Haschisch! - „Gesundheit!"

Soft Secrets
28 Jul 2011

Es war einmal, vor langer Zeit. In der gab es für den jungen Pothead so gut wie niemals Gras. So gut wie niemals?


Es war einmal, vor langer Zeit. In der gab es für den jungen Pothead so gut wie niemals Gras. So gut wie niemals?

 

Markus Berger


Es war einmal, vor langer Zeit. In der gab es für den jungen Pothead so gut wie niemals Gras. So gut wie niemals? Richtig - zumindest für den Newbie, der nicht bereits in die noch unter der Hand verborgenen Mysterien des Guerillagrowings initiiert war und der nicht etwa in einer der Metropolen wie Berlin, Hamburg oder Amsterdam sein Dope und Leben genoss.

Zu dieser Zeit gab's für den Cannabis-Gourmet nur Produkte, die ein waschechter Feinschmecker sich vermutlich gar nicht so sehr herbeisehnen würde. Denn zu jener Zeit, ich schätze, sie liegt ungefähr 20 Jahre in der Vergangenheit, gab's für den Jungblazer und „Would-like-to-be-a-Hanfconnaiseur" im Grunde nur eins: Grünen Türken.

Und zwar einen Türken, der aus Marokko kam. Die dünnen, meist üblen Haschischplatten, besser bekannt als Europlatten, gingen für zehn Mark das Gramm übern Dealertisch. Und ab in die Taschen des motivierten Jungkiffers. Damit allerdings erschöpfte sich die Auswahl an Hanfprodukten fast. Selten, das heißt: so gut wie nie, hatte der Psychoaktivahändler des Vertrauens andere Sorten auf Patte. Ab und an mal nen Roten Libanesen, mal nen Schwarzen Afghanen. Aber immer uralt, knochentrocken und bröckelig wie entwässerte Scheiße - und vor allem eins: kaum aktiv. Roter Libanese, der nach Cherry-Cola schmeckte, Afghane, der vor lauter Autoreifenkonsistenz und ob aller altersbedingten Ranzigkeit kaum zu bröseln war, allenfalls etwas Thaigras, das fast nur aus Stengeln, Blättern und einigen wenigen, ebenso harten wie inaktiven Buds bestand.

Mit der Ära des Nederwiet, immer neuer Cannabiszüchtungen und der Hardcorehybridisierung seitens der wohl informierten Szene-Insider, verflüchtigte sich dann auch der Bedarf an schlechtem Dope, das zu überteuerten Preisen den Eigentümer wechselte. Mit der Regentschaft des Nederwiet büßte das marokkanische, türkische, afghanische und libanesische Haschisch seinen Stellenwert ein, oder sprechen wir es deutlicher aus: Niemand wollte den Shit noch haben. Kein Wunder, gab es doch plötzlich Cannabispräparate, die nicht nur lecker aussahen, rochen und schmeckten und die nicht nur eine Potenz aufwiesen, die Kiffer von „Standard-Dope" höchstens aus holländischen Coffieshops kannten. Plötzlich war eine Palette von exquisitestem, leckerstem und ultrapotentestem Gras verfügbar, wie sie sich der Jungblazer vom Kaff niemals zu erträumen gewagt hätte. Und mit Beginn dieser Ära, dauerte es nicht lange, da war es weg. Das Haschisch. Auf und davon, im Nirvana verpufft. Und weshalb? Weil jeder jetzt sein Homegrown sprießen ließ - und wenn nicht der Welpentoker darselbst, dann zumindest ein Freund oder Bekannter, der plötzlich die geilsten Skunk- und Kushsorten im Keller oder Garten pflegte und irgendwann, wenn alles nach Plan verlief, sogar der innigst erwarteten Ernte frönen konnte. Der Bedarf an schlecht wirksamen Haschsorten, die seit Jahr und Tag der Schwarzmarktmafia die Taschen füllen, schien zu jener Zeit gedeckt. Und so kam es, dass die als Grüner Standard-Türke verkloppten Europlatten kaum noch Abnehmer finden wollten. Die Nachfrage nach Haschischsorten schien durch zu sein, und damit verschwanden auch die tatsächlich leckeren Haschische vom Markt der provinziellen Jungpotties. Heute scheint es auf dem platten Lande nach wie vor so zu sein - jedenfalls partiell. Skunky Buds gibt's an jeder Straßenecke. Grower produzieren ohn' Unterlass ein Gras, das es in sich hat. Wer hochwertiges Haschisch und damit einen echten harzigen Gaumenkitzler sucht, benötigt allzumeist Geduld, Durchhaltevermögen - und viel Geld. Waterhash, Skuff, Hazehash und die anderen modernen Sorten aus Holland und dem deutschsprachigen Raum weisen zwar royale Potenzen auf. Originäres Haschisch aus Nepal, Indien, Pakistan und Marokko aber, ist kaum noch zu bekommen. Und wenn, dann für ordentlich Asche. Ein Gramm Zero Zero - oder dessen, was für eben jenes ausgegeben wird, zu 25 Euro. Wer will und kann sich das noch leisten? Wo wir fürs gleiche Geld etwa fünf Gramm geilstes Weed abstauben. Der echte Cannabis-Sommelier freut sich deshalb gerade heute über deliziöses Cannabisharz altbekannter und ursprünglicher Qualität. Temple Balls und Fingersticks, Caramellos und Charas, klebrige Brocken aus feinsten Kristalltröpfchen in schwarz, gelb, rot oder grün - wo gibt es das heute noch? Not a hunch! Schauen wir uns also kurz an, wo originäres Haschisch herkommt und welche Sorten verfügbar sind, waren oder sein sollten.

Marokko
Aus diesem afrikanischen Land dürfte die größte Menge des Schwarzmarkt-Haschischs kommen. Edle Sorten wie Zero Zero und dessen Abkömmlinge, Kissenpollum, Schwarzer Maroc und Sputnik stehen den gewöhnlichen Siebungen und Pressungen wie Ketama und solchen eher als Abfallprodukte zu bezeichnenden Produkten wie Puck gegenüber.

Türkei
Vieles, was früher vornehmlich als „Grüner Türke" angeboten wurde, war in Wahrheit jenes, als „Europlatte" bekanntes Dope und kam eigentlich aus Marokko - Dealer und Konsumenten wussten es offenbar einfach nicht besser. Dabei ist Haschisch aus der Türkei nicht erst heutzutage eine Rarität. Seit den frühen Achtzigern erreicht die mitteleuropäische Kifferszene wohl kaum noch echtes türkisches Hasch. Der kapitalistische Anreiz, Schlafmohn anzubauen und damit Opium und Heroin gewinnen bzw. herstellen zu können, ist für die Türkei tatsächlich wesentlich gewichtiger als die Produktion und der Handel mit Cannabispräparaten.

Indien
Die meisten Toker kennen indisches Bhang und Charas höchstens aus den Publikationen der psychonautischen Hanfmatadore. Was in Indien als Ganja vertickt wird und nichts anderes als Marijuana ist, hält dem Vergleich mit unserem heimischen oder nachbarschaftlichen Gras ohne Schwierigkeiten stand. Dieses urtümliche, in der Himalayaregion gedeihende Gras, kann es mühelos mit den exorbitant hohen Cannabinoidpotenzen des modernen Skunk- und Kushweeds aufnehmen. Deshalb gehören echte Charas-Quantitäten, die wir als Schwarzen Inder kennen, zum Besten, was der Hanf herzugeben vermag. Ergänzend muss hinzugefügt werden, dass es jedoch auch durchaus schlechte Charas-Produkte gibt. Und die erreichen den europäischen Markt dann doch eher als solche von exquisiter Qualität. Echter und harziger Charas darf mit Fug und Recht zu den narkotischen Cannabiszubereitungen gezählt werden.

Afghanistan
Aus dem Land am Hindukush kommt unter anderem der Schwarze Afghane, dessen Qualität stark schwanken kann. Sorten, die reißerisch als „Schimmelafghane" verkauft werden, sind tatsächlich nichts anderes als verschimmeltes Haschisch.

Libanon
Roter und Gelber Libanese, Red und Yellow Bird - wer hat diese schillernden Namen nicht schon mal gehört? Mit diesen hochpotenten Produkten erschöpft sich die Palette der angebotenen und nachgefragten Haschsorten aus dem Libanon fast. Richtig gute Ware kommt schon lange nicht mehr aus diesem Land - und wenn doch, dann zu astronomischen Kursen.

 

 

 

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