dass etwas mit den Pflanzen nicht stimmt.

Maßnahmen:

Neben den im Handel erhältlichen Ameisen- und Borsäureködern, die ganze Ameisennester auslöschen können, gibt es die Möglichkeit, sich pflanzlicher Abwehrmittel zu bedienen, Lorbeerblätter, Zimt und Gewürznelken zum Beispiel, können Ameisen fernhalten, wenn sie in gemahlener Form um die Pflanzen ausgebracht werden. Außerdem kann man einen Aufguss mit kochendem Wasser aus diesen Pflanzen zubereiten und die Cannabisplantage damit einsprühen. Weitere Gewürzpflanzen, die Ameisen abwehren können, sind Cayennepfeffer, Zitrusschalen, Zitronengras, diverse scharfe Gewürzmischungen, Minze, Rosmarin und Thymian. Sorgt man dafür, dass sich um die Pflanzen ein wie auch immer gearteter Wassergraben befindet, hält auch dies Ameisen fern, denn die Tiere können nicht schwimmen. Die beste Abwehr von Ameisen ist jedoch, die Blattläuse und / oder Schmier- und andere Läuse loszuwerden oder gar nicht erst einzuschleppen.

Blattläuse

Wie oben schon erklärt, saugen Blattläuse ihre Wirtspflanzen aus und sondern anschließend den süßen Honigtau ab, der wiederum Ameisen anlockt. Damit schaffen die Läuse ideale Voraussetzungen für einen Schimmelpilzbefall (Rußpilz), außerdem können sie alle möglichen Krankheitserreger übertragen. Die Tiere sitzen an den Blattstielen, Stengeln und Blattunterseiten und sind leicht zu erkennen.

Maßnahmen:

Ist die Population der Läuse noch überschaubar, ist es möglich, die Schädlinge von Hand vorsichtig abzusaugen. Zubereitungen zum Sprühen aus ätherischen Ölen von Koriander, Zimt und Nelken können weiterhin Abhilfe schaffen. Auch ein natürliches Insektizid, nämlich Pyrethrum (aufgereinigt), das aus den Blüten von Chrysanthemenarten hergestellt wird, kann hilfreiche Dienste leisten. Weitere pflanzliche Hilfsmittel sind D-Limonen, Neemöl und Capsaicin aus Chilischoten. Nützlinge gegen Blattläuse sind Florfliegen, Gallmücken, Marienkäfer, Schlupfwespen und Wanzen aus der Gattung Geocoris (über den Nützlingshandel verfügbar). Profi-Tipp: Der Pilz Beauveria bassiana (im Fachhandel erhältlich) stellt für Blattläuse so etwas wie ein hoch wirksames Kontaktgift dar. Er kann ganze Heerscharen von Läusen eliminieren.

Minierfliegen

Die Minierfliege (oder auch Miniermotte) ist ein Schädling, der in unseren Gefilden an Cannabispflanzen nicht all zu häufig auftritt. Wenn aber, dann ist das Pflanzen- bzw. Blattgewebe des betroffenen Gewächses befallen, denn dort leben die Larven des Schädlings. Die erwachsenen Minierfliegen legen im Frühjahr ihre Eier auf den Oberseiten der Blätter ab. Die geschlüpften Larven fressen sich dann ins Blattinnere. Dort graben sich richtige Tunnelsysteme innerhalb der Blätter und ernähren sich von dem Pflanzengewebe. „Die Minierfliege“ gibt es übrigens nicht. Allein in Mitteleuropa sind um die 350 verschiedene Arten dieses Insekts bekannt, weltweit sind es etwa 3000 Arten. Experten können die verschiedenen Minierfliegenarten anhand der unterschiedlich aussehenden Tunnelsysteme zumindest im Groben auseinanderhalten.

Maßnahmen:

Die Larven von Minierfliegen sind schwer zu fassen, weil sie im Pflanzeninneren leben. Entdecken wir die typischen blassen bis gelblichen Tunnel, besteht die Möglichkeit, die befallenen Blätter zu entfernen und zu verwerfen. Die Larven können auch mit den Fingern im Blattinneren zerdrückt werden. Eier, die wir auf Blättern finden, können abgesammelt oder ebenfalls zerdrückt werden. Ist der Befall auf diese manuelle Weise nicht zu dezimieren, können wir zu natürlichen Hilfsmitteln greifen: Neemöl, Pyrethrum, das natürliche Insektizid Spinosad, das aus einem Bakterium gewonnen wird und auch in der Tiermedizin zum Einsatz kommt, Zubereitungen aus ätherischen Ölen scharfer Gewürzpflanzen, insektizide Öle aus dem Fachhandel und Capsaicin aus Chilischoten können Abhilfe schaffen. Nützlinge sind Schlupfwespen und einheimische Wespen sowie der Pilz Beauveria bassiana.

Schild- und Schmierläuse

Schildläuse und Schmierläuse (auch Wollläuse genannt) hinterlassen ein sehr ähnliches Schadbild wie die Blattläuse. Sie stechen die Pflanzen an, saugen deren Saft aus dem Gewebe und scheiden den süßen Honigtau aus, der anschließend ein idealer Herd für Erreger aller Art ist (Rußtau!) und zudem Ameisen anlockt (siehe oben).

Maßnahmen:

Manchmal ist es möglich, die Läuse von Hand oder mit Hilfe eines Zahnstochers von der befallenen Pflanze zu sammeln. Klappt das nicht mehr, weil der Befall bereits zu stark vorangeschritten ist, kann eine Lösung aus Wasser, Pflanzenöl (Olivenöl oder ähnliches) und einem Spritzer Spülmittel oder Seife hergestellt werden. Damit sprüht der Grower die betroffenen Gewächse (natürlich in einer Quarantänesituation) großzügig ein, lässt das Ganze einwirken und spült anschließend gewissenhaft ab. Die Läuse ersticken unter der öligen Filmschicht und können nachher einfach hinfort gespült werden. Natürliche Insektizide sind Neemöl, Pyrethrum, insektizide Seide oder entsprechendes Öl und Zubereitungen aus ätherischen Ölen von würzigen Pflanzen. Nützlinge, die gegen Schmier- und Schildläuse hilfreich sein können, sind Florfliegen, Marienkäfer, Schwebfliegen, Schlupfwespen und Raubwanzen sowie der hoch wirksame Pilz Beauveria bassiana und das Bakterium Bt-i (siehe oben).

Spinnmilben

Spinnmilben (auch die Rote Spinne) können zuweilen recht tricky sein. Die Schädlinge sind extrem klein, oft kleiner als ein halber Millimeter und können auf Blattunterseiten, Stengeln und am Stamm einer Pflanze gefunden werden. Die Tierchen machen das Gleiche wie schon die lästigen Läuse: Sie stechen das Pflanzengewebe an und saugen den Saft aus deren Zellen. Einstichstellen erscheinen in der Folge als kleine bunte Fleckchen an den betroffenen Partien, wobei die Einstichstelle selbst sich bräunlich verfärbt, während darum herum ein gelblicher Hof entsteht. Spinnmilben müssen nach der Entdeckung schnellstens entfernt bzw. bekämpft werden, weil sie sich in rasanter Geschwindigkeit vermehren.

Maßnahmen:

Ist der Befall mit Spinnmilben noch im Anfangsstadium, kann versucht werden, die Tiere mit einem Wasserstrahl von den Pflanzen zu spülen. Das gelingt in manchem Fall ganz gut. Eine Erhöhung der Luftfeuchtigkeit leistet zudem hilfreiche Dienste, weil Spinnmilben auf ein trockenes Klima angewiesen sind. Spinosad, Neemöl, Pyrethrum, insektizide Seife oder Öle und Capsaicin aus Chilischoten können als natürliche Insektizide Verwendung finden. Nützlinge, die bei der Bekämpfung von Spinnmilben ein Segen sein können, sind Florfliegen, Marienkäfer, Raubmilben, Raubwanzen und Sichelwanzen sowie der Pilz Beauveria bassiana.

Thripse

Zu Beginn eines Befalls mit Thripsen (auch Blasenfüße genannt) weisen die betroffenen Pflanzen häufig ein ähnliches Schadbild auf wie bei Minierfliege und Spinnmilbe. Bald aber werden die Blätter ihre Farbe verlieren, was schließlich in einer schier unverwechselbaren Optik mündet und so nur von Thripsen hervorgerufen wird. Thripse stechen und kratzen mit ihren Mundwerkzeugen an den Blattoberflächen und fördern auf diese Weise den Pflanzensaft zutage. Silbrige bis Weiße Schadstellen sind in Form von Narben zu erkennen, zudem befinden sich auf der Pflanze dunkelgrüne Kotfleckchen an den Blattober- und -unterseiten. Thripse können befallene Gewächse so stark schädigen, dass diese schließlich absterben, sie sind überdies Überträger von diversen Krankheitserregern.

Maßnahmen:

Vorbeugend kann einiges getan werden, um erst gar keine Thripse anzulocken: Die Schädlinge werden von den Farben Gelb, Rosa und Blau geradezu magisch angezogen. Wir sollten uns also diese Farben in unserer Pflanzung sparen. Kieselgur auf der Substratoberfläche tut ihr übriges, um zu verhindern, dass Thrips-Larven sich in die Erde bohren. Man muss wissen, dass die Larven der Blasenfüßer bis zum Verpuppungsstadium an der Pflanze leben und fressen, um sich dann ins Substrat fallen zu lassen, wo sich schließlich die Wandlung zum erwachsenen Tier vollzieht. Natürliche Insektizide sind Spinosad, Pyrethrum, Neemöl, insektizide Seife und ätherische Öle von Koriander, Zimt und Nelken. Nützlinge: Raubnematoden, Blumenwanzen, Milben und Beauveria bassiana.

Trauermücken

Trauermücken sehen aus wie kleine Fliegen. Sie leben kurz unter der Oberfläche des Substrats und ernähren sich dort von Wurzeln und Wurzelhaaren sowie von sonstigem organischem Material. Fährt man mit dem Finger durch die Erde einer befallen Pflanze, kann man die Schädlinge zu sehen bekommen. Sie fliegen dann empor und lassen sich sogar fangen. Erwachsene Trauermücken stellen für Pflanzen nicht das Problem dar. Sie sind nur noch zum Zwecke der Arterhaltung da. Gefährlich werden die im Substrat lebenden Larven, die dort im Verborgenen unsere Pflanzen schädigen und sie anfällig für Pilzerkrankungen machen.

Maßnahmen:

Um Trauermücken vorzubeugen, ist es hilfreich, darauf zu achten, die Pflanzen nicht zu feucht zu halten (was ja ohnehin ein wichtiger Faktor beim Cannabis-Growing ist). Auch Substrat mit einem hohen Anteil an Torfmoos ist bevorzugtes Terrain des Schädlings.

Ist der Befall an Trauermücken noch nicht zu sehr vorangeschritten, hilft es oftmals, Streichhölzer mit dem Kopf ins Substrat zu stecken. Der enthaltene und freigesetzte Schwefel bekämpft dann die Larven des Schädlings unter der Oberfläche. Natürliche Insektizide sind Pyrethrum und Spinosad (siehe beide oben), Neemöl ist ebenfalls hilfreich. Nützlinge sind Raubnematoden, Raubmilben, Raubwanzen und der Pilz Beauveria bassiana. Profi-Tipp: Mit insektizider Seife gießen und das Bakterium Bacillus thuringiensis var. israelensis, abgekürzt Bt-i (im Handel erhältlich), einsetzen. Bt-i kann gerade bei übermäßigem Trauermückenbefall gut helfen.

Weiße Fliege

Gelbliche Tupfen, abfallende Blätter und allgemein geschwächte Pflanzen sind das Ergebnis eines Befalls der Weißen Fliege, die auch Mottenschildlaus genannt wird. Die Tiere saugen, wie die anderen Schädlinge auch, den Pflanzensaft aus den Zellen des Gewebes und produzieren daraufhin Honigtau, der wiederum Ameisen anlockt. Weiße Fliegen können außerdem Krankheitserreger, wie Bakterien, Pilze und Viren, übertragen.

Maßnahmen:

Zur Früherkennung empfehlen sich unbedingt Gelbtafeln aus dem Growshop oder Gartenmarkt. Damit kann ein etwaiger Befall rechtzeitig entdeckt werden. Gelingt das nicht, können zu Beginn des Befalls betroffene Blätter entfernt und die Schädlinge eventuell noch von Hand abgesaugt werden. Hat sich die Weiße Fliege jedoch schon ausgebreitet, greifen natürliche Insektizide wie ätherische Öle verschiedener aromatischer Pflanzen, D-Limonen, insektizide Seifen und Öle, Zubereitungen aus Knoblauch, mit denen die Pflanzen eingesprüht werden, Neemöl, Capsaicin, Pyrethrum und Sesamöl. Wirksame Nützlinge sind Florfliegen, Marienkäfer, Raubwespen, Raubwanzen und Sichelwanzen sowie – mal wieder – Beauveria bassiana.

Wichtige Hinweise zum Schluss

Die hier beschriebene biologische Schädlingsbekämpfung beim Cannabis stellt eine schonende Methode dar, in Einklang mit der Natur gegen Insekten und andere „Pflanzenfeinde“ vorzugehen. Abgesehen von präventiven Maßnahmen, ist aber das Ziel der jeweiligen Taktiken und Techniken, die Schädlinge schlussendlich abzutöten. Es ist zwar nicht besonders schön, Lebewesen zu töten, die ja letztlich auch nur ihrem natürlichen Programm folgen. Leider müssen wir dies jedoch tun, wenn wir unsere befallenen Pflanzen dauerhaft schützen bzw. retten wollen.

Man kann als Grower bereits von Anfang an Maßnahmen ergreifen, um einem Befall von Schädlingen aller Art vorzubeugen. Ein sauberer und ordentlicher Growraum oder -platz ist zum Beispiel das A und O für erfolgreichen Pflanzenanbau. Von besonderer Wichtigkeit ist in diesem Zusammenhang, dass man keine billige Pflanzerde aus dem Gartencenter kauft. Ein 50-Liter-Sack handelsüblicher Blumenerde für 1,99 Euro kann für Zwecke des Cannabis-Growings nur Schlechtes bedeuten. Solche Produkte sind meist schon im Vorfeld mit diversen Erregern und Schädlingen kontaminiert, wir sollten also vom Kauf solcher Erden dringend absehen.

Zum Schluss noch ein Tipp für Pflanzen, die sich in der Blütephase befinden: Diese sollten ab der vierten Blütewoche am besten nur noch mit Nützlingen behandelt werden. Auch natürliche Insektizide und ähnliches stellen Gifte dar, die der Hanffreund sicherlich nicht im fertigen Marijuana haben möchte.

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