Interview mit einem Cannabis-Connaisseur

Soft Secrets
23 Jul 2011

Diesmal bin ich bei einem ungewöhnlichem Grower, der neben dem kommerziellen Anbau für sich selbst auf alte Landrassen mit Haze-Charakter setzt. Das ungewöhnliche daran ist, dass nicht der Ernteertrag zum THC-Gehalt entscheidend ist.


Diesmal bin ich bei einem ungewöhnlichem Grower, der neben dem kommerziellen Anbau für sich selbst auf alte Landrassen mit Haze-Charakter setzt. Das ungewöhnliche daran ist, dass nicht der Ernteertrag zum THC-Gehalt entscheidend ist.


Diesmal bin ich bei einem ungewöhnlichem Grower, der neben dem kommerziellen Anbau für sich selbst auf alte Landrassen mit Haze-Charakter setzt. Das ungewöhnliche daran ist, dass nicht der Ernteertrag zum THC-Gehalt entscheidend ist. Entscheidend ist die Qualität des Turns. Gonzo, schildere uns dein Vorgehen:

Für meinen Eigenbedarf baue ich ausschließlich auf Erde an. Diese Anbaumethode ist nach meiner Meinung dem Geschmack zuträglicher. Ich baue dort Pflanzen an, die man auf dem Schwarzmarkt gar nicht oder nur kaum bekommt. Ich bin ein ausgesprochener Sativaliebhaber und habe einen Faible für reine Landrassen. Mich ödet die immer weiter gehende Hybridisierung von Hybriden an, die den niederländischen und amerikanischen Samenmarkt dominieren. Die Unterschiede hinsichtlich Geschmack, Geruch und Wirkung werden immer geringer, es gibt praktisch nur noch die Sativa- oder Indicadominanz des High. Die Größe des Genpools nimmt daher stetig ab. Sicherlich gibt es auch viele interessante Hybriden dieser Machart. So bin ich immer noch auf der Suche nach Eliteklonen von Neville's Haze und der Orignal Haze von FD. Die üblichen Hybriden sind einfach kein Vergleich zu dem, was alte Landrassen an speziellen Eigenheiten mitbringen.

Ich bezeichne mich als Cannabis-Connoisseur, als Genussmensch mit Anspruch. So baue ich für mich derzeitig Columbia Black, Columbia Punto Rojo und Columbia Gold an. Demnächst kommen Panama Red und Malawi Gold hinzu. Dazu kommen verschiedene so genannte reine Hazesorten wie Purple Haze (OT) sowie angeblich reine Hazes von verschiedenen Samenbanken. Letztere benötigen zwar kein halbes Jahr für die Blüte, sind aber auch bei weitem nicht so überzeugend wie die Purple Haze. An sativadominierten F1-Hybriden reiner Landrassen gedeihen Red Point Afghan, Black Haze, Soulfruit, Royal Purple Kush, Puna Skunk und Weck neben einigen pakistanischen und afghanischen Landrassen-Hybriden wie Purple Kush, XKush und Coffee Kush. Das dafür erforderliche Saatgut habe ich von einer Züchterkooperation aus Spanien, über die im SS auch bereits berichtet worden ist. HotHouseFlowers und Zamalito von Breeders Choice Organisation bzw. Cannabis Eye haben sich auf die Erhaltung alter Landrassen und die Zucht von Hybriden spezialisiert, die unmittelbar aus der Kreuzung zweier Landrassen hervorgegangen sind. Es ist einfach schön, welches Spektrum diese ursprünglichen Genetiken an verschiedenen Geschmäckern, Gerüchen und Highs neben dem besonderen Aussehen der Pflanzen aufzeigen.

Eine erntereife und sehr kompakte Pflanze.

Die speziellen, auf dem Schwarzmarkt nicht mehr erhältlichen Landrassen des Cannabis-Connaisseurs in Blüte.

 

 

 

 

 

 

Diese ursprünglichen Sativas haben die Eigenschaft, dass sie entgegen immer wieder verbreiteten Informationen recht wenig Dünger brauchen. So dünge ich nur gelegentlich und dann auch nie mehr als mit einem EC-Wert von maximal 1,0 - auf der Grundlage fast EC-freien Regenwassers. Düngergaben darüber hinaus, führen schnell zu Verbrennungen oder anderen Entwicklungsstörungen der Pflanzen. Aus diesen Gründen ist unbedingt darauf zu achten, dass man bei vorgefertigten Erden für Sativalandrassen nur Light-Mix-Mischungen verwendet, sofern man sich nicht die Mühe machen will, eigene Erden anzumischen. Im Sommer dünge ich die Pflanzen auf Erde mit selbst angesetzten Düngerlösungen, die ich aus Brennnessel und Comfrey, auch bekannt als Beinwell, herstelle. Hiermit habe ich hervorragende Ergebnisse erzielt.


Das hört sich richtig nach einem alten Hasen an, wie lange growst du schon, und wie bist du dazu gekommen?

Das erstemal aus Neugier und ohne die geringsten Kenntnisse, aber mit hervorragendem Ergebnis gegrowt, habe ich Ende der 70er mit Bagseeds gutem kolumbianischen und afrikanischen Gras. Dann viele Jahre gar nicht und jetzt erst die letzten Jahre wieder. Ich bin dazu in erster Linie gekommen, um Sorten zu erhalten, die als Gras auf dem Schwarzmarkt nicht oder nicht mehr erhältlich sind. Wenn man reine Sativalandrassen und die von mir sehr geschätzten alten Hazes nimmt, dann benötigen die etwa ein halbes Jahr Blütezeit und bringen pro Watt bestenfalls die Hälfte an Ertrag im Vergleich zu einer kommerziellen Sorte. Wenn man die dreifache Blütedauer und den halben Ertrag rechnet, müssten solche Sorten auf dem Schwarzmarkt unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten wenigstens das Sechsfache einer herkömmlichen Sorte kosten. Soviel möchte leider fast keiner bezahlen, deswegen wird man diese Sorten praktisch nie auf dem Schwarzmarkt finden. Leider Gottes ist es so, dass die meisten Konsumenten bei Cannabis fast nur auf den Preis und auf die Optik der Blüten achten. Frei nach dem Motto: Hauptsache es sind fette Buds und es brummt und macht schwindelig! Wenn ich einen Vergleich zum Weinhandel ziehen würde, dann ist es so, als würden alle Weinliebhaber nur Pennerglück vom Aldi für 1,79 € im Tetrapack trinken, bestenfalls einen etwas teureren Wein aus dem gleichen Sortiment, Hauptsache billig und sieht nach was aus. Weinkenner sind jedoch immerhin bereit, für eine richtig gute Flasche Wein auch 50 Euro und mehr zu bezahlen. So etwas gibt es bei Cannabiskonsumenten meines Wissens nach so gut wie gar nicht.

Neulich hatte ich z. B. aus einem Not-Grow eine größere Menge an Trainwreck. Dieses ist eine starke Sativasorte, die in Deutschland auf dem Markt fast nicht zu bekommen ist. Das Blütenerscheinungsbild ist eher fluffig und spargelig. Ich hatte allergrößte Schwierigkeiten, dieses qualitativ sehr hochwertige Gras in größeren Mengen an den Mann zu bringen, da die Konsumenten in erster Linie Wert auf die Optik legen - den Bag-Appeal, wie die Amerikaner sagen. Ich hatte sogar Schwierigkeiten, dieses Gras zum geringen Preis der Kommerzsorten zu veräußern! Von der Qualität waren die Großabnehmer sehr begeistert. Aufgrund der bescheidenen Optik hielten sie das Gras aber für zu schlecht absetzbar. Das allgemein sich zunehmend verbreitende Qualitätsbewusstsein bei Nahrungs- und Genussmitteln hat die Cannabiscommunity bedauerlicherweise noch nicht erreicht.

Das fehlende Qualitätsbewusstsein, um nicht zu sagen die Ignoranz bei den Konsumenten ist schon erschreckend. Das Verbraucherverhalten, diese Geiz-ist-geil-Mentalität, was die Skandale der letzten Jahre in der Lebensmittelindustrie erst ermöglich hat, ist nahezu genauso auf den Cannabismarkt übertragbar. Natürlich ist mir bewusst, dass nicht jeder finanziell in der Lage ist, für höherwertige Qualitäten einen höheren Preis zu zahlen. Ich kenne allerdings viele Konsumenten, die über das hierfür erforderliche Einkommen verfügen, dennoch achten sie in erster Linie auf den Preis als erheblichstes Kriterium. Diese Erfahrung deckt sich mit denen der Großhändler, die ich kenne.


Wie genau muss man denn einen professionellen Grow angehen, was braucht man, was muss man beachten und was ist absolut tödlich?

Nachlässigkeit ist das Schlimmste. Wichtig ist Sauberkeit im Raum. Man sollte stets EC- und pH-Wert zwar nicht sklavisch, doch relativ genau beobachten. Wenn es nicht schon vermieden werden konnte, ist die frühzeitige Einleitung von Gegenmaßnahmen beim ersten Sichtbarwerden vom Schädlings- oder Pilzbefall unerlässlich. Ich habe auch schon einen Grow vergeigt, indem ich Spinnmilben auf den Pflanzen festgestellt habe und viel zu spät Gegenmaßnahmen eingeleitet habe. Einmal habe ich auch zu spät auf Mehltau reagiert, was zu erheblichen Schäden führte. Ich sprühe mittlerweile prophylaktisch einmal wöchentlich mit unterschiedlichen biologischen Schädlingsmitteln bis zum Sichtbarwerden der ersten Blüten. Ein häufiger Wechsel der Wirkstoffe wirkt Toleranzentwicklungen der jeweiligen Schädlingen entgegen. Ab dem Zeitpunkt setze ich Raubmilben oder andere Nutzorganismen ein. Gerade im kommerziellen Anbau können die leichtesten Nachlässigkeiten direkt zu Schäden von mehreren Tausenden Euro führen. Ich sehe nahezu jeden Tag nach meinen Pflanzen. Dies ist unerlässlich, um möglichst frühzeitig auf Schädlingsbefall, Fehldüngung und technische Störungen reagieren zu können. Durch intensives Beobachten der Pflanzen lernt man diese und ihre Bedürfnisse auch besser einzuschätzen.

Technische Störungen? Warst du schon einmal Opfer eines "Super-Gaus"?

Was immer wieder mal vorkommen kann, sind Überschwemmungen. Hier kann ich nur jedem raten, die Räume sorgfältigst mit starker Teichfolie auszulegen und die Kapazität der Draintanks so auszurichten, dass sie notfalls die gesamte Menge Flüssigkeit aus den Nährstofftanks auffangen können. Bei der Verlegung der Teichfolie ist auf möglichst faltenfreie Verlegung zu achten. So habe ich bei mir einige Falten in der Teichfolie beim Verlegen nicht ordentlich glatt gezogen. Diese Falten wurden im Laufe der Zeit zu kleinen Rissen, durch die das Wasser abfließen konnte. Als ich dann aufgrund von Nachlässigkeit und einer nicht ausreichenden Speicherkapazität meiner Draintanks eine Überschwemmung hatte, waren 35 m³ Parkett und die Zimmerdecken der darunter liegenden Räume versaut. Hätten dort Nachbarn gewohnt, wäre ich in einen echten Erklärungsnotstand ihnen und dem Haftpflichtversicherer gegenüber geraten.

Genauso kann der Lichtzyklus aufgrund technischer Störungen gestört sein. Es ist auch schon einmal vorgekommen, dass ein Timer während der Blütezeit defekt war und die Lampen ununterbrochen geleuchtet haben. Umgekehrtes ist in meinem Mütterraum passiert. Eines Tages wunderte ich mich, dass die Mütter anfingen zu blühen. Ich stellte fest, dass aufgrund eines Defekts des Timers der Lichtzyklus weniger als 18 Stunden betrug. Bis die Mütter wieder in Vegetation waren bzw. aus Stecklingen neue Mütter gezogen waren, vergingen Monate. Dadurch ist wenigstes ein Grow ausgefallen.

Gleiches gilt für den Lüfter, wenn er aufgrund eines technischen Defekts nicht arbeitet. Bei den vielen Stromverbrauchern einer Growanlage ist vor allem auf die fachgerechte Verlegung und Installation zu achten, um Störungen und Brände zu vermeiden. Ich habe schon etliche Anlagen begutachten können. Was da teilweise gemacht wird, ist schon haarsträubend.

Technische Störungen und Nachlässigkeiten bei der Unterhaltung einer Growanlage sind im übrigen auch der Hauptgrund, warum Grower gepackt werden. Die Ermittlungsbehörden erlangen ihre Kenntnisse in erster Linie durch Zufall. Nachbarn, denen das Wasser auf den Kopf tropft, die auffällige Gerüche wahrnehmen oder aufgrund eines nächtlichen, überirdisch gleißenden Lichts aus der Nachbarwohnung die Polizei rufen, sind die Hauptinformanten der Ermittlungsbehörden.


Das hört sich alles wirklich sehr interessant an. Du wirst bestimmt jede Menge supergutes Gras für dich und deine Freunde haben. Würdest du den Lesern vom SS dazu raten, im großen Stil anzubauen, oder sollen sie lieber auf Nummer sicher gehen und nur für sich selber growen?

Diese Entscheidung muss jeder für sich selber treffen. Keiner geht davon aus, dass er erwischt wird. Aber die persönlichen und wirtschaftlichen Folgen bei einem Einschreiten der Ermittlungsbehörden können verheerend sein. Neben den strafrechtlichen Folgen sind hier berufliche Nachteile denkbar. Alle zur Tatbegehung verwendeten Dinge wie das Growequipment und Transportfahrzeuge unterliegen der Verwertung durch die Staatsanwaltschaft. Hinzu kommt die Gewinnabschöpfung. Der fiktive Ertrag aus den nachgewiesenen Grows berechtigt die Staatsanwaltschaft zur Einziehung und Verwertung des Vermögens des Growers in dieser Höhe, unabhängig davon, ob dieser Ertrag tatsächlich erzielt wurde oder die jeweiligen Vermögenswerte mit Gewinnen aus dem Grow finanziert wurden. Bei der Berechnung des Gewinns wird lediglich auf den fiktiven Verkaufswert der nachgewiesenen Mengen abgestellt, nicht auf den Gewinn als Differenzbetrag von Investitionen und Betriebskosten zum Verkaufserlös. Da sind finanzielle Rücklagen, Autos und das Häuschen schnell weg. Vorbestrafte Gewerbetreibende wie Gastronomen können ihre Gewerbeberechtigung verlieren. Gleiches gilt für Führerscheine, Jagd- und Waffenscheine sowie Pilotenlizenzen.

 

Ein starkes Haze mit luftigen Blüten, noch lange bevor die Pflanzen geerntet werden.

Eine absolut luftige Haze-Blüte, sieht fast wie Stroh aus. Diese Blüten sind optisch nicht gerade der Hammer, sie können aber glücklich machen.

 

 

 

 

 

 

Wenn man nicht im Zentnerbereich und mehr arbeitet, ist das Growen auch unter Berücksichtigung des Arbeitsaufwands und der Betriebskosten im Verhältnis zur erwartenden Strafe unter strafrechtlichen Gesichtspunkten wohl eine der unprofitabelsten Straftaten. Wenn man das Growen dennoch kommerziell betreiben will, dann sollte man seine Möglichkeiten optimal ausschöpfen. Sobald die Wirkstoffmenge zur nicht geringen Menge in Höhe von 7,0 Gramm reinen THCs überschritten wird, was im kommerziellen Anbau bei Pflanzen, die in der Endblüte stehen, regelmäßig der Fall sein dürfte, spielt eine vielfache Menge bei der Bemessung des Strafmaßes eher eine untergeordnete Rolle. Unter dem Aspekt der Risikoabwägung ist es sinnvoller, kurzfristiger mehr Pflanzen anzubauen als über einen längeren Zeitraum eine geringe Anzahl an Pflanzen. Und jeder Mitwisser, und sei es der beste Freund, ist einer zu viel! 


Den wahren Hanfliebhabern kann ich nur raten, wenn sie sich schon entscheiden zu growen, für den Eigenbedarf wirklich gute und interessante Pflanzen abseits der Kommerzware anzubauen. Nur so bekommt man die Qualität an Geschmack, Geruch und Wirkung, die den wahren Hanfliebhaber glücklich macht. Wie bereits oben ausgeführt, sind die meisten dieser Sorten auf dem Markt mangels entsprechender Profitabilität für den kommerziellen Grower gar nicht zu bekommen. Und ich empfinde dies als wirklichen Anreiz.

 

 

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