Cannabis Troubleshooting

Soft Secrets
30 Jul 2015

Häufig gestellte Grow-Fragen


Häufig gestellte Grow-Fragen

Weil eure Soft Secrets ein Magazin für den ambitionierten Grower ist, erreichen unsere Redakteure immer wieder viele Fragen rund um den Anbau von Cannabis. Erfahrenere Grower stellen dabei spezialisierte und detailreiche Fragen, deren Beantwortung nicht immer leicht und manchmal auch aus der Ferne und ohne Einblick in den Growraum gar nicht möglich ist. Insbesondere Einsteiger aber quälen sich häufig mit den ewig gleichen Problemen herum. Deshalb hat Soft-Secrets-Redakteur Markus Berger die häufigsten Fragen rund ums Cannabis-Growing zusammengesucht, die ihm immer wieder gestellt werden, eine Top Five zusammengestellt – und schließlich beantwortet. Manege frei für die Frequently Asked Questions des Growens: für häufig gestellte Fragen rund um den Anbau von Cannabis.

LANG GESTRECKTER KEIMLING

Ich ziehe meine Cannabispflanzen (immer nur zwei bis drei Stück) im Wechsel am lichtreichen Fenster und unter einem LED-Licht. Nachdem neulich ein Same gekeimt war, wuchs der Sämling schnell in die Höhe, meines Erachtens zu schnell. Dafür hat er nun einen viel zu langen Stiel, den ich schon jetzt stützen muss. Außerdem ist der Sämling nicht saftig grün, sondern sehr blass. Am Topf kann es nicht liegen, der ist groß genug. Was kann das sein?

Vermutlich liegt bei deinem Sämling der klassische Fall des Etiolements vor, zu Deutsch: Deine Pflanze ist direkt nach dem Auflaufen vergeilt. Grund für den lang gestreckten und schnellen Wuchs ist wahrscheinlich Lichtmangel bzw. zusätzlich möglicherweise auch ein Ungleichgewicht innerhalb des Nährstoffvorkommens deines Substrats. Das ist aus der Ferne und ohne weitere Angaben nicht einfach zu beurteilen. Da du schreibst, deine Pflanzen auch am Fenster zu ziehen, liegt es aber nahe, dass dem empfindlichen Sämling in der Zeit nach dem Keimen schlichtweg das notwendige Licht gefehlt hat. Deshalb kann man davon ausgehen, dass sie aus diesem Mangel heraus versucht hat, sich in Richtung des Sonnenlichts zu strecken. Weil dein Pflänzchen aber nach dem Auflaufen noch sehr zerbrechlich und schwach ist, wirst du vermutlich keine Chance haben, das Gewächs zu retten – das kommt darauf an, wie sehr sich der Sämling bereits gestreckt hat. Du kannst versuchen, das Hanfbaby mit einem Stäbchen zu fixieren und ihm stabiles Kunstlicht zu geben, so dass es sich womöglich zu erholen in der Lage ist. Wichtig ist nun vor allem, weder einen Nährstoffmangel noch einen Überschuss desselben herbei zu führen. Dein Sämling wird wahrscheinlich nicht sehr saftig grün aussehen, wie es normalerweise der Fall wäre. Vermeide außerdem, das Pflänzchen zu viel zu gießen. Die übermäßige Bewässerung von Cannabispflanzen (auch, wenn sie älter sind), ist einer der Hauptgründe für ein Umkippen und Verweichlichen der Gewächse. Ein Übermaß an Wasser hat schon so mancher Hanfpflanze den Garaus gemacht. Achte auf die Faustregel, frühestens dann zu gießen, wenn die Oberfläche des Substrats komplett und sichtbar ausgetrocknet ist.

Wir fassen zusammen: Aus der Ferne ist nicht sicher zu beurteilen, ob es sich in deinem Fall tatsächlich um eine Vergeilung handelt. Deiner Beschreibung nach zu urteilen, könnte es sich aber durchaus um den typischen, durch Lichtmangel bedingten Streckwuchs namens Etiolement handeln. Gut zu erkennen wäre dann, neben dem langen, dünnen und eher blass-grünen Wuchs, die unmäßige Länge der Internodien, beim Sämling also der Abschnitt zwischen den Keimblättern und dem ersten einfingerigen Blattpaar.

AUTOFLOWER BLÜHT NICHT

Ich habe eine Automatic-Indica-Hybride per Samen gezogen. Auf der Packung stand: Vom Keimen bis zur Ernte 10 Wochen. Jetzt ist die Pflanze etwa 60 Zentimeter hoch und hat schon viele schöne Blätter und einen guten, gesunden Wuchs. Allerdings steht die Pflanze jetzt auch schon vier Monate, von der Blüte jedoch keine Spur – hat sich also was mit „von der Keimung bis zur Ernte in zehn Wochen“. Mache ich etwas falsch oder sind die Angaben des Produzenten fehlerhaft? Die Samen sind no name, ich ziehe die Pflanze auf Erde und unter Kunstlicht (70 Watt LED).

Mit den Automatic-Pflanzen ist es so eine Sache. Wir hatten in der vorigen Ausgabe eurer Soft Secrets gleich zwei erhellende Artikel zum Thema, die in die Wissenschaft der automatischen Ruderalis-beeinflussten Hybriden einführen. Kurz zusammengefasst: Autoflowering-Cannabis Strains sind Sorten, denen ein gewisser Anteil an Ruderalis-Genen eingekreuzt wurde (meist 10 bis 30 %), damit die Pflanzen unabhängig von der täglichen Lichtdauer / vom Lichtzyklus in die Blüte gehen. Diese Eigenart ist ein typisches Merkmal des aus dem eurasischen Raum stammenden Ruderalhanfs (Cannabis ruderalis). Es gibt mittlerweile von so gut wie jeder Seedbank Automatic-Samen – viele von hervorragender Qualität und bereits mit recht ausgereifter Technik (bis vor wenigen Jahren konnte man sich als Grower auf Automatic-Cannabis nicht wirklich verlassen). Leider schreibst du zum Strain lediglich, dass du Noname-Indica-Samen verwendest, was schon mal nicht besonders informativ ist, weil hier alle Angaben zur Genetik und zum Breeder fehlen. Fakt ist: Automatic-Pflanzen wachsen meistens nicht ganz so schnell und schön, wie es die Hersteller in den Werbetexten und auf den Verpackungen angeben. Von der Keimung bis zur Ernte in nur zehn Wochen zu gelangen, ist ein hehres Ziel. Zwar gibt es in der Tat Autoflower-Samen, die unter optimalen Bedingungen indoors wie outdoors in einer atemberaubenden Geschwindigkeit heranwachsen, und möglicherweise ist da die eine oder andere Sorte dabei, die wirklich innerhalb von drei Monaten passable Ergebnisse zeitigt. Aber: Damit das alles möglichst mustergültig läuft, müssen die Umstände und Bedingungen, denen die Pflanze ausgesetzt ist, annähernd perfekt sein. Und wer kann das schon gewährleisten? Automatic-Pflanzen können also durchaus länger in der vegetativen Phase verbleiben, als in den Angaben der Breeder vermerkt. Das tut jedoch den Pflanzen und auch dem letztlichen Ertrag keinen weiteren Abbruch. Nur muss der Grower ein wenig mehr Geduld aufbringen, um am Ende ein erfolgreicher Automatic-Anbauer zu sein. Natürlich kann es auch sein, dass dein Saatgut vorbelastet und „fehlerhaft“ ist. Immerhin haben wir es hier mit lebendigen Wesen zu tun, die erfahrungsgemäß nicht immer den erwünschten Standards entsprechen. Wenn die Pflanze an und für sich von, wie du schreibst, gesundem Wuchs ist, dann lohnt es sich sicher, einfach noch etwas zu warten. Automatic-Pflanzen bieten den Vorteil, dass sie, wenn alles in Ordnung ist, irgendwann von allein beginnen, die Blütephase einzuleiten.

TRAUERMÜCKEN IM SUBSTRAT

Ich habe ein Problem mit meinen Hanfpflanzen. In der Erde in meinen Töpfen leben kleine dunkle Fliegen, die zwar auf den ersten Blick offenbar keinen weiteren Schaden anrichten, die ich da aber nicht haben will. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das gut für die Plants ist. Was sind das für Tiere, und wie kann ich sie loswerden?

Was du beschreibst, lässt sofort an einen Schädling denken, der an Cannabis-Pflanzen sehr häufig vorkommt: die Trauermücke nämlich. Trauermücken sind kleine schwarze Insekten, die im Substrat der befallenen Pflanze leben. Fährt man mit dem Finger über die Oberfläche der Erde, fliegen die Tierchen meist auf und lassen sich mit etwas Glück ganz gut einfangen. Optimal für eine Früherkennung und mäßige Bekämpfung dieser Schädlinge sind Gelbtafeln aus dem Gartenmarkt oder Growshop. Erwachsene Trauermücken selber hinterlassen kein äußeres Schadbild an den Pflanzen. Das Problem besteht darin, dass Trauermücken ihre Eier in der feuchten Erde ablegen. Die geschlüpften Larven ernähren sich dann zunächst unterirdisch von den Wurzelhärchen der Pflanze, um anschließend an die Oberfläche zu kommen und selber Eier abzulegen. Die betroffene Pflanze wird schwach werden und schlimmstenfalls ernsthaft kränkeln. Gegen Trauermücken hilft eine Reihe von Maßnahmen: Zuerst sollte die Oberfläche des Substrats grundsätzlich möglichst trocken sein, weil Trauermücken sich, wie oben erwähnt, feuchte Erde als Ablageplatz für ihre Eier suchen. Die billige Erde aus dem Gartenmarkt (wo 30 Liter keine 2 Euro kosten) ist zudem häufig bereits mit Trauermücken-Eiern kontaminiert – sie sollte ohnehin gemieden werden. Hat der Grower einen Befall der Trauermücke bemerkt und ist dieser noch nicht so weit vorangeschritten (zu erkennen daran, dass beim Gießen nicht eine ganze Mückenschar aus dem Substrat aufsteigt, sondern nur einige wenige Tiere), so kann man vorsichtig und sehr behutsam versuchen, die Schädlinge mit dem Staubsauger abzusaugen, ohne dabei die Pflanze zu beschädigen. Am besten stellt man dafür den Staubsauger auf das mögliche Minimum an Saugkraft. Manche Pflanzenfreunde greifen zu einem besonderen Trick, um sich der Quälgeister zu erwehren: Sie stecken Streichhölzer kopfüber ins Substrat, damit der von deren Köpfchen entweichende Schwefel die in der Erde befindlichen Larven abtötet. Einen ähnlichen Effekt hat es, ein wenig Neemöl auf das Substrat zu geben. Nematoden (Steinernema feltiae) können als Nützlinge eingesetzt werden, wenn eine ganze Plantage gerettet werden muss. Bei einzelnen Pflanzen lohnt sich der Einsatz von Nematoden nicht.

WÜHLMÄUSE VS. OUTDOOR-CANNABIS

Dringende Hilfe benötigt! Meine Outdoorpflanzen sind so gut wie alle kaputt, weil sie von Wühlmäusen beschädigt wurden. Zum Schutz vor Rotwild habe ich meine Pflanzung mit einem Zaun geschützt, was auch gut klappt. Gegen die Wühlmäuse bin ich aber machtlos. Sie kommen von unten her und fressen die Wurzeln meiner Pflanzen ab. Ich erkenne die Schädlinge an den lang gezogenen Erdhügeln, die sie hinterlassen. Außerdem habe ich die typischen Gräben der Wühlmaus entdeckt. Was kann ich tun, um meine letzten Pflanzen zu retten?

Wühlmäuse sind für den Outdoorgrower in der Tat ein lästiges Übel. Manche Gärtner vergasen die Tiere oder schrecken sie mit Buttersäure ab. Das sind Methoden, die der bewusste Grower natürlich nicht anwendet. Immerhin agieren die Wühlmäuse nicht aus Boshaftigkeit, sondern weil es einfach zu ihrer Natur gehört, sich auf diese Weise von Gewächsen zu ernähren. Eine von der Polizei beauftragte Wühlmaus-Bande, die sich über Hanfpflanzen hermacht, wird der Grower daher eher nicht ausfindig machen. Trotzdem sind die Tiere selbstverständlich extrem lästig, besonders dann, wenn sie gut gewachsene Pflanzen beschädigen und damit die sehnlichst erwartete Ernte minimieren oder gar ausfallen lassen. Unter konventionellen Gartenfreunden herrscht die Meinung, dass es eine Reihe von Pflanzenarten gibt, die präventiv gegen Wühlmausattacken helfen sollen. So ist es durchaus möglich, dass zum Beispiel die Kreuzblättrige Wolfsmilch (Euphorbia lathyris), die Narzisse, die Traubenhyazinthe und die Kaiserkrone sowie Steinklee, Knoblauch und Zwiebel in der Nähe der Pflanzung den Befall an aktiven Wühlmäusen dezimieren können. Auch helfen sich manche Gärtner mit einer Jauche aus Zweigen von Fichte und Lebensbaum bzw. mit einer Holunderblatt-Jauche, die um die Pflanzungen ausgebracht wird und angeblich helfen soll. Manchmal verwenden Grower Menschen-, Hunde- oder Katzenhaare, um die Wühlmaus zu verschrecken. Darüber hinaus bietet der Fachhandel eine Auswahl an verschiedenen Wühlmausfallen, die die Tiere sowohl lebend fangen als auch zu köpfen in der Lage sind. Wühlmäuse haben es nicht leicht. Selber nur auf der Suche nach etwas Essbarem, sind sie einer der Hauptfeinde des Gemüsegärtners. Dabei stehen die Schädlinge, im Gegensatz zum Maulwurf, nicht unter Naturschutz und dürfen deshalb gejagt werden. Vorbeugend pflanzen manche Liebhaber ihre Gewächse direkt in einen Drahtkorb, der unter der Erde verhindert, dass die Wühlmäuse sich über die gesamte Wurzelzone hermachen können. Zwar lassen sich auf diese Weise die Wurzelfasern nicht insgesamt schützen, die Maßnahme ist aber besser als gar keine und kann einen kompletten Ernteausfall möglicherweise verhindern.

GELBE BLÄTTER = KRANKHEIT?

Die beiden untersten Blätter meiner Cannabis-Pflanze sind nun plötzlich innerhalb weniger Tage komplett vergilbt und abgefallen. Der Rest der Pflanze ist aber frisch und vital und von saftig grüner Farbe. Schädlinge habe ich auch keine. Düngen tue ich genau so, wie es sein soll. Was mache ich falsch, und was kann ich dagegen tun?

Zuerst denken manche Grower bei einem solchen Schadbild wohl an einen Nährstoffmangel, an ein Übermaß an Gießwasser oder an Schädlinge. All das scheint es aber deiner Beschreibung nach nicht zu sein. Vermutlich bekamen die beiden untersten Blätter deiner Pflanze durch das darüberliegende Blätterdach einfach nicht genügend Licht ab. Dies ist kein Grund zur Sorge, die Pflanze wird in diesem Fall auch weiterhin gesund wachsen.

Haftungsausschluss: Die dargestellten Informationen basieren auf wissenschaftlichen Fakten des Pflanzenbaus und sollen der Öffentlichkeit zugänglich sein. Die auf die Fragen gegebenen Antworten dienen nicht der Aufforderung zum Begehen von Straftaten, sondern sind für jene Cannabis-Anbauer gedacht, die im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen Hanf anpflanzen dürfen (und ja, liebe Damen und Herren Politiker, solche Gegenden gibt es!). Und zum Schluss der Hinweis für alle: Keine Pflanze kann illegal sein. Bom Shankar.

 

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