„Wir teilen uns Kosten und Ertrag…“
Auch in Deutschland schließen sich immer öfter Gleichgesinnte zusammen, um ihr Rauchkraut zu kultivieren. Frei nach dem Motto "Geteilte Arbeit - geteilter Ertrag" kooperiert man beim Anbau und wird so im Prinzip zu einem kleinen Cannabis Social Club. Wir möchten euch so einen kleinen Club aus Berlin vorstellen.
SSDE: Wann habt ihr euren Club gegründet und wie kam es dazu?
Tom: Das war vor fast drei Jahren, wegen der hohen Kosten unseres Graskonsums und der schwankenden bis schlechten Qualität der Blüten, die man so auf der Straße kriegt. Wir waren ja noch neu in Berlin und konnten so nur in der Hasenheide unser Gras besorgen - das wurde dann aber immer mehr gestreckt und schließlich auch gebrixt und so mussten wir schließlich aus reinem Selbstschutz unser eigenes Gras anbauen. Man muss eben immer schön aufpassen, wenn man etwas auf der Straße kauft - und natürlich immer die Ware kontrollieren.
Wie bzw. wo habt ihr euch eure erste Grow-Austattung besorgt?
Tom: Unsere erste Ausstattung haben wir in einem Berliner Grow-Shop gekauft, wo es auch eine sehr gute Beratung über den Anbau von Tomaten gab. Außerdem bekamen wir auch noch einen guten Rabatt, da wir gleich eine komplette Ausstattung für einen knappen Quadratmeter im Wert von insgesamt etwa 700 Euro gekauft hatten. Anna: Dabei wussten die im Laden natürlich ganz genau, wovon sie da sprachen. Als ich mit einer nicht-kiffenden Freundin die Box und das ganze Equipment mit dem Auto abholte, fragte sie mich ein wenig ängstlich, was das eigentlich für ein Laden sei, zu dem wir da unterwegs waren. Ich erklärte ihr, dass das ein ganz normales Pflanzengeschäft sei - also gar nicht auf den Anbau von Cannabis spezialisiert. Als wir dann in den Laden reingingen, über dessen Eingang eine große, leuchtende Cannabisblatt-Deko hing, lies sich diese These allerdings nur noch sehr schwer aufrecht erhalten. Sie fühlte sich fast ein bisschen verarscht, half mir dann aber trotzdem, unsere erste Grundausstattung nach Hause zu befördern.
Und woher habt ihr eure ersten Samen gekriegt?
Tom: Die haben wir einfach über das Internet bestellt - daraus haben wir dann unsere ersten fünf Pflanzen angesetzt: Zwei mal Jack Herer, je eine Super Lemon Haze, eine AK47 und eine G13 Haze - das war damals unser allererster Grow-Durchgang.
Und welche Sorten haben sich dabei als besonders geeignet für den Heimanbau erwiesen?
Tom: So richtig unzufrieden waren wir eigentlich mit keiner Sorte, da jede etwas für sich hatte. Beim Ertrag gab es dann allerdings schon ein paar Unterschiede - die AK47 hatte den geringsten Ertrag, trotzdem war das eine sehr schöne Pflanze, von der man nicht behaupten kann, dass sie schlechter als die anderen war. Auch die G13 Haze war vom Wachstum her nicht ganz so gut wie die Jack Herer oder die Super Lemon Haze. Aber prinzipiell waren das alles Top-Sorten - wir hatten uns ja vorher auch gut informiert und so kriegten wir dann auch genau das, was wir wollten. Nach dem ersten Grow-Durchgang haben wir uns dann entschieden, die Jack Herer und die Super Lemon Haze zu behalten und davon Stecklinge anzusetzen. Wenn wir dann wieder mal eine neue Mutterpflanze brauchen, dann ziehen wir diese aus den verbliebenen Samen - wir haben uns damals ja ganz bewusst einen gewissen Vorrat zugelegt, da wir nur ein einziges Mal im Internet bestellen wollten. Man weiß ja nie so genau, wie riskant das ist, daher war von Anfang an der Plan, nur ein einziges Mal - da aber richtig bzw. ausreichend - zu bestellen.
Das funktionierte aber nicht mehr alles mit nur einer kleinen Growbox, oder?
Tom: Doch, anfangs haben wir alle Pflanzen in der selben Box bis zur Blüte wachsen lassen und nur die Stecklinge auf dem Fensterbrett gezogen. Anna: Es dauerte dann aber auch nicht lange, da hatten wir erst einen großen Pappkarton mit Stecki-Töpfchen, dann einen zweiten und irgendwann stand hier fast das ganze Zimmer voll.
Wieso habt ihr denn gleich so viele Steckis produziert?
Tom: Weil wir es auch Outdoors probieren wollten und uns klar war, dass wir dann schon eine ganze Menge Pflanzen vorziehen müssen. Anna: Schließlich haben wir im letzten Jahr ungefähr 270 Pflanzen in und um Berlin ausgesetzt.
Wie lief das konkret ab? Man kann ja so viele Pflanzen nicht auf einmal in die freie Natur entlassen...
Tom: Wir hatten insgesamt 33 Stellen, von denen wir später immerhin 10 Stellen abernten konnten - allerdings war der Ertrag unterm Strich nicht so prall. Knapp 30 der Pflanzen sind einfach vertrocknet, der Rest wurde von Kiffern entdeckt und heimlich abgeerntet. Anna: Und eine Stelle war offensichtlich der Polizei gemeldet worden. Das war nach dem ersten Schreck ein echt witziges Bild: Mitten im Wald - um ein paar Bäume herum - war da mit Polizei-Absperrband ein kleines Areal wie ein Tatort abgegrenzt, obwohl die schrecklich illegalen Pflanzen natürlich längst entfernt worden waren.
Micha: Das ist eben der Vorteil bei dieser Art des Outdoor-Growings - juristisch bist du damit natürlich viel weniger angreifbar als mit der Growbox im heimischen Wohnzimmer. Denn bestraft wird ja nach dem festgestellten THC-Gehalt, der im Besitz einer Person gefunden wird - mitten in öffentlichen Waldgebieten einen Besitz eindeutig nachzuweisen ist dagegen fast unmöglich. Selbst, wenn einen die Polizei bei der Ernte überrascht, kann man ja immer noch sagen, man wäre hier nur zufällig auf diese Pflanzen gestoßen und habe darin eine Gelegenheit zur spontanen Ernte gesehen.
Trotzdem growt ihr ja auch weiterhin Indoor...
Tom: Ja, da kann man einfach verlässlicher den zu erwartenden Ertrag kalkulieren. Daher haben wir auch vor kurzem etwas aufgerüstet und uns noch ein zweite, doppelt so große Growbox zugelegt. Damit wollen wir nun in die komplette Selbstversorgung gehen - bisher mussten wir zwischendurch doch ab und zu noch mal was von irgendwoher besorgen. Unsere Anschaffungskosten hatten wir dann schon nach relativ kurzer Zeit wieder drin - in Form von Gras bzw. in Form von gespartem Geld, was man nun nicht mehr für Gras aus zweifelhaften Quellen ausgeben musste. Ich glaube, damit sind wir alle sehr zufrieden - denn grundsätzlich teilen wir uns alle die Kosten und den Ertrag. Text: M-Dog